Sinne bezeichnen ganz allgemein die Fähigkeit, Reize wahrzunehmen, wobei man Sinneswahrnehmung physikalisch nach der Natur des Reizes bestimmen kann, also etwa chemische, mechanische, optische, elektrische und magnetische Felder, oder physiologisch nach Sinnesmodalitäten wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Hinzu kommen noch weitere Sinne: Der vestibuläre Sinn sorgt nicht nur für räumliche Orientierung und Körperbalance, sondern kontrolliert auch die Augen- und Kopfbewegung, denn anders wäre der Mensch nicht in der Lage, während einer Bewegung die Welt im Blick zu behalten. Auch Signale aus dem Inneren des Körpers wie Kopfschmerzen oder Seitenstechen, also die Fähigkeit zur Wahrnehmung des eigenen Körpers (Propriozeption) erlaubt Menschen etwa, mit geschlossenen Augen einen Finger an die Nase zu führen. In den Neurowissenschaften werden die für das Fühlen und die Propriozeption verantwortlichen Rezeptoren in der Haut und den Muskeln zum somatosensorischen System zusammengefasst. Seit dem frühen 19. Jahrhundert haben Wissenschaftler eine Vielzahl von sehr spezialisierten Sinneszellen ausfindig gemacht, denn so reagieren jeweils eiige Rezeptoren auf leichte Berührungen, Vibrationen, starken Druck oder die Dehnung der Haut, aber auch für die Temperaturwahrnehmung stehen eigene Nervenenden (Thermorezeptoren) zur Verfügung. Auch die Wahrnehmung von Schmerzen beruht nicht nur auf einer Überreizung von Nerven, vielmehr besitzt der Körper spezielle Nozirezeptoren und ein unabhängiges System aus langsamen und schnellen Nervenbahnen, um auf drohende Verletzungen reagieren zu können. Letztlich besitzt der Mensch auch einige viszerale Sinne für die Wahrnehmung der inneren Organe, die Menschen vor dem Verhungern oder Verdursten warnen, und das in der Regel unbewusst.
Unter Sinn wird in der Psychologie demnach zunächst die physiologische Wahrnehmung der Umwelt mit Sinnesorganen verstanden. Diese körperliche Sinnlichkeit umfasst Wahrnehmungen über die fünf klassischen Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, ergänzt durch den Bewegungssinn sowie das Bauchgefühl (Intuition). Dabei kann der Zusammenhang aus Momenten des Wohlfühlglücks oder des Flows erlebt werden, wie etwa über das Hören von Musik, das Betrachten schöner Landschaften, das Riechen an Blumen, das Berühren eines Menschen.
Sinn gilt in der Psychologie als eigenständige Komponente des persönlichen Wohlergehens und wird als maßgeblich für Lebensqualität, psychisches Wohlbefinden und persönliches Wachstum betrachtet. Sinn wird Handlungen, Vorhaben und Aktivitäten, Ereignissen, Sachverhalten und Normen zugeschrieben, wobei diese Sinnzuschreibung eine kognitiv-bewertende Funktion darstellt, die mit emotionalem Erleben sowie mit Verhalten und Handeln verbunden ist.
Sinnerleben ist individuell unterschiedlich ausgeprägt, doch dazu gehört etwa das Erreichen subjektiv wertvoller Ziele ebenso wie das Handeln nach persönlichen Werten. Sinn kann auch der Aufbau von gelingende Beziehungen über Fairness und Respekt machen, sich gegenseitig zu unterstützen oder die Nähe zu besonderen Menschen zu suchen, nicht zuletzt auch zu sich selbst. Genauso wichtig ist aber auch außerhalb der eigenen Person zu fragen, welchen Beitrag man zur Gesellschaft leisten kann, welches Vermächtnis man hinterlassen möchte. Das menschliche Sinnerleben hängt auch davon ab, dass man weiß, was wichtig und richtig ist und auch dementsprechend handeln bzw. handeln zu können, denn oft haben Menschen nicht die Möglichkeit, den Freiraum oder die notwendige Kompetenz, um grundlegenden Fragen ihr Leben betreffend zu reflektieren. Ursache dafür kann etwa die fehlende Anregung im familiären und schulischen Umfeld sein, später im Leben dann die Anpassung an die Erwartungen der Gesellschaft, denn man macht, was notwendig ist, um Freunde zu finden, eine Arbeit zu bekommen, im Beruf aufzusteigen, bei anderen nicht anzuecken. Dadurch wird ein Infragestellen persönlicher Haltungen wie auch systemischer Ungerechtigkeit eher verhindert, da es einem wichtig ist, sich einzuordnen und nicht die Strukturen, in die man eingebettet ist, zu hinterfragen.
In der Gestaltpsychologie ist der Sinn verbunden mit der Erfüllung von Gefordertem wie etwa der Art der Zusammenfassung von Teilen zu einem Ganzen oder der Wirksamkeit von Bezugssystemen.
Für Viktor Frankl ist das Streben nach Sinn im Leben die primäre Motivationskraft des Menschen (Willen zum Sinn), wobei in der von ihm begründeten existenzanalytischen Anthropologie und Logotherapie Heilung von psychischen Schäden nur durch neue Sinnfindung geschehen kann. Frankls ordnet das Streben nach Sinn dem Streben nach Lust (Freud) und dem Willen zur Macht (Adler) vor.
Für Menschen macht etwas vor allem dann Sinn, wenn Zusammenhänge erkennbar werden, wenn also einzelne Dinge, Menschen, Begebenheiten, Erfahrungen nicht isoliert für sich stehen, sondern in irgendeiner Weise aufeinander bezogen sind. Man unterscheidet neben der körperlichen Sinnlichkeit auch den seelischen Sinn, der in allen Arten von gefühlsbezogenen Bindungen, seien diese zu Menschen, der Heimat, der Arbeit, zur Natur oder auch zu sich selbst liegt. Geistiger Sinn erschliesst sich für Menschen aus dem Denken, also durch Deutung und Interpretation, Lernen und Erkennen, die Ausrichtung auf ein Ziel oder das Erzählen von Geschichten, doch auch der Zweifel gehört zur geistigen Sinngebung. Der transzendente oder spirituelle Sinn kann sich aus religiösen Überzeugungen oder spirituellen Annahmen ergeben, wobei dieser für das Leben mancher Menschen eine große Entlastung bieten kann, neben der eigenen Existenz noch eine andere Dimension zu vermuten.
Literatur
Frankl, V.E. (1990). Der leidende Mensch. Anthropologische Grundlagen der Psychotherapie. München: Piper.
https://www.tagblatt.ch/leben/sinnvolle-sinnsuche-ld.1119487 (19-05-19)
http://www.spektrum.de/quiz/wie-viele-sinne-hat-der-mensch/867032 (16-05-16)