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Pubertät

    Der Körper wird zur Bühne, auf welcher Konflikte,
    Spannungen, ungeklärte Fragen etc. inszeniert werden.
    Bürgin

    Aus rein medizinischer Perspektive beginnt die Pubertätsentwicklung im Durchschnitt beim Knaben im Alter von 13 Jahren mit der Zunahme des Hodenvolumens und beim Mädchen im Durchschnitt mit 11 Jahren mit der Brustentwicklung. Die Pubertätswachstumsbeschleunigung setzt beim Mädchen zu Beginn zur Pubertätsentwicklung gleichzeitig mit der Brustentwicklung ein. Daneben gibt es aber auch deutliche andere pubertäre Veränderungen, indem die Muskelmasse zunimmt, bei den Knaben deutlich stärker als bei den Mädchen. Die Veränderungen der Pubertätsentwicklung korreliert mit dem chronologischen Alter relativ schlecht, d. h., es gibt Frühentwickler und Spätentwickler.


    1. Definition
    Einteilung im Jugendalter: Vorpubertät, Pubertät, postpuberale Erregungsphase und Adoleszenz
    Pubertät spielt eine sehr wichtige Rolle für die Pädagogen. Besondere Kennzeichen sind körperliche und geistige Veränderungen der Jugendlichen. Dabei werden die eigenen Gedanken/das eigene Aussehen kritisiert und die unterschiedlichen Gefühle sind neu für den Pubertierenden. Diese ganzen Vorgänge werden dem Jugendlichen immer wichtiger bzw. bewusster (vgl. Gönner & Reip, 1977, S. 121).

    2. Definition
    Pubertät wird ersetzt durch „pubertal processes“ (= Puberale Prozesse, da es nicht eine Pubertät gibt sondern mehrere Teilschritte)
    Der Unterricht wird erschwert, da die Jungen und Mädchen sich für andere Dinge interessieren wie z.B. Entwicklungen des eigenen Körpers oder Schwierigkeiten sich selbst zu finden. Viele Jugendliche leiden auch unter dem Druck ihrer Mitschüler (Mobbing!). Weiteres können auch Persönlichkeitsstörungen bis hin zu Krankheiten auftreten (vgl. Fend, 2003, S. 102, 250f).

    3. Definition
    In diesem Zeitraum entwickeln sich die Geschlechtsorgane des menschlichen Körpers. Dadurch wird die Fortpflanzung ermöglicht (vgl. Meyers, 2005, S. 171).

    Pubertät Jugendliche4. Definition
    Die Pubertät (lat.: pubescere) erstreckt sich über einige Jahre bis hin zur Adoleszenz (= Junge Erwachsene). Neben der Geschlechtsreife ist es für die Jugendlichen sehr wichtig eigene Vorbilder zu finden. Diese müssen nicht unbedingt in der Familie sein. Die Tendenz geht eher zur „Cliquenbildung“ und zur Loslösung von der Familie. Bei diesem Vorgang stehen vor allem die Selbstfindung und die Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund (vgl. Schröder, 1985, S. 247).

    5. Definition
    Pubertät: Der Jugendliche befindet sich im Stadion der Geschlechtsreife (zwischen 11 und 16 Jahren). Dieser Ausdruck wird jedoch nur für die biosexuelle Entwicklung verwendet. Hingegen meint man mit Jugendalter die gesamte Zeitspanne zwischen der Kindheit und dem Erwachsenen. Der Englische Ausdruck für diese Entwicklungsphase ist „teenager“ (vgl. Mönks & Knoers, 1996, S. 184).


    Der eigentliche Beginn der Pubertät findet im Gehirn etwa schon im Alter von acht Jahren statt, ohne dass die Kinder zunächst etwas davon bemerken. Im Hypothalamus, dem Bereich des Zwischenhirns, in dem die vegetativen Funktionen des Körpers gesteuert werden, wird das luteinisierende Hormon (LH) sowie das follikelstimulierende Hormon (FSH) produziert, das die Hirnanhangdrüse zur Hormonausschüttung stimuliert. Diese Hormone gelangen in den Blutkreislauf und lösen die unterschiedlichen körperlichen Veränderungen aus, insbesondere auf die Keimdrüsen der Kinder, die Eierstöcken und die Hoden. Beim Mädchen reifen die Eizellen, bei Knaben werden Samenzellen produziert und es beginnt die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Testosteron. Mit dem ersten Eisprung, der unter Umständen erst nach einigen unauffälligen Monatsblutungen einsetzen kann, wird das Mädchen geschlechtsreif und empfängnisbereit, während männliche Jugendliche mit dem ersten Samenerguss fortpflanzungsfähig werden, dem allerdings Ejakulationen ohne Samen vorausgehen können. Sexualhormone fördern gleichzeitig die Produktion von Wachstumshormonen, sodass während der Pubertät die Kinder in die Höhe schießen. Diese Hormone bringen den Stoffwechsel durcheinander und sind daher auch für die Akne verantwortlich, denn sie beeinflussen die Haut, indem sie die Talgdrüsen anregen, das Hautbild wird dabei gröber und Bakterien können sich in den Poren einnisten.

    Gehirnumbau in der Pubertät

    Strukturelle, funktionelle und neurophysiologische Vergleiche zwischen Menschen und Makaken zeigen, dass die Schwierigkeit, während der Pubertät reaktive Reaktionen zu stoppen, sehr ähnlich ist. Die menschliche neurologische Entwicklung während dieser Zeit ist gekennzeichnet durch Veränderungen in der strukturellen Anatomie, d. h., es gibt einen aktiven Abbau redundanter und ungenutzter neuronaler Verbindungen und eine Stärkung jener Abschnitte der weißen Substanz im gesamten Gehirn, die in der Folge die Funktionsweise des erwachsenen Gehirns bestimmen. Insbesondere in der Pubertät werden alle grundlegenden Aspekte der Gehirnorganisation überprüft und verfeinert, so dass eine optimale Arbeitsweise für die Anforderungen der spezifischen Umgebung gewährleistet ist. Insbesondere die Entwicklung jener neuronaler Aktivitätsmuster, die die Vorbereitung einer Reaktion ermöglichen, scheint ein Schlüsselelement dieser Phase der Entwicklung zu sein, wobei dies wesentlich für eine erfolgreiche Selbstkontrolle ist. Bei der Selbstkontrolle geht es nicht nur um die Fähigkeit, im Augenblick ein Verhalten zu hemmen, sondern auch, dass man sich rechtzeitig darauf vorbereitet und einen Plan erstellt. Dieser Wechsel zwischen dem jugendlichen und erwachsenen Gehirn findet sich sowohl in den menschlichen Daten als auch in den Tierdaten (Constantinidis & Luna, 2019).

    Die Veränderungen im menschlichen Gehirn während der Pubertät haben oft einen gewichtigen Einfluss darauf, ob die oder der Betroffene in späterer Folge mentale Leiden wie etwa eine Schizophrenie entwickelt oder nicht. In einer Studie der University of Cambridge, in deren Rahmen die Gehirne von insgesamt dreihundert Jugendlichen zwischen vierzehn und vierundzwanzig Jahren untersucht wurden wurden, entdeckte man, dass sich in der Pubertät vor allem jene Hirnareale verändern, die mit Entscheidungsfindungsprozessen und komplexem Verhalten in Verbindung stehen. Während jene Bereiche des Gehirns, die mit Basisfunktionen des Körpers wie dem Sehen, Hören oder Bewegen assoziiert werden, schon bis zur Zeit der Pubertät voll entwickelt sind, verändern sich die Areale, die mit komplexen Gedankengängen und der Entscheidungsfindung verbunden sind, immer noch weiter. Letztere Regionen sind vor allem Zentren mit einer großen Anzahl an unterschiedlichen Verbindungen zu anderen Schlüsselarealen, wobei dieses Netzwerk wichtiger Knotenpunkte neu konsolidiert und gefestigt wird. Bei Untersuchungen stellte sich auch heraus, dass es sich bei genetisch ausgelösten Veränderungen um dieselben Erbfaktoren handelt, die auch mit vielen mentalen Krankheiten wie etwa Schizophrenie eine Rolle spielen. Dieses Ergebnis passt sehr gut zu der Beobachtung, dass viele psychische Störungen während der Pubertät entstehen. Allerdings sind in diesem Zusammenhang auch andere Faktoren wie etwa die genetische Vererbung oder erhöhter Stress in der Kindheit zu beachten. Dass sich während dieser Zeit gerade jene Gehirnareale am meisten verändern, die mit Entscheidungsfindungen und komplexem Verhalten in Verbindung stehen, zeigt, dass der Mensch sich in dieser Phase auf einer Reise in Richtung Erwachsenwerden befindet.

    Siehe dazu Pubertät und Adoleszenz


    Das Leben war einfacher, als ich Jungs noch doof fand.
    Unbekannt, vermutlich aber eine Unbekannte 😉

    Tipps für Eltern pubertierender Jugendlicher

    Für Jugendliche ist die Pubertät die Zeit der Ablösung, des Erwachsenwerdens, wobei für ihre Eltern mit der Pubertät ihrer Kinder eine Zeit beginnt, die manchmal ihre Gelassenheit auf eine harte Probe stellt. Widerstand und Rebellion gegen bisherige Normen sind aber gesunde und normale Verhaltensweisen in der Pubertät bzw. läuft diese ohne Konflikte ab, gibt dies eher Anlass zur Sorge. Dazu vier Tipps von Jan-Uwe Rogge, Familienratgeber und Autor des Buches „Pubertät – Loslassen und Halt geben“:

    • Konflikten nicht aus dem Weg gehen. Wer realistische Grenzen setzt, muss auch darauf bestehen, dass sie eingehalten werden.
    • Immer im Gespräch bleiben. Eltern sollten aber keine Vorträge halten, sondern den Jugendlichen zuhören. Nur so erfahren sie, was sie denken und was sie beschäftigt.
    • Eine andere Perspektive wählen. Freunde und Außenstehende fragen, wie sie das eigene Kind erleben.
    • Verantwortung abgeben. Plant die Tochter einen Urlaub oder eine Party, dann sollten sich die Eltern nicht in die Vorbereitungen einmischen. Besser ist: Im Hintergrund bleiben und helfen, wenn man gefragt wird.

     


    Anmerkung: Besonders ärgerlich sind „Experten“, die Eltern die Pubertät als etwas Bedrohliches schildern und so dafür sorgen, dass diese tatsächlich so erlebt wird – was man allgemein als selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnet. So heißt es etwa in einem Elternbrief: „Liebe Eltern, die Pubertät kann für jedes Kind zur Hölle werden. Die Kinder werden von Hormonen, Wachstum und Stimmungsschwankungen gebeutelt. Die Übeltäter heißen Androgene – und haben die Power, Ihren Teenager komplett aus der Bahn zu werfen. Manche Jugendliche werden aggressiv. Manche ziehen sich komplett zurück. Und bei den meisten, ist es eine wilde Mischung aus beiden Verhaltensweisen. Eine Achterbahn der Gefühle. Keiner weiß mehr, was los ist. Schon gar nicht Ihr Kind.“ Natürlich wird dann Abhilfe angeboten, der in einem anderen Ratgeber als „Überlebensbrief“ bezeichnet wird 😉


    Literatur

    Constantinidis, Christos & Luna, Beatriz (2019). Neural Substrates of Inhibitory Control Maturation in Adolescence. Trends in Neurosciences, doi:10.1016/j.tins.2019.07.004.
    Gönner, K. & Reip, H. (1977). Unterrichtsplanung für kaufmännische Schulen. Bad Homburg vor der Höhe, Berlin, Zürich: Verlag Gehlen.
    Fend, H. (2003). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
    Meyers, D.G. (2005). Meyers Psychologie. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.
    Schröder, H. (1985). Grundwortschatz Erziehungswissenschaft. München: Ehrenwirth.
    Mönks, F.J. & Knoers A.M.P. (1996). Lehrbuch der Entwicklungspsychologie. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.


    Die Pubertät findet man sehr häufig auch falsch geschrieben als Pupertät – das Wort mag zwar eine harte Zeit für Jugendliche bedeuten, kommt aber vom Lateinischen Wort „pubes„, das die Schamhaare bezeichnet, und auch nicht von Puppe 😉


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