Die Altersepilepsie ist eine Form der Epilepsie, die bei Menschen über sechzig Jahren auftritt, von der nur etwa 1 % der über 65-Jährigen betroffen sind. Von einer Epilepsie im höheren Lebensalter spricht man, wenn nach dem 65. Lebensjahr mindestens zwei nicht provozierte epileptische Anfälle innerhalb von 24 Stunden auftreten, wobei Epilepsieerkrankungen, die bereits seit Kindheit oder Jugend bestehen, hier nicht dazugezählt werden. Die häufigste Ursache für eine Altersepilepsie sind Durchblutungsstörungen des Gehirns, wobei bei einem Drittel der Fälle keine eindeutige Ursache feststellbar ist.
Die Häufigkeit der Altersepilepsie in der Bevölkerung nimmt jedoch zu, was möglicherweise auf die längere Lebenserwartung von Menschen mit anderen Erkrankungen zurückzuführen ist, die das Epilepsierisiko erhöhen können, wie z. B. Schlaganfall und Alzheimer-Krankheit. Die Altersepilepsie ist aber nach Einschätzung von Experten neben Schlaganfall und Demenz die dritthäufigste neurologische Erkrankung von älteren Menschen und wird dabei häufig übersehen. Grund dafür ist vor allem das untypische Krankheitsbild, denn epileptische Anfälle sind im Grunde Krampfanfälle, die durch vorübergehende Funktionsstörungen von Nervenzellen im Gehirn ausgelöst werden. Das weitläufig bekannte Erscheinungsbild eines epileptischen Anfalls ist geprägt von starrem Blick, Bewusstseinsverlust und unkontrollierbaren Zuckungen des ganzen Körpers, doch bei der Altersepilepsie ist meist nur ein bestimmter Bereich des Gehirns betroffen, wobei Symptome wie kurz auftretende Abwesenheitszustände, Verwirrtheit oder Sprachunfähigkeit sind charakteristisch aber nicht sehr spezifisch sind, sodass Altersepilepsie oft nicht erkannt oder als allgemeine Folge des Alters missverstanden wird. Die Altersepilepsie kann auch andere Symptome hervorrufen, die typischerweise nicht mit Epilepsie in Verbindung gebracht werden, wie Depressionen, Angstzuständen und Persönlichkeitsveränderungen.
Die Diagnose der Altersepilepsie kann schwierig sein, da sie mit anderen Erkrankungen verwechselt werden kann, die bei älteren Erwachsenen Anfälle verursachen können, wie z. B. Schlaganfall, Demenz und Herzerkrankungen. Um die Diagnose einer Altersepilepsie zu stellen, führen Ärzte in der Regel eine körperliche Untersuchung, eine neurologische Untersuchung und ein EEG durch.
Epileptische Veränderungen sind oft nicht in einem normalen EEG nachzuweisen, sodass ein Belastungstest durchgeführt werden muss. So können im EEG Anfallsmerkmale durch Schlafentzug provoziert werden, die dann eventuell in einem Schlafentzugs-EEG nachweisbar sind. Das Schlafentzugs-EEG ist ein neurologischer Provokationstest, wobei durch den Schlafentzug die Krampfschwelle gesenkt und die Wahrscheinlichkeit für epilepsietypische Potenziale erhöht werden soll. In vielen Fällen ist die zusätzliche Durchführung eines solchen EEG hilfreich, um zwischen epileptischen und nicht-epileptischen Anfällen zu unterscheiden und um epileptische Syndrome näher zu klassifizieren. Für die Durchführung eines Schlafentzugs-EEGs muss der oder die einen ganzen Tag und eine ganze Nacht hindurch wach bleiben (Beschäftigungen, das Konzentration erfordern, etwa Basteln, Bügeln, Putzen usw. Am nächsten Morgen wird dann während des Einschlafens und des Aufwachens über etwa 20-30 Minuten ein EEG durchgeführt, denn in dieser Zeit ist das Gehirn am empfindlichsten bzw. sind krampfspezifische Stromverläufe sind am ehesten nachweisbar. Bisherg liegen nur begrenzte Daten über den Wert eines Schlafentzugs-EEG in der Epilepsie-Diagnostik vor, in bisherigen Studien schwankt die dadurch beobachtete Aktivierungsrate epilepsietypischer Muster zwischen 13% und 52%.
Die Symptome sind nicht spezifisch und werden gerade im höheren Alter oftmals durch andere Erkrankungen, wie etwa Demenz, überdeckt, wobei oft erst andere Ursachen, wie kurzzeitige Hirndurchblutungsstörungen, Hirntumore, Migräne oder auch Medikamenten-Nebenwirkungen ausgeschlossen werden müssen.
Altersepilepsie ist nicht heilbar, kann aber gut mit Medikamenten behandelt werden, wobei es das Ziel der Behandlung ist, die Anfälle zu kontrollieren und zu verhindern, dass sie erneut auftreten. Zu den Medikamenten, die zur Behandlung von Altersepilepsie eingesetzt werden, gehören Antikonvulsiva wie Carbamazepin (Tegretol), Phenytoin (Dilantin) und Valproinsäure (Depakote). Mit der richtigen Behandlung können die meisten Menschen ein normales, produktives Leben führen.
Literatur
https://www.sprechzimmer.ch/Krankheitsbilder/Epilepsie_im_Alter_Altersepilepsie.html (22-08-08)
Dempewolf, S., Bunten, S. & Happe, S, (2007). Die Bedeutung des Schlafentzugs-EEGs in der Diagnostik von Epilepsien. Klinische Neurophysiologie, 38, doi:10.1055/s-2007-976338.