Der Generation Effect, Generierungseffekt, bezeichnet das kognitionspsychologische Phänomen, bei dem Informationen besser im Gedächtnis behalten werden, wenn sie aktiv selbst erzeugt statt nur passiv gelesen oder gehört werden. Dieser Effekt wurde erstmals systematisch von Slamecka und Graf im Jahr 1978 untersucht. In ihrer Studie sollten die Versuchspersonen entweder Wortpaare lediglich lesen, wie zum Beispiel „cold – hot“, oder das zweite Wort aktiv generieren, etwa indem sie nur den Anfangsbuchstaben erhielten, also „cold – h___“. Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass die selbst generierten Wörter deutlich besser erinnert wurden als die nur gelesenen. Dieser Effekt trat unabhängig davon auf, ob die Wörter semantisch miteinander verwandt waren oder nicht.
Als Erklärung wird häufig angeführt, dass das aktive Generieren eine tiefere kognitive Verarbeitung erfordert. Das Gehirn ist stärker involviert, wenn es Informationen selbst hervorbringen muss, was zu einer besseren Verankerung im Gedächtnis führt. Der Generation Effect hat praktische Bedeutung für das Lernen: Wer sich etwa beim Sprachenlernen die Übersetzungen selbst zu erschließen versucht oder Quizfragen beantwortet, anstatt nur Texte zu lesen, merkt sich die Inhalte in der Regel besser. Auch in der Lehre oder im Gedächtnistraining wird dieser Effekt gezielt genutzt, indem Lernende durch aktives Problemlösen, Fragenbeantworten oder eigenes Formulieren stärker in den Lernprozess eingebunden werden. Ein weiteres Beispiel sind die zahlreichen KI-generierten Karteikartensysteme, die von Schülerinnen und Studenten zum Lernen verwendet werden.
Siehe dazu ausführlich Warum handgeschriebene und selbst formulierte Karteikarten effektiver sind als KI-generierte.
Literatur
Slamecka, N. J. & Graf, P. (1978). The generation effect: Delineation of a phenomenon. Journal of Experimental Psychology: Human Learning and Memory, 4, 592–604.