Eine Affirmation ist ein selbstbejahender Satz, den Menschen sich selber wieder und wieder sagen, um ihre Gedanken umzuprogrammieren. Affirmationen zu nutzen, ist angeblich eine der einfachsten und bekanntesten Methoden, wenn es darum geht, sich selbst zu ändern. Das Ziel dabei ist, das Verhalten und die Gefühle zu etwas zu dauerhaft zu verändern, denn Denken, Fühlen und Handeln hängen bekanntlich wechselseitig zusammen und wenn man seine Gedanken durch Affirmationen dauerhaft ändert, dann ändert sich nach einer Weile möglicherweise auch das Verhalten und auch die Gefühle ziehen irgendwann nach. Man nimmt an, dass Affirmationen, die andauernd wiederholt werden, ins Unbewusste eindringen, wobei diese am wirksamsten sind, wenn sie unmittelbar vor dem Schlafengehen wiederholt werden.
Vor allem im Zusammenhang mit NLP als Psychotechnik tauchen Affirmationen immer wieder auf. So heißt es auf einer einschlägigen Seite: „(…) eine positive Affirmation muss so tief ins Denken und Fühlen der jeweiligen Person eindringen, dass sie ganz automatisch „abgerufen“ wird und als gültiger Glaubenssatz unser Denken und Handeln beeinflusst. Positive Affirmationen wirken, weil sie ins Unterbewusstsein eindringen und es in eine neue Richtung leiten. Man kann sich das ein bisschen wie ein Dominospiel vorstellen: erst verändern sich die Gedanken, dann die Gefühle und schließlich das Handeln, also unsere Entscheidungen und unser Verhalten. Das Unterbewusstsein ist deutlich stärker als das Bewusstsein. Dafür muss man aber gänzlich überzeugt sein von seinem Affirmations-Satz, man muss ihn fühlen, nicht nur aufsagen. Es kann durchaus sein, dass eine Person glaubt, dass ihre positive Affirmation noch nicht begonnen hat zu wirken, das Unterbewusstsein aber schon eine Strategie in Richtung des affirmierten Ziels entworfen hat, die sich dann scheinbar plötzlich auch vor dem Bewusstsein auftut. Etwas Geduld braucht man deshalb schon, bis eine positive Affirmation ihre ganze Macht entfaltet. Auch deshalb, weil positive Affirmationen oft erst negative Glaubenssätze aus dem Unterbewusstsein verdrängen müssen. Und die hängen dort genauso tief verwurzelt, wie es die bejahende Botschaft irgendwann tun soll.“ Soweit die Theorie.
Positive Selbstgespräche oder Affirmationen, also sich selbst gut zureden, sollen helfen, Stimmung und Selbstwert eines Menschen zu heben. Allerdings ist bis jetzt noch nicht bewiesen, dass solche bekräftigenden Sätze für sich genommen tatsächlich helfen. Wood et al. (2009) haben untersucht, ob solche Affirmationen vielleicht schaden können, und haben nachgewiesen, dass positive Sätze über sich selbst zu wiederholen nur bestimmten Menschen hilft, doch gerade bei diesen, die so etwas am dringendsten bräuchten, geht es meist in die verkehrte Richtung. Vor allem für Menschen mit geringem Selbstwertgefühl können diese positiven Selbstaffirmationen eher als ein Dämpfer wirken. So kann ein Satz wie «Ich bin ein liebenswerter Mensch» bei Menschen mit niedrigem Selbstwert gleich Gedanken an Gegenbeweise aufkommen lassen. Diese Resultate passen gut zu Ergebnissen aus anderen Forschungsbereichen, denn so zeigten Untersuchungen zur Veränderung von Einstellungen, dass Nachrichten, die ohnehin schon nahe an den eigenen Einstellungen liegen, überzeugender sind als jene, die mit der eigenen Position kaum übereinstimmen, denn solche Botschaften werden häufig vehement zurückgewiesen. Positive Selbstgespräche kann man auch als Überzeugungsversuche verstehen, die dann umso erfolgreicher sind, je besser sie zur vorhandenen Einstellung passen. Wer sich selbst also nicht für liebenswert hält, sich das aber trotzdem einreden will, hält sich hinterher dann womöglich für noch weniger liebenswert als zuvor. Daher sind nur moderat positive Sätze, die einen kleineren Bereich betreffen, bei manchen Menschen erfolgreich.
Rein sprachwissenschaftlich betrachtet ist ein affirmative, bejahende, positiv wertende Verwendung oder Bedeutung eines Wortes das Gegenteil einer pejorativen, negativ wertenden oder abwertenden Verwendung oder Bedeutung.
Insbesondere in der modernen Massenkommunikation dienen affirmative Schlüsselsätze dazu, affine Peergroups durch ansteckende Begeisterung für das Produkt, die Dienstleistung o. ä. zu interessieren, zu motivieren und letztendlich zu aktivieren. Ein Beispiel der jüngeren Geschichte ist der englischsprachige Satz „Yes, we can!“ (zu Deutsch etwa: „Wir schaffen es!“), den der US-Präsidentschaftkandidat Barack Obama als Slogan seiner Partei für die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2008 verwendete. Vermutlich geht mit Affirmationen auch ein Placebo-Effekt einher.
Siehe dazu auch Positives Denken – eine Kritik.
Warnung: Randerscheinungen
Aus Sicht der wissenschaftlichen Psychologie völlig nutzlos sind die von fragwürdigen Anbietern stammenden stillen Affirmationen in Verbindung mit Subliminals bzw. silent Subliminals, bei denen angeblich eine Gehirnwellensynchronisation durch Entspannungsmusik stattfindet und versprochen wird. Solche Angebote finden sich im Internet für so ziemlich alle Lebensbereiche: Verbesserung des Gedächtnisses, massive Motivation, Prüfungen besser bestehen, Konzentration steigern und halten, mehr Geld verdienen, völlige Entspannung, Ziele besser erreichen, absolute Meditation, absolute Kreativität, besser einschlafen, besser aufwachen und auch noch Gesundheit steigern. Schon aus dieser Aufzählung ergibt sich deutlich, dass hier einfach Geld gemacht werden soll, ohne eine effektive Wirkung dieser Methode nachweisen zu können. Besonder spannend lesen sich dann Angebote, bei denen unhörbare Affirmationen versprochen werrden, denn dieses sind auf einer Frequenzhöhe von 80-100 Dezibel, es sind laute aber unhörbare Schallwellen die vom Innenohr, dem Cortex wahrgenommen werden. Vor allem Erwachsene sollten diese Frequenzbereiche nicht mehr bewusst wahrnehmen, jedoch werden diese angeblich vom Ohr abgefangen und vom Unterbewusstsein verarbeitet. Der Gipfel der Unverfrorenheit ist dann noch die Behauptung, dass das Unterbewusstsein diese positiven Affirmationen auf hoher Frequenz jedoch noch besser aufnimmt als auf einer bewusst hörbaren Frequenz.
Klassische Beispiele für Affirmationen
Für mehr Selbstsicherheit: Sich schwach zeigen zu dürfen, ist ein Zeichen von Selbstakzeptanz.
Für weniger Grübeln: Grübeln ist in Ordnung, ich sollte meine Bedenken jedoch zwischendurch in die Ferien schicken.
Im Streit: Streiten ist nicht schlimm. Aber ich kann mich auch anders verhalten.
Für weniger Angst: Sich seiner Angst direkt zu stellen ist stark. Ich betrachte mich von oben und erkenne, dass meine Angst nicht immer begründet ist.
Im Beruf: Alles, was ich beginne, kann ein Erfolg werden.
Übrigens finden sich im Internet auf einschlägigen Seiten Affirmationen, wie für alles Mögliche gut sein sollen. So fanden sich in einem Newsletter etwa folgende zehn positive Affirmationen für die Selbstheilung:
Ich liebe jede Zelle meines Körpers
Ich fühle mich in diesem Körper wohl
Ich entlasse alle Gedanken an Krankheit und Leid
Ich behandle meinen Körper liebevoll und achtsam
Ich gebe meinem Körper alles, was er braucht
Jeder Atemzug gibt mir Kraft und Heilung
Ich möchte vollständig gesund sein und tue alles dafür
Mir geht es von Tag zu Tag besser
Mein Körper wird geheilt und ich nehme diese Heilung an
Meine Gesundheit ist vollkommen
Es wird dann empfohlen, diese Affirmationen leise oder laut wiederholt auszusprechen, denn je öfter man diese Sätze spricht, desto besser kann man angeblich sein Unterbewusstsein neu ausrichten. Wenn man diese Technik dann in seinen Alltag einbaut – z.B. in das tägliche Zähneputzen -, können Affirmationen Körper und Seele positiv stärken und eine Selbstheilung ermöglichen.
Literatur
Wood, J. V., Perunovic, W. Q. E. & Lee, J. W. (2009). Positive self-statements: Power for some, peril for others. Psychological Science, 20, 860–866.
http://de.wikipedia.org/wiki/Affirmation (11-01-02)
https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/mehr-berichte-1/selbstwertgefuehl.html (20-04-12)
https://www.praxisvita.de/affirmationen-fuer-die-gesundheit-die-10-selbstheiler-19619.html (21-03-12)
Gedanken laut auszusprechen oder aufzuschreiben, hilft dabei, Ablenkungen auszublenden und die Gedanken zu ordnen. Manche sind überhaupt der Ansicht, dass Selbstgespräche auch ein Anzeichen von Intelligenz sind, denn Selbstgespräche bringen kognitive Vorteile mit sich und verbessern auch die Konzentration. Durch Selbstgespräche kann man vieles besser und schneller analysieren, denn es macht die eigenen Gedanken bewusst, was uns zu einem objektiveren und überlegteren Denken führt. Selbstgespräche können in manchen Fällen auch dazu führen, dass man im Gespräch mit sich selbst Ängste besser kontrollieren und sogar loswerden kann. Insgesamt betrachtet lernt man durch Selbstgespräche seine eigenen Gefühle und seine eigenen Fähigkeiten besser kennen.