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Existenzanalyse

    Die Existenzanalyse ist eine  psychotherapeutische Methode und betrachtet die Menschen als Einheit und Ganzheit von Körper, Seele und Geist. Der Begriff Existenz meint dabei ein sinnvolles, in Freiheit und Verantwortung gestaltetes Leben. Ziel der Existenzanalyse ist es, der Person zu einem erfüllten Dasein zu verhelfen, so dass sie „Ja“ zu ihrem Leben sagen kann. Grundannahme ist dabei, dass es nicht das Glück ist, das Menschen suchen, sondern sie suchen etwas, weshalb sie glücklich sein können.

    Dabei ist die Logotherapie auch eine von V. E. Frankl begründete und auf der Existenzanalyse fußende psychotherapeutische Methode zur Behandlung von seelischen Störungen. Sie zielt auch im Gegensatz zur Psychoanalyse auf die Aktivierung der „noetischen“, also der von der Vernunft einsehbaren Schichten der Persönlichkeit, um die KlientInnen in die Lage zu versetzen, den Sinn ihres Daseins zu finden und sich dadurch von einer neurotischen Lebensverantwortungen zu befreien.

    Im Gegensatz zur Psychoanalyse ist die Existenzanalyse daher keine systematische Durchforstung der Vergangenheit, sie will nur jene biographischen Bereiche ergründen, die den aktuellen Lebensvollzug behindern. Nicht so sehr wird nach Traumata gesucht, sondern vor allem nach falschen Lebenseinstellungen, die dazu führten, dass der Mensch an seinen Möglichkeiten vorbeilebt. Die Analyse der Biographie hat auch insofern Bedeutung, dass sich der Mensch im Lebenslauf entfaltet, denn an diesem wird wohl am besten abzulesen sein, was der Mensch sowohl hinsichtlich seiner Seinswirklichkeiten ials auch hinsichtlich seiner Seinsmöglichkeiten ist.

    Viktor E. Frankl, Begründer der Logotherapie, auch „Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“, wurde 1905 in Wien geboren, und stand anfangs im Schatten von Sigmund Freud und Alfred Adler, die mit der Psychoanalyse und der Individualpsychologie zwei Richtungen der Wiener Psychotherapie begründeten, die weltweit in der noch jungen Wissenschaft Psychologie sowie in der Politik Maßstäbe setzten. Aber spätestens ab den 1950er-Jahren gewannen Frankls Erkenntnisse zunehmend an Bedeutung, weil sie die Grenzen zwischen Medizin, Psychologie, Philosophie und Literatur überschritten, wobei das bestimmende Thema dabei der Mensch auf der Suche nach Sinn ist. Während Freud die Frustration des Willens zur Lust und Adler die Frustration des Willens zur Macht in ihrer Zeit als Hauptursachen psychischer Not betrachteten, sah Frankl eher die unerfüllte Sinnsuche mit der Folge eines existenziellen Vakuums als Ursache. Schon während seiner Arbeit in der Suizidprävention in Wien vor dem Anschluss Österreichs gelangte Frankl zu der Überzeugung, dass Menschen, die einen Lebenssinn erkennen, von ihren Suizidgedanken loskommen können. Er selbst verfasste das Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“, kurz nachdem er 1945 aus dem Konzentrationslager Türkheim befreit worden war.


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