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Mandela-Effekt

    Als Mandela-Effekt bezeichnet man das Phänomen, dass größere Gruppen von Menschen sich vermeintlich an eine Situation erinnern, die sich so gar nicht oder zumindest anders zugetragen hat, was recht häufig bei großen Ereignissen passiert, die eine Gruppe von Menschen betreffen. Dabei werden dann unbewusst Erinnerungen produziert, diese werden dann missinterpretiert oder bestehende manipuliert. Es handelt sich dabei um eine Konfabulation, wenn sich eine ganze Gruppe von Menschen an eine objektiv falsche Tatsache erinnern, d. h., diese gehen fest davon aus, dass etwas geschehen ist, obwohl das nachweislich nicht so eingetreten war. Beim Mandela-Effekt geht es demnach um Erinnerungen, die von der Mehrheit einer Gemeinschaft unbewusst falsch rekonstruiert wurden. Dabei gilt, je mehr Menschen von der falschen Erinnerung überzeugt sind, desto realer wird sie für diese.

    Namensgeber für diese Form der Konfabulation ist dabei Nelson Mandela, denn einige Menschen gingen lange und oder gehen immer noch davon aus, Mandela wäre schon in den 1980ern in einem südafrikanischen Gefängnis gestorben, obwohl er erst 2013 an einer Lungenentzündung verstorben ist. Damals nahmen also viele Menschen fälschlicherweise an, dass Mandela bereits im Gefängnis verstorben sei, dabei wurde er 1990 aus der Haft entlassen und danach sogar noch Präsident. Als 2013 Mandelas Tod durch die Medien ging, waren viele Menschen verwundert, einige meinten sogar, sie könnten sich an Aufnahmen der Beerdigung von Mandela erinnern.

    Konfabulation beschreibt demnach, wie Menschen ihre Erinnerungen unbewusst verändern oder sogar ganz neue kreieren, wobei sie Ereignisse oder Aussagen erfinden und diese dann als Erinnerungen abspeichern. Konfabulationen spielen etwa auch bei der Alzheimer-Krankheit und anderen Formen von Demenz eine Rolle. Das bedeutet auch, dass diese Manipulation der Erinnerungen nicht böswillig oder auch nur absichtlich passiert, sondern das Gehirn greift zu diesem Mittel, wenn ihm etwa im Falle von Alzheimer-Erkrankten Informationen fehlen. Es reimt sich dann selbst etwas zusammen, was in das eigene Weltbild passt, sodass das Ereignis oder Gespräch wieder schlüssig wirkt.

    Ursprung des Begriffs: Angeblich antwortete die Autorin Fiona Broome, als sie im Jahr 2010  an einer Tagung teilnahm, auf Nachfrage eines Teilnehmers, dass Nelson Mandela längst tot sei. In ihrer Erinnerung war der spätere südafrikanische Präsident noch in der vorherigen Haft in seiner Zelle gestorben, wobei sie sich sogar an Szenen seiner Beerdigung aus dem Fernsehen konnte sie sich erinnern. Außer Fiona Broome konnten sich noch mehrere Tagungsteilnehmer an den Tod von Nelson Mandela in der Haft erinnern und je länger sie darüber sprachen, desto deutlicher, intensiver und facettenreicher wurde ihre Erinnerung, wobei sogar die vorliegenden Fakten zum tatsächlichen noch lebenden Nelson Mandela teilweise in Frage gestellt wurden. Broome postete daraufhin ihre erstaunliche Erfahrung in ihrem Blog und nannte das falsche Erinnerungserlebnis „Mandela-Effekt“, und schon nach kurzer Zeit meldeten sich zahlreiche Menschen bei ihr, die von ähnlichen Erfahrungen mit ihrem Gedächtnis berichteten (Stapel, 2022).

    Ein Beispiel  für diesen Effekt ist auch der Monopoly-Mann, wobei viele Menschen davon überzeugt sind, dass er ein Monokel trägt, was aber nicht zutrifft. Da ein Monokel aber sehr gut in die Vorstellung von einem alten, reichen, etwas aus der Zeit gefallen Mann passt, also Schnurrbart, Zylinder und Frack trägt, trägt vermutlich auch ein Monokel. Man kann hier von einem Schema sprechen, d. h., wobei bei einer Erinnerung ein Teil eines Schemas (Schnurrbart, Zylinder, Frack) aktiviert wird, dann wird oftmals das ganze Schema aktiviert, zu dem eben auch ein Monokel gehört.

    Literatur

    Stangl, W. (2018). Stichwort: ‚Konfabulation‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
    WWW: https://lexikon.stangl.eu/2413/konfabulation (18-02-02)
    Stapel, H. (2022). Weshalb wir uns an Dinge erinnern, die in Wirklichkeit gar nicht passiert sind.
    WWW: https://www.geo.de/wissen/mandela-effekt–wenn-die-erinnerung-uns-streiche-spielt-31778206.html (22-04-14)


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    Ein Gedanke zu „Mandela-Effekt“

    1. Weitere Beispiele für den Mandela-Effekt

      „Luke, ich bin dein Vater“ – dieser Satz aus Star Wars hat Filmgeschichte geschrieben. Er ist aber auch völlig falsch, denn Darth Vader sagt: „Nein, ich bin dein Vater“.
      Die berühmte Statue „Der Denker“ stützt seine Stirn auf die Faust, vermutlich um sein Denk-Instrument, das Gehirn, auf Trab zu bringen. Nein! Er stützt sein Kinn auf.
      Das Lieblings-Pokémon Pikachu ist doch gelb mit schwarzen Spitzen an Ohren und Schwanz, oder? Wieder falsch, die Schwanzspitze ist auch gelb.
      Den Refrain des weltberühmten Hits „We are the Champions“ von Queen können wir alle mitsingen. Denn die Fans der Band haben den Song umgedichtet. Im Original singt Freddie Mercury am Ende nicht „… of the world“. Bei Live-Auftritten passte er sich einfach seinen singenden Fans an.
      Das Ford-Logo: Manche Menschen sind davon überzeugt, dass das Ford-Logo schon immer ein geschwungenes „F“ hatte. In Wirklichkeit war das „F“ immer gerade.

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