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Superager

    Kognitive Fähigkeiten wie insbesondere das Gedächtnis nehmen normalerweise mit dem Alter ab, doch einige Menschen können jedoch bis ins hohe Alter die Gedächtnisfunktion von wesentlich jüngeren aufweisen. Superager – man findet auch die Schreibweise Super-Ager oder SuperAger – ist dabei jener Begriff, der aktuell in der neurowissenschaftlichen Forschung verwendet wird, um ältere Menschen zu beschreiben, deren Gedächtnisleistung und kognitive Fähigkeiten außergewöhnlich gut sind und denen es gelingt, im Alter geistig fit zu bleiben, ähnlich wie bei Menschen, die deutlich jünger sind.

    Die Forschung zu Superagern konzentriert sich darauf, die neurobiologischen und genetischen Faktoren zu verstehen, die zu ihrer bemerkenswerten kognitiven Funktion beitragen, wobei einige Studien darauf hindeuten, dass Superager möglicherweise strukturelle Unterschiede in bestimmten Hirnregionen aufweisen, die für Gedächtnis und Lernen wichtig sind. Es wird auch vermutet, dass eine Kombination aus genetischen Veranlagungen und einem gesunden Lebensstil eine Rolle spielen könnte.

    Es konnte gezeigt werden, dass Superager größere und gesündere Neuronen im entorhinalen Cortex haben als ihre kognitiv durchschnittlich gleichaltrigen Altersgenossen und diejenigen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Einiges deutet darauf hin, dass die großen Zellen schon von Geburt an vorhanden waren und ihre Struktur ein Leben lang beibehalten wird. Größere Neuronen im Gehirn könnten also bereits von Geburt an darauf hinweisen, dass ein Mensch bis ins hohe Alter geistig fit bleibt, wobei die größeren Neuronen auch eine Resistenz gegen die Alzheimer-Krankheit zu bieten scheinen.

    Generell zeigen die Gehirne von Superagern mehr graue Substanz als jene von typisch Gealterten, wobei bei Super-Agern die graue Substanz in Schlüsselbereichen des Gehirns im Laufe von fünf Jahren langsamer abnahm. Man glaubt aufgrund der Untersuchung von Biomarkern auch, dass nicht nur bessere Bewältigungsstrategien Superager vor altersbedingtem Gedächtnisverlust bewahren, sondern dass sie einfach widerstandsfähiger gegen altersbedingte Veränderungen der Hirnstruktur sind. Beim Vergleich von demografischen, lebensstilbezogenen und klinischen Faktoren zeigte sich, dass Superager über eine bessere geistige Gesundheit und mehr Mobilität verfügen als andere Menschen in ihrer Altersgruppe, wobei manche Merkmale zusätzlich durch genetische Faktoren mitbeeinflusst sein könnten. Wie immer ist natürlich die Annahme einer Kausalität problematisch, da geistig leistungsfähigere Menschen auch einen gesünderen Lebensstil praktizieren dürften.

    Der Begriff Superager wurde erstmals in den frühen 2010er Jahren von der Neuropsychologin Lisa Feldman Barrett und ihrem Team an der Harvard University geprägt. Sie begannen, ältere Menschen zu untersuchen, die trotz ihres hohen Alters eine bemerkenswerte kognitive Leistungsfähigkeit und ein gut erhaltenes Gedächtnis zeigten. Diese Superager wurden mit anderen Personen gleichen Alters verglichen, die eine typische Alterung der geistigen Fähigkeiten aufwiesen.

    Literatur

    Garo-Pascual, Marta, Gaser, Christian, Zhang, Linda, Tohka, Jussi, Medina, Miguel & Strange, Bryan A. (2023). Brain structure and phenotypic profile of superagers compared with age-matched older adults: a longitudinal analysis from the Vallecas Project. The Lancet Healthy Longevity, 4, doi:10.1016/S2666-7568(23)00079-X
    Nassif, Caren, Kawles, Allegra, Ayala, Ivan, Minogue, Grace, Gill, Nathan P., Shepard, Robert A., Zouridakis, Antonia, Keszycki, Rachel, Zhang, Hui, Mao, Qinwen, Flanagan, Margaret E., Bigio, Eileen H., Mesulam, M.-Marsel, Rogalski, Emily, Geula, Changiz & Gefen, Tamar (2022). Integrity of neuronal size in the entorhinal cortex is a biologic substrate of exceptional cognitive aging. The Journal of Neuroscience, doi:10.1523/JNEUROSCI.0679-22.2022.
    Stangl, W. (2022, 6. August). Was sind SuperAger? Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/4335/was-sind-superager.


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