Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1993) untersuchte Frauen, die während des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern interniert gewesen waren, und fand heraus, dass immerhin fast ein Drittel der von ihm untersuchten Frauen trotz des extremen Traumas, dem sie ausgesetzt gewesen waren, psychisch gesund und in einem guten mentalen Zustand waren. Antonovsky begann nach den Ursachen zu forschen, warum manche Menschen unter solchen Bedingungen gesund bleiben, womit das Prinzip der Salutogenese geboren war. Salutogenese steht damit im Gegensatz zum Begriff der „Pathogenese“ – der Entstehung von Krankheit“. Dieses auf systemtheoretischen Auffassungen beruhende Salutogenese-Modell Antonovskys geht dabei von einem Kontinuum zwischen Gesundheit (Health-Ease) und Krankheit (Dis-Ease) aus. Er vermutete, dass eine positive Lebensorientierung wesentlich dazu beitragen kann, dass ein Mensch trotz widriger Lebensumstände gesund bleibt. Diese positive Lebensorientierung benennt Antonovsky im Konzept der Salutogenese Kohärenzgefühl, wobei er Kohärenz nicht als Harmonie oder innere Einheitlichkeit versteht, sondern er betrachtet Kohärenz als prozessuales Ergebnis von Identitätsarbeit, die einen authentischen und somit kohärenten Menschen hervorbringt. Das Modell der Salutogenese richtet also das Augenmerk auf die psychischen und sozialen Bedingungen der Förderung und Erhaltung von Gesundheit. Dabei spielen auch subjektiven Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit eine wesentliche Rolle, wobei das individuelle Wissen über subjektive Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit die Grundlage für individuelle gesundheitsbezogenen Handlungen bildet. Solche Vorstellungen werden dann handlungsleitend, wenn sich ein Mensch in einer Lebenskrise befindet, und geben auch Aufschluss über die individuellen physischen und psychischen Ressourcen, über die ein Mensch verfügt. Was Menschen für den Erhalt ihrer Gesundheit tun oder nicht, wie sie mit ihrem Körper und den Beschwerden umgehen, wie weit sie nahestehende Menschen einbeziehen, wann und mit welchen Erwartungen sie einen Arzt oder Experten aufsuchen, wie sie mit diesen kommunizieren und wie weit sie Behandlungsmaßnahmen akzeptieren und in ihr Alltagsleben integrieren, hängt von ihrem Vorstellungssystem von Gesundheit und Krankheit ab (Faltermaier, 1994). Die salutogenetische Sichtweise von Gesundheit und Krankheit geht davon aus, dass jeder Mensch in der Lage ist, seine Ressourcen zu entdecken und zu stärken und mittels eines ausgebildeten Kohärenzgefühls den Prozess der Bewältigung des Alltags im Hinblick auf gesundheitliche Belastungen zu steuern.
1. Definition
Die Theorie der Salutogenese ist seit ihrer ersten Formulierung 1979 durch Aaron Antonovsky über 20 Jahre alt und stellt das bisherige Denksystem über Krankheit und Gesundheit radikal in Frage (vgl. Wydler, Kolip & Abel, 2006, S. 185 und 186).
2. Definition
Anstatt nach den Ursachen von Krankheit zu suchen, forscht die Salutogenese nach den Kräften und Wirkungen die Menschen gesunderhalten (Mühlum, Gödecker-Geenen, 2003, S. 104).
3. Definition
Salutogenese setzt sich aus dem lat. Wort „Salus“ für Unverletztheit, Heil und Glück sowie dem griechischen Wort „Genese“ für Entstehung zusammen (Herzog, 2007, S. 35).
4. Definition
Das von Antonovsky entwickelte Modell der Salutogenese ist ein gesundheitsorientiertes, zur Vorsorge dienendes Instrument (vgl. Froböse, 2002, S. 339).
5. Definition
Antonovsky versuchte eine neue Ansicht zu finden, indem er nicht nur die Ursachen für Krankheiten erforschte sondern insbesondere auf die Eigenschaften von gesunden Menschen einzugehen. Das bedeutet er erforschte jene Merkmale, die Menschen gesund halten.(vgl. Kottler, 2007, S. 156).
6. Definition
Salutogenese ist die Wissenschaft von der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit. Salus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Gesundheit, der Wortteil –genese heißt wörtlich übersetzt Entstehung. Somit ist die Salutogenese als Gegenstück zur Pathogenese, welche die Entstehung von Krankheit beschreibt, zu sehen. In den 70er Jahren ging der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky der Frage nach, welche Faktoren die Salutogenese beeinflussen. Er entwickelte ein theoretisches Modell überdie Eigenschaften, die man braucht, um gesund zu werden und es auch zu bleiben.
7. Definition
Der Begriff Salutogenese (aus: salus (= Heil, Gesundheit) und genese (=Entstehung)) bedeutet soviel wie Gesundheitsentstehung oder die Ursprünge von Gesundheit und wurde vom israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) in den 1970er Jahren entwickelt. Nach dem Salutogenese-Modell ist Gesundheit kein Zustand, sondern muss als Prozess verstanden werden. Die Hauptthese von Antonowsky ist, dass das Kohärenzgefühl als Kern der Frage „Wie entsteht Gesundheit?“ gesehen werden muss.
Literatur
Antonovsky (1993). Complexity, conflict, chaos, coherence, coercion and civility. Social Science and Medicine, 37, 969-981.
Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgtv.
Faltermaier, T. (1994). Gesundheitsbewusstsein und Gesundheitshandeln. Über den Umgang mit Gesundheit im Alltag. Weinheim: Beltz.
Froböse, I. (2002). Bewegung und Training. München: Urban und Fischer Verlag.
Herzog S., (2007). Beansruchung und Bewältigung im Lehrberuf. Münster: Waxmann Verlag.
Kottler C. (2007). Einführung Ernährungspsychologie. München: Ernst Reinhart Verlag.
Mühlum A., Gönekcer-Geenen N., (2003). Soziale Arbeit in der Rehabilitation. München: Erst Reinhart Verlag.
Wydler H., Kolip P. & Abel T. (2006). Salutogenese und Kohärenzgefühl. München: Juventa Verlag.
Ich suchte nach einer Definition für kohärent im soziologischen Kontext und nehme mit: wie in der Psyche kann in der Soziologie (beides als autopoietische System verstanden): „Kohärenz als prozessuales Ergebnis von gesellschaftlicher Kommunikation, die eine authentische und somit kohärente Gesellschaft hervorbringt“ (vergl. mit oben) beschrieben werden. Das klingt für mich stimmig.
Siehe dazu auch Kohärenz.
Greatings, lexikon.stangl.eu – da best. Keep it going!
Thank you