Empathiefähigkeit ist die komplexe menschliche Fähigkeit, sich in die emotionalen Zustände anderer hineinzuversetzen, deren Gefühle zu erkennen, zu verstehen und mitzufühlen. Diese Eigenschaft ist keine reine Anlage, sondern entwickelt sich aus einem Zusammenspiel von biologischen und umweltbedingten Einflüssen. Zu den biologischen Faktoren gehören genetische Veranlagungen und spezifische Hirnstrukturen wie das Spiegelneuronensystem, das für Nachahmung und direktes Nachempfinden zuständig ist, sowie das limbische System, das bei der Emotionsverarbeitung eine zentrale Rolle spielt. Auch das kindliche Temperament beeinflusst empathische Reaktionen.
Empathie kann in zwei grundlegende Dimensionen unterteilt werden: die kognitive Empathie, also die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme, und die affektive Empathie, also das Mitfühlen mit den Emotionen anderer. Untersuchungen zeigen, dass die kognitive Komponente mit einem geringeren genetischen Einfluss (Heritabilität ca. 27 %) stärker durch Trainingsprogramme gefördert werden kann als die affektive Komponente, deren genetischer Anteil bei 52–57 % liegt. Entsprechend zielen viele Empathietrainings auf die Förderung der Perspektivenübernahme ab. Meta-Analysen belegen, dass derartige Trainings häufig zu signifikanten Verbesserungen der Empathiefähigkeit führen, wobei affektive Veränderungen seltener berichtet werden. Die Effektivität der Trainings hängt dabei unter anderem von der Dauer, der Methodik und der Art der Empathiemessung (Selbstbericht vs. Fremdbeurteilung) ab. Empathietrainings werden in der Literatur bereits im Hinblick auf positive Auswirkungen auf das Gesundheitssystem diskutiert, etwa durch verbesserte Therapie-Outcomes.
Umweltfaktoren wie emotionale Wärme und die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung sind ebenfalls von großer Bedeutung. Sie bilden die Grundlage, auf der ein Kind die Fähigkeit entwickelt, zwischen sich selbst und anderen zu unterscheiden – eine wesentliche Voraussetzung, um Verständnis für die Gefühle anderer aufzubauen. Obwohl Empathie oft automatisch ausgelöst wird, kann sie durch bewusste kognitive Prozesse kontrolliert und modifiziert werden.
Das ist besonders relevant für Empathietrainings, die darauf abzielen, empathische Fähigkeiten gezielt zu fördern. Solche Trainings konzentrieren sich häufig auf die kognitive Empathie, insbesondere die Perspektivübernahme, da diese Komponente als leichter beeinflussbar gilt. Studien zeigen, dass die Erblichkeit für kognitive Empathie geringer ist als für affektive Empathie, was darauf hindeutet, dass affektive Empathie weniger stark durch Trainings gesteigert werden kann.