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Triggerwarnung

    Eine Triggerwarnung ist eine Warnung vor Inhalten, die für manche Menschen unangenehm oder verletzend sein können, und wird  wird in der Regel vor Texten, Bildern oder Videos verwendet, die Gewalt, Missbrauch, Traumata oder andere sensible Themen ansprechen. Triggerwarnungen sollen Menschen die Möglichkeit geben, sich vor diesen Inhalten zu schützen, wenn sie dies wünschen. Triggerwarnungen werden in der Regel von Einzelpersonen oder Organisationen verwendet, die sich um die psychische Gesundheit ihrer Nutzerinnen und Nutzer kümmern, werden aber auch von Unternehmen und Institutionen verwendet, die sich für mehr Inklusion und Diversität einsetzen. Triggerwarnungen sind in der Regel kurz und knapp und geben einen Überblick über die Inhalte, die folgen. Sie können zum Beispiel so aussehen: Gewalt gegen Kinder, Darstellung von Missbrauch, Gewalt gegen Tiere, Sexuelle Gewalt gegen Frauen oder Rassismus.

    Triggerwarnungen werden seit einiger Zeit häufig vor Literatur, Filmen, Theaterstücken und anderen Inhalten platziert, vor denen empfindliche Personen angeblich geschützt werden müssen, darunter sogar Werke von Shakespeare. Befürworter argumentieren, dass Warnhinweise den Menschen helfen, sich emotional auf belastende Inhalte vorzubereiten oder sie ganz zu vermeiden, während Kritiker argumentieren, dass Warnhinweise zu einer Vermeidungskultur beitragen, die im Widerspruch zu evidenzbasierten Behandlungsmethoden steht, und dass sie Angst vor zukünftigen Inhalten schüren.

    In jüngster Zeit hat eine Reihe von psychologischen Studien begonnen, diese Behauptungen empirisch zu untersuchen. Bridgland, Jones & Bellet (2023) führten eine Metaanalyse aller empirischen Studien zu den Auswirkungen von Warnhinweisen durch und stellten fest, dass Warnhinweise keinen Einfluss auf die affektiven Reaktionen auf negative Inhalte oder auf die Lernergebnisse hatten. Die Warnungen verstärkten jedoch zuverlässig den antizipatorischen Affekt. Die Ergebnisse zur Vermeidung waren also uneinheitlich, was darauf hindeutet, dass Warnungen entweder keinen Einfluss auf die Beschäftigung mit dem Material haben oder unter bestimmten Umständen die Beschäftigung mit negativem Material verstärken, d.h. Warnungen wirken nicht so, wie sie sollen, sondern sind bestenfalls wirkungslos, schlimmstenfalls kontraproduktiv. Die Ankündigung, dass etwas Schlimmes bevorstehe, wirke wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die aber verpufft, sobald das vermeintlich schreckliche Material betrachtet werden kann, so dass Warnungen nicht geeignet sind, emotionalen Stress abzufedern, schreiben die Psychologen. Zudem können Triggerwarnungen die Attraktivität von Inhalten eher erhöhen, denn wenn Menschen die Wahl zwischen Inhalten mit und ohne Warnung haben, entscheiden sie sich bevorzugt für die als fragwürdig oder gefährlich bezeichneten Inhalte (Pandora-Effekt), die gerade bei besonders gefährdeten Menschen am stärksten wirken.


    Immer mehr Triggerwarnungen oder neutraler formulierte Content Notes sollen die sensible Psyche an allen Orten schützen, auch an Universitäten. Diese Art der Einengung ist typisch für Wokeness. Zu Beginn gibt es sinn- und maßvolle Erneuerungen, wie die Überlegung und Umsetzung, bei gravierend verletzenden Inhalten, bei denen es um schwere Gewalt oder sexuellen Missbrauch geht, die Rezipienten vorab zu warnen.

    Am Ende kündigen Triggerwarnungen jetzt nicht mehr nur potenziell retraumatisierende Inhalte, sondern auch solche an, die auf einige Menschen anstößig oder verstörend wirken könnten, als sei Letzteres per se eine problematische Wirkung. Auf Twitter sind inzwischen Triggerwarnungen mit Inhalten wie „Umzug“, „schwanger“, „Gewicht“, „Depression“, „Zyklus“, „Körperwahrnehmung“, „Gewichtsverlust“, „Essen“, „furchtbare Musik“ oder „Menstruation“ im woken Sinne üblich.

    Dabei verfehlen die Triggerwarnungen häufig ihr Ziel und wirken durch Erwartungsangst eher wie sich selbsterfüllende Prophezeiungen. Es passiert also genau das, was vermieden werden sollte: Unangenehme Gefühle kommen auf. Studien deuten darauf hin, dass durch Triggerwarnungen ein Trauma möglicherweise als wichtiger Bestandteil der Identität wahrgenommen wird.

    Das wäre erklärbar dadurch, dass das Trauma in der Bewusstheit immer präsenter wird und bleibt. Das Trauma gehört dann zur eigenen Persönlichkeit und deswegen hält man es unbewusst fest und wird es nicht mehr los. Triggerwarnungen an sich mögen dies nicht bewirken können, doch gerade die erhöhte woke Aufmerksamkeit auf die Problembereiche, lässt die eigene Opferperspektive ins Zentrum der eigenen Identität geraten.

    Literatur

    Bridgland, Victoria M. E., Jones, Payton J. & Bellet, Benjamin W. (2023). A Meta-Analysis of the Efficacy of Trigger Warnings, Content Warnings, and Content Notes. Clinical Psychological Science, doi: 10.1177/21677026231186625.
    Stangl, W. (2023, 24. August). Sind Triggerwarnungen eher kontraproduktiv? arbeitsblätter news.
    https:// arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/sind-triggerwarnungen-eher-kontraproduktiv/.


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