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Mind blanking

    Mind Blanking ist ein Zustand, in dem man sich plötzlich leer im Kopf fühlt und keine Gedanken mehr hat, d.h. man ist zwar wach, aber die Gedanken scheinen zu stagnieren oder zu verschwinden. Mind Blanking tritt meist dann auf, wenn man müde wird, z.B. nach einem anstrengenden Arbeitstag oder wenn man gerade eine komplizierte Aufgabe beendet hat und dann dazu neigt, kurz abzuschweifen und ins Leere zu starren. Die Aufmerksamkeit ist dann niedrig, das Gehirn kann in diesem Moment nur schwer neue Informationen aufnehmen, wobei es nicht so ist, dass man in diesem Moment an nichts denkt, auch wenn es sich manchmal so anfühlt, sondern es gelingt in diesem Moment einfach nicht, die schweifenden Gedanken festzuhalten. Diese Unterbrechungen der Aufmerksamkeit treten bei fast allen Menschen auf, oft sehr häufig, und werden mit dem Abschweifen der Gedanken in Verbindung gebracht, bei dem sich die Aufmerksamkeit auf Gedanken richtet, die nichts mit den aktuellen Aufgaben und Anforderungen der Umwelt zu tun haben, oder mit dem Ausblenden der Gedanken, bei dem der Bewusstseinsstrom selbst zum Stillstand kommt.

    Einen solchen Zustand bewusst herbeizuführen ist jedoch in der Regel kaum möglich, außer vielleicht mit Hilfe von Meditation. Zwar kann man in solchen Phasen im Gehirn gewisse spezifische Aktivitätsmuster erkennen, allerdings sind diese Forschungsergebnisse umstritten. In der Regel ist es auch so, dass man nach einer solchen Phase des Mind blanking gar nicht mehr weiß, dass man in gewisser Weise „abwesend“ war.

    Mind Blanking kann einige Sekunden oder Minuten dauern und in jeder Situation auftreten, z. B. wenn man sich mitten in einem Gespräch befindet, eine Aufgabe ausführt oder einfach nur nachdenkt. Die Ursachen von Mind Blanking sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass sie mit der Funktionsweise des Gehirns zusammenhängen. Das Gehirn ist ständig damit beschäftigt, Gedanken zu verarbeiten und zu generieren, und wenn man zu viel Stress empfindet oder sich zu sehr auf eine Sache konzentriert, kann das Gehirn überlastet werden und in einen Ruhezustand verfallen, der Mind Blanking verursacht. Es ist auch sehr schwierig, während des Mind Blankings neue Informationen ins Bewusstsein zu bringen.

    Mind blanking wird auch durch Faktoren wie Schlafmangel, Angst oder Depressionen ausgelöst werden und kann in seltenen Fällen auch das Symptom einer neurologischen Erkrankung sein. Wenn Mind blanking nur gelegentlich auftritt, ist es in der Regel harmlos, erst wenn es häufig bzw. regelmäßig auftritt oder zu einer Beeinträchtigung des täglichen Lebens führt, sollte man einen Arzt oder Psychologen konsultieren.

    Um die neuronalen Mechanismen zu verstehen, die den Aufmerksamkeitsaussetzern zugrunde liegen, untersuchten Andrillon et al. (2021) das Verhalten, das subjektive Erleben und die neuronale Aktivität von Personen während der Ausführung einer Aufgabe. Durch zufällige Unterbrechungen wurden die Probanden aufgefordert, ihre mentalen Zustände als aufgabenorientiert, abschweifend oder geistig abwesend zu beschreiben. Mit Hilfe der hochauflösenden Elektroenzephalographie konnte gezeigt werden, dass räumlich und zeitlich lokalisierte langsame Wellen, ein Muster neuronaler Aktivität, das charakteristisch für den Übergang zum Schlaf ist, mit Verhaltensmarkern kognitiver Entgleisung einhergingen und Berichten über Gedankenwanderung und Gedankenabwesenheit vorausgingen. Die Lokalisierung der langsamen Wellen ermöglichte eine Unterscheidung zwischen trägem und impulsivem Verhalten sowie zwischen Gedankenwanderung und Gedankenblindheit. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Aufmerksamkeitsdefizite einen gemeinsamen physiologischen Ursprung haben, nämlich das Auftreten einer lokalen schlafähnlichen Aktivität im wachen Gehirn.

    Übrigens sind Mind Blanking und Tagträumen nicht identisch, denn es handelt sich zwar um zwei ähnliche, aber doch unterschiedliche Phänomene des Gehirns. Bei beiden Prozessen sind die Grenzen im Gehirn zwischen Wach- und Schlafphasen fließend, man ist abwesend, nimmt seine Realität nicht mehr ganz wahr und driftet gedanklich ab, doch während man beim Mind Blanking aber eine vollkommene Leere im Gehirn empfindet und danach auch oft gar nicht mehr sagen kann, woran man gerade gedacht hat, denkt man beim Tagträumen aktiv über bestimmte Dinge nach, d. h., die Ergebnisse dieses Prozesses kann man danach meist abrufen. Beide Prozesse sind vermutlich deshalb notwendig, um das Gehirn vor einer Überlastung zu schützen.

    In Österreich ist für den Blick in die Leere auch der Begriff „Ins Narrenkastl schauen“ üblich.

    Literatur

    Andrillon, Thomas,Burns, Angus,Mackay, Teigane,Windt, Jennifer & Tsuchiya, Naotsugu (2021). Predicting lapses of attention with sleep-like slow waves. Nature Communications, 12, doi:10.1038/s41467-021-23890-7.


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