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Narzissmus

    Die Menschen drängen sich zum Lichte, nicht um besser zu sehen, sondern um besser zu glänzen.
    Friedrich Wilhelm Nietzsche (Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister, 1878-1880. Zweiter Band. Zweite Abteilung: Der Wanderer und sein Schatten)

    Wer in sich selbst verliebt ist, hat wenigstens bei seiner Liebe den Vorteil, dass er nicht viele Nebenbuhler erhalten wird.
    Georg Christoph Lichtenberg

     

    Der Narzissmus ist eine starke Selbstverliebtheit oder auch Eitelkeit. Narzissten sind ständig auf der Suche nach Bewunderung und haben gleichzeitig eine enorme Angst vor Kränkung, was sie oftmals unberechenbar in ihren Reaktionen macht. Nach Expertenmeinung ist die aktuelle Struktur der Gesellschaft ein Nährboden für narzisstische Verhaltensweisen, denn wenn man Erfolg haben will, braucht man gewisse narzisstische Eigenschaften. Selbstwertgefühl und Narzissmus zeigen sich ungefähr im Alter von sieben Jahren, denn erst dann haben Kinder ein allgemeines Urteil über sich selbst entwickelt, unter anderem dadurch, weil sie sich mit Gleichaltrigen vergleichen. In diesem Alter beginnen sie erstmals darüber nachzudenken, welchen Eindruck sie bei anderen Menschen hinterlassen, sodass die mittlere und späte Kindheit die wichtigste Phase bei der Entstehung von Narzissmus sein dürfte.

    Klinische Praxis und psychologische Forschung verstehen unter Narzissmus nicht unbedingt dasselbe, denn manche sehen darin eine frühe und andauernde und pathologische Entwicklungsstörung, während etwa Sozialpsychologen Narzissmus als Persönlichkeitsmerkmal definieren, das in der Bevölkerung normalverteilt ist, d. h., die meisten Menschen liegen irgendwo in der Mitte dieser Verteilung, Extreme sind eher selten. Papageorgiou et al. (2019) haben mehrere Untersuchungen zu NarzisstInnen durchgeführt und kommen zu dem Schluss, dass dieser Persönlichkeitstypus auch seine positiven Seiten hat, denn die Selbstverliebtheit oder Selbstbewunderung kann auch dazu führen, dass narzisstische Menschen mental stark sind, sich weniger gestresst fühlen und weniger anfällig sind für Depressionen.

    Eine mögliche Ursache dieser Störung können bestimmte elterliche Erziehungsmuster sein, etwa eine übertrieben starke Bevorzugung in der Kindheit bzw. eine übermäßige Leistungsfokussierung durch die Eltern. Wenn Eltern ihrem Kind immer wieder vermitteln, dass es besser ist als andere oder mehr wert ist als seine Mitmenschen, dann wird das Kind diese Haltung übernehmen und eine unangemessene Anspruchshaltung verbunden mit Tendenz zum Narzissmus entwickeln. Aber auch wenn Eltern sehr wenig auf ihr Kind eingehen und ihm nur dann Beachtung schenken, wenn es etwas Besonderes geleistet hat, z.B. sehr gute Noten in der Schule hat, kann dies zu einer übergroßen Leistungsorientierung führen, wobei das Gefühl entsteht, selbst wenig Wert zu sein und nur durch auffallende Leistungen oder durch das besondere Hervorheben der eigenen Erfolge Anerkennung zu erhalten.

    Vor allem zu hohe Anforderungen an Kinder und Jugendliche bei fehlender emotionaler Unterstützung begünstigen narzisstische Eigenschaften, aber auch später kann auch eine starke Erfolgsorientierung in der Arbeitswelt den Narzissmus befördern, wobei vor allem Anforderungen an Führungskräfte oft jenen Kriterien ähneln, die einen Narzissten ausmachen: von sich übermäßig überzeugt zu sein. Merkmale von Narzissten sind oft Gefühle besonderer Wichtigkeit, Überlegenheit, Einzigartigkeit oder gar Grandiosität, d. h., ein Narzisst fordert Anerkennung und Bewunderung, häufig auch, dass er besser behandelt wird. Betroffene können mit Kritik oder ausbleibender Anerkennung schlecht umgehen und reagieren diesbezüglich oft unbeherrscht, teils auch mit starker Niedergeschlagenheit. Typisch für die meisten Narzissten sind Probleme, sich in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen, deren Sichtweise zu verstehen und zu akzeptieren. Dabei ist ein selbstverliebter Mensch, der vielleicht häufig großspurig auftritt, nicht automatisch krank, denn ein gesunder Narzissmus gehört zum Menschen dazu, doch wenn normale Eigenschaften ein krankhaftes Ausmaß annehmen, ist jemand von der narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen. Maßstäbe sind unter anderem Größegefühl, Erfolgsphantasien, Neid oder das Ausnutzen anderer, wobei für eine positive Diagnose das Verhalten der Betroffenen dauerhaft von der Norm abweichen muss.

    Agentischer vs kommunaler Narzissmus

    Rentzsch & Gebauer (2019) haben untersucht, welche Narzissten beliebter sind: die agentischen oder die kommunalen. Agentische Narzissten sind Menschen, die sich selbst überschätzen, sich beispielsweise für intelligenter, kompetenter oder entscheidungsfreudiger als andere halten, weshalb sie Mitmenschen herablassend behandeln, während kommunale Narzissten ihre Beziehungskompetenz überschätzen, denn sie halten sich für den besten Freund, den ein Mensch nur haben kann, auch wenn sie sich anderen gegenüber nicht unbedingt freundlich verhalten. Stichprobe dieser Untesuchung waren Psychologie-Studierende der Humboldt-Universität zu Berlin, die im ersten Bachelorsemester eine Selbstbeschreibung im Hinblick auf Narzissmus erstellten. In den folgenden Semesterwochen wurden sie in Seminargruppen aufgeteilt und lösten gemeinsam Aufgaben, wonach sie angeben mussten, wie sie sich bei der Arbeit gegenseitig wahrgenommen hatten. Je stärker die agentischen Eigenschaften waren, desto ablehnender hatte sich eine Person gegenüber Mitstudierenden verhalten und desto mehr Ablehnung brachten diese ihr entgegen, während kommunale Narzissten ihre positive Wirkung auf andere überschätzten, denn ihre KollegInnen mochten sie nur durchschnittlich gern. Diese psychologische Studie konnte die Tit-for-Tat-Hypothese in Bezug auf Narzissmus bestätigen, die besagt: „Wie du mir, so ich dir“.

    Narzissmus in partnerschaftlichen Beziehungen

    Narzissmus wird mit einer Vielzahl von Herausforderungen in romantischen Beziehungen in Verbindung gebracht (z. B. erhöhte Aufmerksamkeit für alternative Liebespartner. Die Zusammenhänge zwischen narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen und romantischem Burnout wurden in einer großen iranischen Gemeinschaftsstichprobe von 668 heterosexuellen Liebespaaren (N = 1336) untersucht. Dabei unterschied man drei Formen von Narzissmus:

    • Extravertierter Narzissmus: Jemand möchte bewundert werden; strebt nach Erfolg; übernimmt gern das Kommando.
    • Neurotischer Narzissmus: Jemand braucht ständig Komplimente; fürchtet sich durch Fehler lächerlich zu machen; sorgt sich sehr darum, was andere von ihm/ihr denken.
    • Antagonistischer Narzissmus: Jemand hat keine Hemmungen, andere auszunutzen; glaubt einen Anspruch auf Sonderbehandlung zu haben; wird wütend, wenn er/sie nicht bekommt, was ihm/ihr vermeintlich zusteht.

    Narzisstische Persönlichkeitsmerkmale unterschieden sich in ihren Zusammenhängen mit romantischem Burnout in diesen Dyaden. Insbesondere traten Akteurseffekte auf, so dass extravertierter Narzissmus sowohl bei Frauen als auch bei Männern negativ mit romantischem Burnout assoziiert war. Im Gegensatz dazu zeigten die Akteurseffekte für antagonistischen Narzissmus und neurotischen Narzissmus, dass sie sowohl bei Frauen als auch bei Männern entweder direkt oder indirekt über den Wunsch nach Macht positiv mit romantischem Burnout assoziiert waren. Es gab auch Partnereffekte, so dass der extravertierte Narzissmus und der antagonistische Narzissmus von Männern mit dem Wunsch nach Macht und romantischem Burnout verbunden waren, wie ihre Partnerinnen berichteten. Der Narzissmus der Frauen stand jedoch nicht im Zusammenhang mit dem von ihren männlichen Partnern angegebenen Machtstreben oder romantischen Burnout. Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass das Machtstreben dazu beitragen kann, die Zusammenhänge zwischen antagonistischem Narzissmus und neurotischem Narzissmus und romantischem Burnout zu erklären, während extravertierter Narzissmus möglicherweise sogar einen gewissen Schutz vor romantischem Burnout bietet.

    Was ist der Unterschied zwischen alltäglichem Narzissmus und pathologischem Narzissmus?

    Pathologischer Narzissmus oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eher selten und betrifft höchstens ein Prozent der Bevölkerung, eine Prävalenz, die sich kaum verändert hat, seit man damit begonnen hat, diese zu messen. Eine pathologische Form des Narzissmus wird angenommen, wenn narzisstische Züge das alltägliche Funktionieren eines Menschen beeinträchtigen, wobei solche Funktionsstörungen typischerweise Reibungen in Beziehungen aufgrund des mangelnden Einfühlungsvermögens des pathologischen Narzissten verursachen. Pathologischer Narzissmus kann sich auch als Antagonismus manifestieren, der durch Grandiosität und Aufmerksamkeitssucht geschürt wird, indem die oder der Betroffene sich selbst als überlegen ansieht, betrachtet der bzw. die pathologische NarzisstIn alle anderen als minderwertig und ist möglicherweise intolerant gegenüber Meinungsverschiedenheiten oder Ansichten anderer.


    Das digitale Selbstporträt oder das Selfie mit einer Stange samt Handyhalterung aufgenommen, scheint übrigens das moderne Symbol des Narzissmus zu sein 😉
    Siehe dazu, wie das optimale Selfie aufgenommen werden sollte.


    Übrigens: Es gibt nach einem Bericht in einer TV-Station eine Selfie-Sucht – Selfitis -, da sich Psychologen einig sein sollen, dass zu viele Selfies ungesund sind und sogar süchtig machen können. Es gibt zahlreiche Ursachen dafür, die Menschen am häufigsten dazu veranlassen, ein Selfie zu machen:

      • Wenn sie Ihre Umgebung und Erlebnisse aufwerten wollen.
      • Wenn sie in einer Art Wettbewerb stehen und möglichst viele Likes in sozialen Medien erringen wollen.
      • Wenn sie Aufmerksamkeit erregen wollen, die sie sonst nicht bekommen.
      • Wenn sie sich einsam fühlen.
      • Wenn sie sich aufwerten wollen, weil sie das bearbeitete Bild schöner finden als sich selbst.
      • Wenn sie sich Ihrer Gruppe zugehörig fühlen wollen („das machen alle so“).

    Das Selfie dient demnach als Ersatzbefriedigung, denn es geht darum, Liebe und Bestätigung zu erfahren. Werden Menschen süchtig nach Selfies, kann das zu ernsthaften psychologischen Störungen führen, da sie versuchen, über Selbstportraits ihr eigenes Ich zu stärken oder ihre Stimmung zu heben. Auch lässt das stundenlange Retuschieren und Nachbearbeiten Betroffene die Realität verzerrt wahrnehmen, da sie dann ein möglichst perfektes Bild von sich zeigen möchten, das dem eigenen Ich gar nicht mehr entspricht. Man hat übrigens auch herausgefunden, dass besonders Männer und Heranwachsende im Alter von 16 bis 20 Jahren gefährdet sind, wobei sich drei Selfie-Sucht-Stufen zeigen:

      • Beunruhigend: Etwa drei Selfies am Tag, die aber nicht auf einer Social Media Plattform gepostet werden.
      • Alarmierend: Deutlich mehr als drei Selfies am Tag, die auch auf einer Social Media Plattform gepostet werden.
      • Krankhaft: Unkontrolliertes Bedürfnis, ständig Selfies zu schießen und davon mehr als sechs am Tag zu teilen.

    Das Wort Narzissmus entstammt der altgriechischen Sage vom schönen Jüngling Narkissos, der mit unstillbarer Liebe seinem eigenen Spiegelbild verfallen war und die Liebe der Nymphe Echo verschmähte, weil sie seiner Schönheit nicht gerecht wurde. Die Liebesgöttin Aphrodite bestrafte ihn dafür mit einer unstillbaren Selbstliebe. Der Mythos endet damit, dass der seinem Spiegelbild Verfallene sich aus Schmerz über die Unerfüllbarkeit seiner Liebe mit einem Dolch das Leben nimmt. Dieser Mythos aus dem antiken Griechenland hat die moderne Vorstellung von Narzissmus als übersteigerter und damit nicht gerade sympathischer Selbstliebe geprägt, wobei die alten Griechen dachten, dass ein wenig davon für einen Menschen gut sei, und auch Sigmund Freud erklärte den Narzissmus zu einem eher gesunden Mechanismus der Selbsterhaltung.

    Mit der Geschichte des schönen Narziss ist auch das Schicksal der Nymphe Echo verbunden, die sehr geschwätzig war und allzu gern über ihre Liebe redete, wie manche Verliebte das eben so tun. Dadurch verriet sie versehentlich der Gottesmutter Juno, dass Narziss der uneheliche Sohn des Gottesvaters Jupiter war, und so wurde Echo aus Wut über die Enthüllung dieses Betrugs von Juno mit einem Fluch belegt, indem sie von nun an nur noch die letzten Worte wiederholen konnte, die sie selbst von anderen gehört hatte. So wurde sie zum Echo des Geredes anderer und war verdammt dazu, das Wehklagen ihres geliebten Narziss über seinem unerreichbaren Spiegelbild nachzuahmen, ohne ihm aber helfen zu können, sodass sie am Ende ebenso unglücklich und einsam verstarb.


    Nach Millon & Davis haben manche Menschen in ihrer frühkindlichen Entwicklung unzureichende Liebe und Anerkennung von ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen erhalten, sie leiden oft lebenslang darunter und geben ihre Reaktionen auf ihre Entbehrungen an andere weiter. Narzissten sind oft Meister darin, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen, sie sind meist sehr kontaktfreudig und beim Kennenlernen äußerst erfolgreich und werden von den anderen in einer Gruppe oft als natürliche Anführer wahrgenommen und auch akzeptiert, was dem Naturell des Narzssten natürlich entegegenkommt. Viele Narzissten haben in ihren Karrieren Erfolg, was mit ihrer Kommunikationsstärke und Offenheit zu tun hat, aber auch mit der Durchsetzungskraft und Leistungsbereitschaft. Sie sind in ihrem Beruf sehr leistungsorientiert und manchmal auch kreativ, schreiben sich dann allerdings auch oft den Erfolg eines ganzen Teams nur sich alleine zu, was andere vor den Kopf stoßen kann, denn Narzissten betonen ständig ihre Überlegenheit und beuten manchmal andere für ihren eigenen Erfolg aus. Allerdings haben Narzissten auch ein ziemlich ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis und fühlen sich in der Beziehung bereits bedroht, wenn das geringste Zeichen an Desinteresse an ihrer Person auftritt. Narzissten benötigen daher ständige Achtung, Wertschätzung und Beachtung, wobei auch die anderen Ansprüche an das Leben groß sind. Sie wollen nicht von anderen Menschen gestört oder belästigt werden, denn sie denken, wie kann man eine wichtige Person mit solch unwichtigem Kram belästigen. Das Zusammenleben mit Narzissten ist daher sehr anstrengend, denn sie pressen Anerkennung und Lob aus der Pertnerin oder dem Partner heraus, denn für sie ist der Mitmensch in erster Linie ein Instrument, um Anerkennung zu erhalten. Beziehungen mit für unwichtig gehaltenen Mitmenschen oder Arbeitskollegen gelangen dann in untergeordnete Positionen auf der Rangliste eines Narzissten, was auch Familienangehörige betreffen kann. Eine Therapie kann Betroffenen helfen, wobei in dieser am Verhalten gearbeitet wird und nach der Ursache der Persönlichkeitsstörung gesucht wird. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung kommen häufig aber gar nicht auf die Idee, dass sie eine Therapie brauchen, denn sie erleben sich als jemand, der unfehlbar ist und keine Hilfe braucht.

    Brummelman et al. (2015) verglichen in Untersuchung daher zwei unterschiedliche Erklärungsansätze für die Entstehung von Narzissmus: Zum einen betrachteten sie die Perspektive der sozialen Lerntheorie, nach dieser entsteht Narzissmus dadurch, dass Eltern ihre Kinder überbewerten, ihnen vermitteln, sie seien etwas Besonderes und mehr wert als andere Kinder, mit der psychoanalytische Erklärung, nach der die Wurzeln des Narzissmus in fehlender elterlicher Wärme, Zuneigung und Wertschätzung liegen. Im Rahmen einer prospektiven Langzeitstudie mussten über fünfhundert Kinder und ihre Eltern viermal im Abstand von jeweils sechs Monaten Fragen zum kindlichen Narzissmus, zum Selbstwert des Kindes, zur Bewertung des Kindes durch die Eltern sowie zur elterlichen Wärme und Zuneigung beantworten. Zu Beginn der Untersuchung waren die Kinder dabei sieben bis zwölf Jahre alt, also in jenem Alter, in dem sich interindividuelle Unterschiede in den Narzissmuswerten zeigen. Die Ergebnisse stützen dabei die soziale Lerntheorie, denn hohe Narzissmuswerte hingen vor allem mit elterlicher Überbewertung des Kindes zusammen, nicht aber mit einem Mangel an elterlicher Wärme. Offensichtlich erwerben Kinder narzisstische Verhaltensweisen zum Teil dadurch, indem sie die überhöhten Ansichten und Erwartungen ihrer Eltern verinnerlichen. Elterliche Wärme, Zuneigung und Wertschätzung stand zwar nicht mit den Narzissmuswerten, wohl aber mit einem gesunden Selbstbewusstsein der Kinder im Zusammenhang. Man kann daher annehmen, dass Narzissmus ein Ergebnis bereits früher Sozialisationserfahrungen ist, wobei narzisstische Persönlichkeitszüge nicht mit einem gesunden Selbstbewusstsein verwechselt werden sollten. Brummelman et al. (2021) haben nun auch gezeigt, dass bereits Sieben- bis 14-Jährige eine Vorliebe für narzisstische Anführer haben, denn besonders von sich und ihren vermeintlichen Qualitäten eingenommene Kinder bekommen von ihren Klassenkameraden mit höherer Wahrscheinlichkeit Führungsaufgaben übertragen. Im Fall der Studie sollten diese in einer Gruppe Aufgaben moderieren und strukturieren. Offenbar verhält es sich in der Schule wie später im Berufsleben, denn nachgewiesenermaßen finden sind in den Führungspositionen überproportional viele narzisstisch veranlagte Menschen.

    Nach neueren Untersuchungen sehen im Gehirn von Narzissten spezielle Strukturen messbar anders aus, von denen einige mit der Steuerung von Empathie verbunden werden. Als Sitz der Empathie gelten Netzwerke in der Großhirnrinde bzw. in der Steuerungszentrale für Mitgefühl in der Inselrinde im seitlichen Teil des Stirnlappens, etwa zwischen Auge und Ohr. Auch beidseits in der unteren und mittleren Stirnwindung, dazu im rechten vorderen und linken mittleren Cingulum sowie im prä- und postzentralen Gyrus fand man bei Narzissten veränderte Strukturen. Allerdings kann natürlich nicht festgestellt werden, ob diese Strukturen die Ursache oder die Folgen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind.

    Das Selbstbewusstsein des (pathologischen) Narzissten ist im Grunde zu gering, wobei diese Persönlichkeitsstörung meist im frühen Erwachsenenalter beginnt und sich in verschiedenen Situationen zeigt. Diagnostische Kriterien für die Narzisstische Persönlichkeitstörung:

    • Man hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit, übertreibt die eigenen Leistungen und Talente.
    • Man erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden, ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolgs, von Macht, Schönheit oder idealer Liebe.
    • Man glaubt von sich, einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen Personen oder Institutionen verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können.
    • Man verlangt nach übermäßiger Bewunderung.
    • Man erwartet eine bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen.
    • Man ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, zieht Nutzen aus Anderen, um eigene Ziele zu erreichen.
    • Man zeigt einen Mangel an Empathie, ist also nicht fähig, die Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren.
    • Man ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf einen selbst.
    • Man zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Handlungen.

    Narzissten verhalten sich häufig wenig einfühlsam und scheinen sich vor allem für eines zu interessieren: für sich selbst. Ihr Beziehungsstil ist weitgehend durch Macht und Manipulation gekennzeichnet, wobei es nach Keith Campbell (University of Georgia) derzeit eine Epidemie an Narzissten in unserer Gesellschaft geben dürfte, die durch den Celebrity-Kult und selbstherrliche Darstellungen in sozialen Netzwerken gekennzeichnet ist. Viele Narzissten verhalten sich ihren Mitmenschen gegenüber auch aggressiv und kränkend. Andere abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten, scheint ein beliebtes Verhaltensmuster bestimmter Persönlichkeiten zu sein. In einer experimentellen Studie äußerten sich bei einer Bewertungsaufgabe anderer Menschen besonders Narzissten als aggressiv und abwertend. Ob verbale Attacken der Narzissten tatsächlich kränken, hängt natürlich auch vom Selbstwert des Gegenübers ab, denn ein geringer Selbstwert geht mit stärkerer Verletzlichkeit einher. Menschen, die sich gegenüber anderen distanzieren können, sind im allgemeinen eher vor Kränkungen geschützt.

    Narzisstisch veranlagte Eltern

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** verstehen es häufig nicht, ein Kind zu beschützen, wie es der Mutter- oder Vaterrolle entspricht, sondern sie wollen kontrollieren und erwarten fast Unterwerfung, wobei es manchmal zu abstrusen Selbstbestrafungstheorien kommt, die die Kinder ständig an sich zweifeln lassen. Ein Kind wird dabei vom Narzissten nicht als eigenständig gesehen, was spätestens in der Pubertät sichtbar wird, wenn sich Kinder abnabeln und Konflikte bei der Suche nach ihrer Identität nicht scheuen. Die Erscheinungsformen des Narzissmus im Elternhaus können sehr unterschiedlich sein und Kinder entsprechend negativ prägen, denn narzisstische Eltern können oft wütend sein, ständig kritisieren oder fordern, so dass das Kind das Gefühl entwickelt, alles falsch zu machen. Dabei geht es für den narzisstischen Elternteil eigentlich nur darum, seine Überlegenheit ohne Rücksicht auf Verletzungen des Kindes zu demonstrieren, denn viele Narzissten sind selber emotional verkümmert, ohne ausreichend Mitgefühl und Blick für den anderen aber dabei selbst oft sehr ängstlich. In vielen Fällen handelt es sich um versteckte Muster, die sich beharrlich ein Leben lang halten und für die Betroffenen seelisches Leid bedeuten, vor allem, weil Eltern bekanntlich schwerlich zu ändern sind und die Kinder letztlich bei sich selbst anfangen müssen, um diese Lasten abzuwerfen und Verbitterung zu vermeiden.

    Charakteristisch für narzisstische Menschen ist auch deren Verhalten nach einer Trennung, denn sie reagieren in der Regel wie gekränkte Kinder und agieren hasserfüllt, wobei der Expartner bzw. die Expartnerin am Arbeitsplatz und im Freundeskreis schlecht gemacht wird. Der Expartner bzw. die Expartnerin wird in den Augen eines narzisstischen Menschen zum Feind, den es zu vernichten gilt. Besonders typisch ist bei narzisstischen Partnern und Partnerinnen, dass sie sich nach einer Trennung für nichts verantwortlich fühlen, jede Verantwortung ablehnen und jede Schuld dem oder der anderen zuweisen. Nicht selten werden die gemeinsamen Kinder manipuliert und in den Konflikt der Eltern hineingezogen, denn so scheuen narzisstische Menschen nicht davor zurück, die eigenen Kinder gegen den Partner die Partnerin auszuspielen, schlecht zu machen, abzuwerten oder den Kindern einzureden, dass der andere Elternteil sie nicht mehr liebt (Stangl, 2002).

    Das Äußere und die Attraktivität des Narzissten

    Manche Narzissten leiden an einem chronischen Selbstwertdefizit, sodass sie für ihren Selbstwert von anderen abhängig sind, wobei vermutlich die anderen Menschen deshalb für die Attraktivität des Narzissten empfänglich sind, weil sie selbst an einem Selbstwertdefizit leiden und sich ihnen unbewusst verwandt fühlen und gleichzeitig dessen häufig arrogante Präsenz bewundern. Im Gegensatz zu anderen Menschen mit geringem Selbstwert hat der Narzisst zu seinem Selbst nur einen äußerst eingeschränkten Zugang und macht sich so die Selbstwertdefizite anderer zunutze, um sein eigenes Defizit auszugleichen.

    Das Äußere und die Attraktivität des NarzisstenAngeblich kann man Narzissten an den Augenbrauen erkenne, wenn man einee Untersuchung von Giacomin & Rule (2019) trauen kann. In einer ersten Studie untersuchten diese die Gesichtsmerkmale mit Hilfe einer Vielzahl von Manipulationen und fanden schließlich heraus, dass die korrekte Beurteilung von grandiosem Narzissmus insbesondere von den Augenbrauen einer Person abhängt. In weiteren Studien identifizierten sie dann die Besonderheit der Augenbrauen wie etwa Dicke und Dichte als das Hauptmerkmal, das diese Beurteilungen unterstützt. Schließlich bestätigten sie die Bedeutung der Augenbrauen in den Studien, indem sie maßen, wie sehr sich die Wahrnehmung von Narzissmus veränderte, wenn die Augenbrauen von Narzissten und Nicht-Narzissten zwischen den Gesichtern ausgetauscht wurden. Insgesamt zeigen diese Daten, dass ausgeprägte Augenbrauen die Persönlichkeit von Narzissten für andere sichtbar machen und ein grundlegendes Verständnis für den Mechanismus liefern, durch den Menschen narzisstische Persönlichkeitsmerkmale identifizieren können.

    Sexualität des Narzissten

    Nach Akhtar (1996) ist das Liebes- und Sexualleben des Narzissten durch Ehekrisen, Verführung, außereheliche Promiskuität und Ungehemmtheit charakterisiert. Diesem Verhalten liegt letztlich die Unfähigkeit zur Hingabe und Liebe zugrunde, seine eingeschränkte Fähigkeit, einen Sexualpartner als getrenntes Individuum mit eigenen Interessen und Werten zu betrachten, sodass er sich nicht selten auch gelegentlich in sexuelle Perversion flüchtet.  Die Sexualität des Narzissten ist auf Abwechslung hin angelegt und zeichnet sich durch eine gewisse Neigung zu Paraphilie und Autoerotik aus. Die Sexualität wird für Narzissten auch häufig zum Ort der Selbstinszenierung, wobei er voll und ganz auf sein intrapsychisches sexuelles Skript konzentriert bleibt. Nicht selten wird die Sexualität von Narzissten im Umfeld des Sadomasochismus praktiziert, denn dieser orientiert sich vordringlich an den eigenen Bedürfnissen und in der Regel auch in einem asynchronen sexuellen Verhalten, wobei die Asynchronität durch Hierarchie, Gewalt oder Fetisch hergestellt wird. Sadomasochismus ist auch deshalb asynchron, weil im sexuellen Akt das Einsame und nicht das Gemeinsame im Zentrum steht.

    Nach Otto A. Kernberg beobachtet man häufig, dass Narzissten und Masochisten sich ideal ergänzen, wobei in Beziehungsangelegenheiten Frauen mehr zu Masochismus als Männer neigen, während es in der Arbeitswelt  umgekehrt ist. Narzissten sind zutiefst verunsicherte Menschen, die durch den Glauben an die eigene Großartigkeit ein schwer gespaltenes Selbst ausgleichen müssen und ständig Bewunderung suchen.

    Narzissmus und soziale Netzwerke

    Ein neues Betätigungsfeld für Narzissten sind die sozialen Netzwerke, denn diese sind einer Metaanalyse (Gnambs & Appel, 2017) zufolge das ideale Medium, um sich zu präsentieren. Für die Studie wurden Daten aus 16 verschiedenen Ländern von vier Kontinenten ausgewertet. Je häufiger ein Nutzer Bilder von sich in sozialen Netzwerken hochlädt und je größer die Zahl seiner Freunde ist, desto größer ist dabei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Narzissten handelt, wobei Geschlecht und Alter keine Rolle spielen. Auch verbringen diese Menschen mehr Zeit in ihren Netzwerken als durchschnittliche Besucher. Man fand auch zwei unterschiedliche Typen von Narzissten: Die großspurigen Narzissten sind häufiger bei Facebook, Twitter und Co. zu finden, während die verletzlichen Narzissten durch eine starke Unsicherheit gekennzeichnet sind, die eine Überempfindlichkeit im Umgang mit anderen Menschen zeigen und eher einen Drang haben, sich von der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Das Nutzungsverhalten wird zudem durch die jeweilige Kultur in verschiedenen Ländern beeinflusst, denn in Ländern wie Indien oder Malaysia, in denen das Individuum weniger zählt als die Gemeinschaft oder in denen die Rollen eindeutig festgeschrieben sind, sind soziale Medien für Narzissten eine Chance, aus dem Gerüst von Regeln ausbrechen und sich so präsentieren, wie es ihnen sonst in der Öffentlichkeit nicht möglich wäre.

    Das Internet spielt daher für Menschen mit narzisstischen Eigenschaften eine große Rolle, sie sind dort aktiver als andere und nutzten soziale Netzwerke zur positiven Selbstvermarktung. Sich im Internet darzustellen ist besonders reizvoll für Menschen mit narzisstischen Eigenschaften, weil jemand, der sich online besonders präsentiert, auch deutlicher wahrgenommen wird. Die Online-Medien setzt auch die Hemmschwelle herab, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Nach einer Studie von Meghan M. Saculla und W. Pitt Derryberry fördert Facebook bei StudentInnen narzisstische Veranlagungen, wenn sie das soziale Netzwerke primär zur Selbstdarstellung benutzen. Interessanterweise schätzten sich diese StudentInnen auch bei der Selbstbeurteilung als narzisstische Persönlichkeit ein, wobei männliche Studenten Facebook weit seltener benutzten als ihre weibliche, allerdings neigen Studentinnen trotz mehr verbrachter Zeit im sozialen Netzwerk viel weniger zum Narzissmus.

    In einer amerikanischen Untersuchung (Foxx & Rooney, 2015) an Männern im Alter von 18 bis 40 Jahren wurden diese zum Posten von Bildern in sozialen Netzwerken befragt und hatten standardisierte Fragen zu asozialem Verhalten und ihrer Selbsteinschätzung gegenüber anderen beantwortet. Außerdem hatten sie Angaben darüber gemacht, wie oft sie Bilder posten, und auch ob und wie sie sie zuvor bearbeiten. Dabei zeigte sich, dass Männer, die viele Selfies posten und viel Zeit damit verbringen, diese auch zu bearbeiten, zu Narzissmus neigen. Darüber hinaus wiesen diese inszenierenden Selbstdarsteller auch eher andere antisoziale Charakterzüge auf und waren eher psychopathisch veranlagt als Männer, die seltener Selfies machen, jedoch neigten Männer mit psychopathischen Zügen nicht dazu, ihre Bilder vor dem Absenden zu optimieren.

    Nationaler Narzissmus

    Studien (Roediger et al., 2019) zeigen übrigens auch, dass es auch einen nationalen Narzissmus gibt, womit eine nationale Glorifizierung des Selbst als auch das Aufzwingen der eigenen Werte und Traditionen auf andere Nationen gemeint ist. Es zeigte sich, dass die Menschen sehr ethnozentrisch sind, wenn es darum geht, den Einfluss ihrer eigenen Nation zu betrachten, selbst wenn sie sich an das gleiche Ereignis erinnern, das Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf die Frage, wie viel Prozent ihr Land zu den Kriegsanstrengungen beigetragen hat, kamen in allen Ländern der Alliierten Schätzungen auf 309%, und die Schätzungen der Achsenländer lagen bei 140%. Menschen in vier Nationen beanspruchten mehr als fünfzig Prozent der Verantwortung für ihr Land (Deutschland, Russland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten). Diese Studie weist auch auf starke Unterschiede im nationalen Gedächtnis hin, und zwar auch zwischen Nationen, die im Krieg auf der gleichen Seite kämpften, d. h., unterschiedliche nationale Perspektiven prägen unterschiedliche Erinnerungen an dasselbe Ereignis. Zu diesem nationalen Narzissmus trägt wahrscheinlich auch bei, dass die Menschen von ihrem eigenen Land mehr wissen und dessen Beitrag überschätzen, es also für positiver und wichtiger als Menschen anderer Länder halten. Oft ist daher der Ethnozentrismus auch dadurch bedingt, dass man sich und sein Land als überlegen sieht. Hinzu kommt, dass es ein kollektives Gedächtnis gibt, das durch Narrative in Erzählungen, Geschichtsbüchern, Filmen und Feiern gebildet wird, die die nationale Identität prägt und dazu beitragen, Beziehungen zwischen Ländern und aktuelle Konflikte zu beeinflussen.

    Narzissmus in Führungspositionen

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Narzissmus muss nicht nur eine persönliche Deformation darstellen, sondern kann auch eine Bewältigungsstrategie sein kann, um mit den Anforderungen in einer Organisation zurechtzukommen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Persönlichkeitsstörungen ist Narzissmus für berufliches Fortkommen nicht zwingend hinderlich. So hilft etwa der dringende Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, Narzissten dabei, in bürokratischen Organisationen Karriere zu machen, wobei sie außerdem geschickt darin sind, ihr Umfeld zu beeinflussen oder etwa durch Charme aber auch Charisma für sich einzunehmen. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit einer narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen vertreten sind als im Bevölkerungsdurchschnitt. Man geht davon aus, dass etwa vier Prozent der Bevölkerung Narzissten sind und etwa ein bis zwei Prozent Psychopathen, wobei deren Anteil in Führungspositionen etwa sechs Prozent beträgt. Experten begründen das damit, dass Psychopathen in Führungspositionen ihr Dominanzbedürfnis gut ausleben können, wobei der Anteil der Menschen mit auffälligen Persönlichkeiten umso höher sein dürfte, je höher die erreichte Führungsbene. Narzissten erzählen gerne und viel von sich, und zwar stets nur sehr positiv, denn sie halten sich selber für grandios, sind dabei aber charmant und können dadurch andere Menschen mitreißen. Auf der anderen Seite sind sie aber leicht kränkbar, denn auch sachliche Kritik verletzt sie zutiefst, worauf sie dann häufig aggressiv reagieren. Narzissten liegt sehr viel an ihrer Außenwahrnehmung, sie wollen im Mittelpunkt stehen und bewundert werden, weshalb sie einerseits auch sehr leistungsbereit sind, andererseits aber nur wenig empathisch, denn andere Menschen sind für sie nur Mittel zum Zweck.

    Schneck (2017) unterscheidet in Organisationen drei unterschiedliche Arten narzisstischer Manager, bei denen in erster Linie nur der reaktiv narzisstische Typ problematisch ist, denn diesem fehlt es sowohl an gesundem Selbstvertrauen als auch an der sozialen Kompetenz, tragfähige interpersonelle Beziehungen aufzubauen. Sehr oft umgibt diese Form des Narzissten sich mit Schmeichlern und Jasagern, was in Verbindung mit Allmachtsfantasien aber zu riskanten geschäftlichen Entscheidungen führen kann, wobei häufig auch weitere Personen der Organisation narzisstisch infiziert werden, sodass sich letztlich die Führungsclique abschottet, die Umwelt nur noch eingeschränkt wahrnimmt und dadurch langsam an Innovationskraft verliert. Nach Schneck (2017) kann hier Coaching korrigierend eingreifen.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Tomas Chamorro-Premuzic, Psychologe und Buchautor, schreibt in seinem Buch „Warum so viele inkompetente Männer in Führungspositionen sind (und was man dagegen tun kann)„, dass man Narzissten meist hohes Führungspotenzial zutraut. In einem ZEIT-Interview zu seinem Buch sagte er unter anderem: „Unternehmen weltweit werden von Männern geleitet. Nur ein Bruchteil aller Führungskräfte ist weiblich. Sieht man von diesem Ungleichgewicht ab, sollte man erwarten, dass die Männer, die aufsteigen, wenigstens kompetent sind. Leider ist das falsch (…). Zwar gibt es kompetente Männer, genauso wie es kompetente Frauen gibt, nur werden sie häufig nicht zu Chefs. (…) Es liegt an unserer Vorstellung von Führung, die veraltet und falsch ist. Wenn jemand ein übermäßig großes Selbstbewusstsein hat und derjenige auch charismatisch ist, vielleicht sogar narzisstische Züge hat, trauen wir dieser Person Führungspotenzial zu. Das Problem ist, dass genau das die Eigenschaften sind, die jemanden zu einem schlechten Chef machen. (…) Er handelt nach seinem eigenen Nutzen, verfolgt nur seine Ziele und sieht seine Fehler nicht. Vielleicht beschuldigt er stattdessen sogar andere. Häufig sind diese Personen trotzdem übermäßig selbstsicher, sie sind sich deshalb ihrer Grenzen nicht bewusst. Männer neigen eher dazu, diese Eigenschaften zu haben. Deshalb haben sie eher Führungspositionen. (…) Ein inkompetenter Chef lässt die Produktivität der Mitarbeiter sinken. Er sorgt für Misstrauen unter ihnen und dafür, dass sie sich unwohl fühlen. Ein solcher Chef schafft es nicht, ein Team zu motivieren und einzelne Personen dazu zu bringen, gut zusammenzuarbeiten. Bis zu 87 Prozent der US-amerikanischen Angestellten haben sich innerlich von ihrem Job distanziert, vor allem, weil sie unzufrieden mit ihren Vorgesetzten sind.“

    Narzissmus und Wut

    Wie reizbar Menschen sind, hat einerseits mit aktuellen Faktoren wie Stress oder Angst zu tun, andereseits besitzen manche Menschen einschlägige Persönlichkeitsmerkmale, denn einige gehen mit Konflikten oder Fehlern ihrer Mitmenschen gelassen um, während andere schon bei Kleinigkeiten genervt reagieren. Es gibt Hinweise darauf, dass eine solche Reizbarkeit mit anderen charaktersistischen Merkmalen von Menschen verknüpft ist, wobei vor allem ein Zusammenhang von persönlichkeitsbedingter Neigung zu Wut und kognitiven Fähigkeiten bestehen könnte. In einer Studie von Zajenkowskia & Gignac (2018) absolvierten Probanden standardisierte psychologische Tests, die Rückschlüsse auf deren Neigung zu Wut, der mentalen Stabilität und deren Neigung zum Narzissmus erlaubten. Darüber hinaus sollten die Studienteilnehmer ihre Intelligenz auf einer 25-Punkte-Skala selbst bewerten, wobei anschließend das tatsächliche Intelligenzniveau durch einen objektiven Intelligenztest erhoben wurde. In den Ergebnissen zeigte sich, dass Wut in manchen Fällen eine Folge von verminderter emotionaler Stabilität sein kann, also etwa von Ängsten. In manchen Fällen ware es aber nicht die Angst, die Frustration, Boshaftigkeit oder Wutausbrüche hervorrief, sondern eher eine Neigung zum Narzissmus. Zu Wut neigende Menschen hielten sich in dieser Untersuchung vergleichsweise oft für besonders intelligent, wobei der Vergleich mit den Intelligenztestergebnissen zeigte, dass es sich dabei häufig um eine fehlerhafte Selbstwahrnehmung handelte. Damit wurde bestätigt, das Menschen mit hohen Narzissmuswerden ihre Intelligenz oft überschätzen. Ein zentrales Merkmal von Narzissten ist bekanntlich eine übertrieben positive Selbstwahrnehmung, wobei die persönlichkeitsbedingte Wut in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Offenbar entwickeln Narzissten auch mit der Zeit eine Neigung zur Wut, da ihnen in vielen Situationen bewusst wird, dass es einen Unterschied zwischen der eigenen Wahrnehmung ihrer Intelligenz und ihren tatsächlichen Leistungen gibt.

    Robert D. Hare nennt aus der Psychopathy Checklist folgende Kriterien für einen aggressiven Narzissmus:

    • Oberflächlicher Charme, gute Konversation
    • Überhöhtes Selbstbild
    • Krankhaftes Lügen
    • Manipulativ
    • Unfähig Reue zu empfinden
    • Unfähig zu tiefen Gefühlen
    • Fehlende Empathie
    • Unfähig Verantwortung zu übernehmen

    Narzissmus in den Medien

    Übrigens geht die Theorie von der narzisstischen Gesellschaft davon aus, dass es einige Berufsgruppen gibt, die narzisstische Neigungen fördern, etwa die Politik, die Kunst oder die Medien, in denen Bewunderung und Applaus eine zentrale Rolle spielten, sodass in diesen narzisstisches Verhalten gewissermaßen gezüchtet wird. Unter Prominenten in der Unterhaltungsbranche findet sich daher eine Häufung von Narzissten, wie amerikanische Wissenschaftler nachgewiesen haben. Young &  Pinksy (2009) legten 200 Prominenten aus dem Unterhaltungssektor einen psychologischen Test für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPI – Narcissistic Personality Inventory) vor. Der Test erfasst sieben zentrale Merkmale von Narzissten: Überheblichkeit, Exhibitionismus, Autorität, Ausbeutung, Einzigartigkeit, Anspruchsdenken, Eitelkeit. Die Untersuchten aus der Unterhaltungsbranche waren statistisch signifikant narzisstischer als die Allgemeinheit und übertrafen darin auch Studenten, die gerne Unternehmer werden möchte. Vermutlich produzieren nicht die Medien oder die Unterhaltungsbranche Narzissten durch ihre vermehrte Aufmerksamkeit, sondern Narzissten haben in aller Regel durch ihr Verhalten bereits Möglichkeiten gefunden, die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zu ziehen und im Mittelpunkt zu stehen. In einer narzisstisch geprägten Gesellschaft baut sich vermutlich ein Sebstdarstellungsdruck auf, der sich selbst verstärkend dazu führt, dass Narzissten in einer Scheinweltleben und immer mehr den Kontakt zur Wirklichkeit verlieren.

    Geht der Narzissmus zurück?

    Eine überraschendes Ergebnis erbrachte eine amerikanische Studie (Wetzel et al., 2017), die seit 1992 die Daten eines einheitlichen Narzissmus-Persönlichkeitstest (Narcissistic Personality Inventory) auswertete, wobei insgesamt rund sechzigtausend Studierende befragt worden waren. In dem Test erfasste man drei wesentliche Facetten des Narzissmus: Führungsverhalten, Eitelkeit und Anspruchsdenken. Es zeigte sich, dass es bei allen drei Faktoren sowohl bei Frauen als auch Männern einen Rückgang gab, mit einer Ausnahme: Die Eitelkeit nahm nur bei Frauen ab.

    Weiblicher Narzissmus

    Nach Untersuchungen zeigt sich der weiblichen Narzissmus verdeckter, denn er äußert sich in Perfektionismus, Leistungsdruck und einem extremen Schönheitsideal. Während narzisstische Männer sich fast immer als grandios empfinden, schwanken Frauen häufig in ihrem Selbstwert hin und her zwischen Überschätzung und Minderwertigkeitsgefühlen, wobei der Kern des männlich-offenen und weiblich-verdeckten Narzissmus aber gleich ist, denn das ganze Leben soll sich nur um die eigene Person drehen. Narzisstische Frauen wollen immer herausfinden, wie gut sie ankommen, d. h., wenn ihnen ein Auftritt gelingt, fühlen sie sich als die Tollsten, die Besten, die Schönsten. Sie glauben, dass sie nur gemocht werden, wenn sie etwas Besonderes sind, wobei die äußere Fassade ihnen extrem wichtig ist, also Schönheit, Schlankheit, Jugendlichkeit, alles muss perfekt sein. Bei Frauen schlägt dieses Gefühl jedoch schnell in Minderwertigkeit um, wenn sie nicht bestätigt werden oder sogar Kritik ernten. Im übrigen wird weiblicher Narzissmus sehr häufig von Essstörungen begleitet.

    Obwohl Männer häufiger von Narzissmus betroffen sind als Frauen, bedeutet dies nicht, dass Frauen harmloser sind. Betrachtet man die Ausprägungsformen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, so wird deutlich, dass beide Geschlechter extrem toxisches Verhalten zeigen können. Kürzlich wurde eine Studie veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen Narzissmus und Gewalt in der Partnerschaft genauer untersucht hat. Es zeigte sich, dass Männer mehrheitlich zu grandiosem Narzissmus neigen, Frauen hingegen zu verletzendem Narzissmus. Diese Form der toxischen Persönlichkeitsstörung ist stärker mit körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt assoziiert. Bei Männern hingegen steht vor allem psychische Partnergewalt wie Kontrolle, Mobbing oder Manipulation im Vordergrund. Obwohl Narzissmus immer individuell ist, kommen folgende Verhaltensweisen bei Frauen häufiger vor: Starke Selbstzweifel ausgeprägter Perfektionismus extreme Fokussierung auf das äußere Erscheinungsbild vermeintliche Bescheidenheit und Selbstabwertung Mangelnde Kritikfähigkeit Überanpassung Egoistisches Sexualverhalten Starke Opferrolle Fassade einer perfekten Mutterrolle Essstörungen und Sportsucht.

    Narzissmus und Web 2.0 & Web  3.0

    Wissenschaftler der der Western Illinois University haben in einer Untersuchung an StudentInnen nachgewiesen, dass Menschen mit  narzisstischer Neigungen mehr Freunde bei Facebook haben, sich öfter selbst taggen, mit höherer Frequenz posten, häufiger ihr Profilfoto wechseln und ungehaltener auf sie betreffende negative Aussagen reagieren. Dieses Ergebnis passt zum theoretischen Verständnis des Narzissmus, denn diese Menschen brauchen Bestätigung zur Aufwertung des Selbstwertgefühls, während ein Mensch mit gesundem Maß an Narzissmus sich über Lob lediglich freut. Facebook bietet eine gute Bühne, um mehr Kontakte zu knüpfen, die dann vermeintlich Bestätigung für Narzissten bietet. Man vermutet auch, dass der Einfluss sozialer Netzwerke Kinder zunehmend narzisstisch macht, weil das Bild, das andere von einem haben, immer wichtiger wird. Allerdings ist die Wirkungsrichtung nicht eindeutig, d.h., ob nunzunehmender Narzissmus zu einem anderen Nutzungsverhalten in sozialen Netzwerken führt oder das Nutzungsverhalten mehr Selbstverliebtheit bedingt, ist nicht eindeutig festzustellen.

    Die Psychologin Gerti Senger beschreibt 2016 in einem Interview mit dem Magazin Tele die neuen Formen des Narzissmus, die hier kurz zusammengefasst dargestellt werden: Narzissmus umschreibt nach Ansicht von Senger letztlich die affektive Einstellung zu sich selbst, in diesem Sinne also das Selbstwertgefühl, wobei von einem gesunde Narzissmus die Rede ist, wenn diese affektive Einstellung zu sich selbst realitätsgerecht ist. Pathologischer Narzissmus hingegen ist nicht realitätsgerecht, wobei dafür die Abwertung der Mitmenschen, der Mangel an Neugier und an Einfühlungsvermögen typisch sind. Narzissten reagieren auf Kritik mit großer und in der Regel nicht offen gezeigter Scham, aber auch innerer Leere, der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, sodass sich daraus eine unterdrückte Wut, Hypochondrie, Oberflächlichkeit und ausbeuterische Anspruchshaltung ergeben können. Charakteristisch für männlichen Narzissmus sind Grandiosität und Macht, für weiblichen Narzissmus eher eine Überangepasstheit, wobei sich Frauen oft über einen idealisierten Mann definieren. Männer sind in ihrem Narzissmus daher meist offensiv und aggressiv, Frauen eher regressiv und passiv aggressiv, etwa im Sinne von Verhinderung. Die neuen Medien sind dabei für Narzissten perfekte Projektionsflächen zur Spiegelung und Verbreitung ihres überhöhten Idealselbst, wobei die heutigen Gesellschaftsformen neue Lebens- und Überlebensstrategien notwendig machen, sodass diese neuen Formen des Narzissmus dafür geeignet zu sein scheinen, mit den Anforderungen unserer Zeit wie optimale Performance, oder Selbstvermarktung umgehen zu können. Zum Problem wird diese Strategie allerdings dann, wenn durch diese Maske der Kern des Selbst nicht mehr gespürt wird und es zu einer Selbstentfremdung mit allen damit verbundenen Folgen kommt, etwa sich wie tot oder leer zu fühlen und Beziehungsstörungen zu entwickeln.

    Aktuell ist die Suche der Menschen nach Anerkennung ein Zeitgeistphänomen, denn nie war der Hunger nach Anerkennung so groß. Anerkennung ist ein fundamentales Bedürfnis und manche Menschen betreiben einen hohen Aufwand, um sich selbst möglichst gut darzu­stellen, etwa in Form von Selbstoptimierung mit Hilfe von Training, Diät, teurer Kleidung, Kosmetik. Das Problem dabei ist, dass das Gefühl des Selbstwerts sehr stark und exklusiv an die Bestätigung in einem einzigen Bereich geknüpft ist, und dass ein Mensch mit der Zeit stark von diesen Feedbacks abhängt ist, denn man fühlt sich in einer nach Anerkennung strebenden Gesellschaft ständig in seinem Selbst­wert bedroht. Anerkennung hängt nämlich nicht nur von Menschen als Individuen ab, sondern auch von den Gruppen, denen man angehört bzw. denen man angehören möchte (Affiliationsbedürfnis).

    Siehe auch Narzisstischer Führungsstil

    Umgang mit Narzissten

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Narzissten sind zu Beginn einer Beziehung oft noch charmant und aufmerksam, doch nach einiger Zeit zeigt sich deren wahres Gesicht und sie beginnen ihre Partner zu manipulieren, zu unterdrücken und zu entwerten, wobei eine Beziehung mit einem Narzissten so traumatisierend sein kann, dass sie sich negativ auch auf die zukünftigen Beziehungen der nicht-narzisstischen Person auswirken können. Da es sich bei der narzisstischen Störung um eine Selbstwertstörung handelt, äußerst sich diese Störung auch dadurch, dass die betroffene Person sich stark auf die Partnerin oder den Partner stützt und zum Ausdruck bringt, dass sie sich als schwächer und schlechter empfindet. Allerdings bleiben diese Minderwertigkeitsgefühle im Hintergrund, denn die meisten Narzissten verhalten sich selbstherrlich und nach außen hin äußerst selbstbewusst in einer Art von Überkompensation. Narzissten haben übrigens entgegen landläufiger Meinung oft eine sehr hohe Empathie, doch sie nutzen diese vorwiegend dafür, um zu spüren, wo andere verwundbar sind und wo sie etwas für den eigenen Vorteil tun können, sodass sie mit dieser Taktik bei ihrem Partner die wunden Stellen treffen. Langandauernde Beziehungen bedeuten für die Partner von Narzissten oft eine Traumatisierung, sodass Betroffene vollständig ihr Vertrauen in Beziehungen generell verlieren bzw. in Zukunft jegliche Bindungen meiden und sich nicht mehr auf Verbindliches einlassen. Entscheidend im Umgang mit NarzisstInnen ist es, sich nicht von Provokationen aus der Ruhe bringen zu lassen. Vielmehr sollte man versuchen, die verborgene Not des Narzissten oder der Narzisstin anerkennen. Man sollte sich eine oder zwei Standardantworten zurechtlegen, mit denen man sich bei Provokationen jederzeit aus der Affäre ziehen kann.

    Übrigens es gibt ein Forum zum Umgang mit Narzissten. Dort heißt es: „Die Selbsthilfe-Community ist für Menschen, die Ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang mit einem Narzissten mit anderen Betroffenen austauschen möchten und Antworten, aber auch Verständnis suchen. Ob Sie sich nun von einem Narzissten trennen wollen oder schon getrennt haben oder ob Sie mit ihm zusammenbleiben, aber etwas ändern möchten: Hier finden Sie Menschen, die dasselbe wie Sie durchmachen oder bereits durchgemacht haben. Sie brauchen Ihr Schicksal nicht alleine zu ertragen. Reden Sie mit anderen über Ihre Probleme und Sorgen und finden Sie Zuspruch und Trost!“


    Kurioses

    Narzissten lassen sich nach einer amerikanischen Studie mit einer einzigen Frage recht gut erkennen: “Wie sehr stimmen Sie der Aussage zu: “Ich bin ein Narzisst.” Dabei stimmt diese Selbsteinschätzung gut mit den Ergebnissen psychologischer Fragebögen zur Beurteilung narzisstischer Persönlichkeiten überein, die aber deutlich mehr Fragen umfassten. Übrigens hat man auch untersucht, ob Narzissten häufiger „ich“, „mich“ oder „mein“ verwenden, was eigentlich naheliegt, denn Selbstverliebte kreisen häufig um sich als Person. Es zeigte sich allerdings in zahlreichen Studien in unterschiedlichen Kulturkreisen, dass Narzissmus und Ich-Gebrauch nicht miteinander zusammenhängen.


    Die klinische Psychologin Phyllis Antebi definiert in einem Frage-Antwort-Forum Narzissten trefflich so: „A narcissist is by definition a fool. He spoils that which is good, virtuous, happy, successful, and morally upright. Only a fool stoops as low as a narcissist. Therefore, Narcissists are fools. Driven by an envious rage which knows no bounds, is a painful and exhausting way to live. Being unaware of social responsibilities makes the narcissist a poor friend, a devious mate, an incompetent employee, and an exploitative employer. The narcissist reaps what he sows either in lost revenue, failed marriages, unemployment, social isolation, criminality, addictions, failing health. Only a fool would go down a fool’s idea of paradise. Eventually, the fool wakes up, only to discover that something about himself was “weird”. Sometimes the light comes on, flickering only so slightly, hinting at the corruption beneath his mask. However, the narcissist must turn away from the truth, as facing a life so filled with emptiness, is impossible for the narcissist to bare.“

    Ein Narzisst ist per definitionem ein Narr. Er vergiftet das Gute, Tugendhafte, Glückliche, Erfolgreiche und moralisch Aufrechte. Nur ein Narr beugt sich so tief wie ein Narzisst. Deshalb sind Narzissten Narren. Angetrieben von einer neidischen Wut, die keine Grenzen kennt, ist dies eine schmerzhafte und anstrengende Art zu leben. Da er sich der sozialen Verantwortung nicht bewusst ist, ist ein Narzisst ein schlechter Freund, ein hinterhältiger Gefährte, ein inkompetenter Arbeitnehmer und ein ausbeuterischer Arbeitgeber ist. Der Narzisst erntet, was er sät, in Form von verlorenen Erträgen, gescheiterten Ehen, Arbeitslosigkeit, sozialer Isolation, Kriminalität, Sucht und mangelnder Gesundheit. Nur ein Narr würde die närrische Vorstellung eines Paradieses aufgeben. Schließlich wacht der Narr auf, nur um zu entdecken, dass etwas an ihm „seltsam“ war. Manchmal leuchtet ihm das Licht auf, flackert leicht und verweist auf die Zerstörung hinter seiner Maske. Der Narzisst muss sich jedoch von der Realität abwenden, da eine solche Leere für einen Narzissten nicht zu bewältigen wäre.


    Anmerkung zu diesem Begriff: Im Internet findet man häufig Expertinnen und Experten, die Depressionen, Narzissmus oder Ängste diagnostizieren. Diese Diagnosen scheinen auf den ersten Blick leicht zu erkennen zu sein und viele Menschen glauben, sich mit diesen psychischen Erkrankungen auszukennen. Viele holen sich die Informationen aus den sozialen Medien und versuchen dann, sie auf ihr eigenes Empfinden anzuwenden, aber Selbstdiagnosen sind zweifelhaft bis gefährlich und oft unangemessen. Wie in anderen medizinischen Fragen auch, erfordert die Diagnose einer psychischen Erkrankung viel Wissen und Handwerkszeug und es gibt auch keine Patentrezepte, da gerade psychische Erkrankungen in der Regel sehr individuell verlaufen können, d.h. viele Ratgeber werden der Komplexität eines Krankheitsbildes nicht gerecht. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen rät daher, die Profile von Ratgebern im Internet genau zu prüfen, d.h. wer die Informationen herausgibt, welche Interessen damit verbunden sein könnten, wie seriös und vertraulich die Quelle ist und wie vollständig die Informationen sind. Zudem sehen Menschen in Krisen kaum ihre eigenen Stärken, Ressourcen und Chancen, da der Fokus auf Belastungen, Problemen und Defiziten liegt, was Menschen für Selbstdiagnosen empfänglich macht.


    Literatur

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    https:// bemerkt.stangl-taller.at/narzissten-kann-man-an-den-augenbrauen-erkennen.
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    https:// bemerkt.stangl-taller.at/maennlicher-und-weiblicher-narzissmus.
    Wetzel, E., Brown, A., Hill, P. L., Chung, J. M., Robins, R. W., & Roberts, B. W. (2017). The Narcissism Epidemic Is Dead; Long Live the Narcissism Epidemic, Psychological Science, doi:10.1177/0956797617724208.
    Zajenkowskia, Marcin & Gignac, Gilles E. (2018). Why do angry people overestimate their intelligence? Neuroticism as a suppressor of the association between Trait-Anger and subjectively assessed intelligence. Intelligence, 70, 12-21.
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    https://www.quora.com/How-can-narcissists-make-a-fool-out-of-themselves/answer/Phyllis-Antebi (18-09-11)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_D._Hare (19-09-09)
    https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/selfie-sucht-hilfe-100.html (20-06-22)
    https://www.psychologytoday.com/intl/basics/narcissism (19-12-12)


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    10 Gedanken zu „Narzissmus“

    1. Narzisten an den Augenbrauen zu erkennen

      Nach den Bericht einer Illustrierten kann man Narzissten und Narzisstinnen nicht nur durch ihre Worte und Taten zu erkennen, sondern laut einer amerikanischen Studie auch an ihren Augenbrauen. Eine Studie der University of Toronto aus dem Jahr 2018 untersuchte, ob sich die Persönlichkeitsstörung auch an körperlichen Merkmalen erkennen lässt und fand heraus, dass die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer Menschen mit ausgeprägteren narzisstischen Zügen an ihren Augenbrauen erkannten und damit fast immer richtig lagen. Augenbrauen spielen bekanntlich eine wichtige Rolle bei der zwischenmenschlichen Kommunikation.

    2. Wie man Narzisten ärgern kann

      In einer Zeitschrift wurden einige Tipps gegeben, wie man einen Narzissten ärgern oder wütend machen kann. Jemanden in seiner Gegenwart loben, denn nichts macht einen Narzissten wütender als jemand, der besser ist als er, denn das verletzt sein Ego und macht ihn unsicher. Verfolgen Sie Ihre eigenen Interessen ohne Rücksicht auf den Narzissten, sei es, dass Sie eine andere Partei wählen als er oder dass Sie etwas mit Freunden unternehmen, die er nicht leiden kann. Narzissten neigen oft zu Problemen am Arbeitsplatz, da sie weder gut im Team arbeiten noch sich unterordnen können und daher alle Menschen ablehnen, die ihnen Befehle erteilen oder Anweisungen geben können. Narzisstische Menschen wissen, dass Menschen persönliche Grenzen haben, die man respektieren muss, aber Narzissten sind fest davon überzeugt, dass sie alles bekommen, was sie wollen, und deshalb können sie Grenzen nach Belieben überschreiten. Wenn man einem Narzissten seine Grenzen aufzeigt, wird er sie nicht akzeptieren, sondern versuchen, den anderen davon zu überzeugen, dass sie lächerlich oder kindisch sind.

    3. Damit Kinder kennen Narzissten werden

      In einer Illustrierten fanden sich übrigens Tipps für Eltern, damit ihr Kind kein Narzisst wird! Dort heißt es, dass stetiges Loben, ohne dabei die eigentlichen Leistungen des eigenen oder der anderen Kinder zu betrachten, die Entwicklung von narzisstischen Tendenzen begünstigen kann. Jedes Kind lernt, indem es die Eltern beobachtet und nachahmt und dabei auch solche Verhaltensweisen wiederholt, die diese vielleicht selbst eher als negativ einordnen. Eltern sollten daher ihren Kindern emotionale Intelligenz vorleben und vor allem Empathie zeigen. Eltern sollten auch die Emotionen ihres Kindes spiegeln und diesem das Gefühl geben, dass auch negative Gefühle ihren Platz haben dürfen. Daher sollten Eltern nie die Gefühle eines Kindes beschämen, von diesen ablenken oder diese gar zu ignorieren. Durch ein solches Verhalten kann man erreichen, dass die Kinder niemals lernen, dass ihre Gefühle falsch sind. Ein Spiegeln der Emotionen hilft einem Kind dabei, die eigenen Gefühle zu benennen und indem Eltern die Gefühle bestätigen, zeigen sie ihm, dass es in Ordnung ist, dieses Gefühl in diesem Moment zu empfinden.

    4. "Grey Rock"-Methode

      In einer Frauenzeitschrift fand sich für den Umgang mit Narzissten folgender Tipp: Die „Grey Rock“-Methode. Diese besteht darin, den Umgang von toxischen Menschen so wenig stimulierend wie möglich zu machen, denn das sorgt mit der Zeit dafür, dass sie das Interesse verlieren. Toxische und manipulative Menschen leben von Konflikten, Spannung und Chaos, d. h., wenn sie eine Frage stellen, sollte man darauf achten, das Gesicht möglichst ausdruckslos und die Antwort vage zu halten, d. h., ein „Ahja“ oder „Mm-Hmm“ ist immer besser als ein „Ja“ oder „Nein“. Wichtig ist es auch, bei der Antwort auf eine Frage der narzisstischen Person keine eigene Meinung oder Emotion mit einfließen zu lassen, denn so kann sich die Person nicht an kleinen Details festhalten, die dabei helfen, zu manipulieren. Man sollte auch den Blickkontakt mit der manipulativen Person vermeiden, da dieser eine emotionale Verbindung erleichtern würde. Statt unser Gegenüber anzuschauen, sollte man sich mit anderen Dingen beschäftigen, was auch dabei hilft, sich emotional von dem Gespräch zu distanzieren. Wenn ein regelmäßiger Kontakt mit einer narzisstischen Person aber notwendig ist, kann es helfen, wenn man die Kommunikation auf elektronischem Wege führt. Wenn das nicht möglich ist, dann sollte man die Antworten möglichst kurz halten und – das ist besonders wichtig – sich nicht erklären.
      Quelle: https://www.brigitte.de/guido/schlafzimmer/psychologie–mit-der–grey-rock–methode-haben-narzisst-innen-keine-macht-mehr-ueber-dich-13419226.html (22-11-08)

    5. Mikromanipulation findet man häufigbei Narzissten, wobei diese meist sehr subtil und in kleinen Schritten agieren, d. h., wie der Begriff Mikromanipulation schon aussagt, handelt es sich um eine Manipulation, die in kleinen Schritten abläuft.

    6. Astrologie

      Aus Sicht der Astrologie gibt es übrigens zwei Sternzeichen bzw. Archetypen, die auf Grund ihrer Konstellation zum Narzissmus neigen.
      Menschen mit dem Sternzeichen Löwe wollen immer im Mittelpunkt stehen, das Rampenlicht genießen und sind von sich selbst schwer überzeugt, und in der Tat bestätigen viele Löwe-Geborene, dass sie im Außen manchmal arrogant wahrgenommen werden. Dem Sternzeichen Löwe ist die Sonne zugeordnet, die bekanntlich das Zentrum der Galaxie ist, sodass der Löwe von innen heraus strahlt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auf Menschen mit anderen Sternzeichen kann zu viel Selbstbewusstsein einschüchternd wirken und so mancher Löwe bekommt den Narzissmus-Stempel vorschnell bzw. zu Unrecht aufgedrückt, denn so groß, wie sein Selbstbewusstsein ist, ist auch sein Herz.
      Menschen mit dem Sternzeichen Skorpion wollen über die anderen bestimmen, denn Wasserzeichen sollen besonders sensibel sein, wobei der Skorpion seine Mitmenschen manchmal daran zweifeln lässt. Er argumentiert auf den Punkt und findet harte, kritische und manchmal verletzende Worte, um das Kind beim Namen zu nennen. Aber er kann einfach nicht anders, das ist sein Wesen, wobei das passiert, wenn das Sternzeichen seinen Stachel ausfährt, den der Partner, die Familie und auch Kollegen zu spüren bekommen. In einer Paarbeziehung geht es dem Skorpion oft um Macht und um Besitz. Ist ihm die Partnerin oder der Partner nicht völlig ergeben, reagiert er mit Eifersuchtsszenen.
      Quelle: www. wmn. de (21-09-19)

    7. Kindernarzissmus

      Wissenschaftler orten die Ursache von Narzissmus der Kindern bei den Eltern, wobei Mütter und Väter, die ihre Kinder für etwas Besseres und Besonderes halten, die Entwicklung dieser Persönlichkeits­störung fördern. Psychologen und Erziehungswissenschaftler befragten Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren sowie deren Eltern über einen Zeitraum von zwei Jahren jeweils alle sechs Monate. Jene Heranwachsenden, deren Eltern angaben, ihr Nachwuchs sei «besonderer als andere Kinder» oder «verdiene im Leben etwas Aussergewöhnliches», hatten später narzisstischere Charaktere. Die auf diese Weise erzogenen Kinder besassen wenig Einfühlungsvermögen und reagierten überempfindlich auf Kritik. Demnach sei es dem Wohl eines Kindes nicht förderlich, wenn Väter oder Mütter es für «Gottes Geschenk an die Menschheit» hielten, denn Kinder glauben ihren Eltern, wenn diese ihnen sagen, sie seien besser als andere. Narzissmus ist somit ein Ergebnis übertriebener elterlicher Zuwendung und nicht etwa von zu wenig Zuwendung, was die soziale Lerntheorie stützt und dem psychoanalytischen Ansatz einer Erklärung des Narzissmus widerspricht. Narzissmus darf man daher nicht mit ­einem hohen Selbstwertgefühl zu verwechseln, denn Eltern, die ihre Kinder mit viel emotionaler Wärme behandelten, stärken das Selbstwertgefühl, und Menschen mit hohem Selbstwertgefühl sehen sich auf Augenhöhe mit anderen, während Narzissten denken, sie stünden darüber.

    8. Narziss war in der griechischen Mythologie der hochmütige Sohn des Flussgottes Kephisos. Er wurde von Jünglingen und Mädchen gleichermaßen umworben, war aber von trotzigem Stolz auf seine eigene Schönheit erfüllt und wies alle Verehrer und Verehrerinnen herzlos zurück. Diese Kränkung erlebte auch die Bergnymphe Echo, woraufhin ihn Nemesis, die Göttin des Zorns (auch Aphrodite wird in manchen Quellen genannt) mit unstillbarer Selbstliebe bestraft: Als Narziss sich bei einer Wasserstelle niederlässt, verliebt er sich in sein eigenes Spiegelbild.
      Über den Ausgang der Geschichte gibt es mehrere Versionen, eine davon lautet: Als Narziss am Ufer sein Spiegelbild bewundert, fällt ein Blatt ins Wasser und trübt die Spiegelung. Schockiert von der vermeintlichen Erkenntnis, er sei hässlich, stirbt er. Die zweite Überlieferung berichtet, dass sich Narziss in sein Spiegelbild verliebt und sich mit ihm vereinigen will und dabei ertrinkt.

    9. Sehr schöne Zusammenfassung für ein Phänomen, das meiner Meinung nach in den letzten Jahren wieder stärker geworden ist. Das mag viele Ursachen haben, aber ich denke eine ist die ewige zur Schau Stellung in den zahlreichen Fernsehformaten in Deutschland, bzw. der Welt.

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