Der Begriff People-Pleaser ist eine eher populärwissenschaftliche Bezeichnung für einen Menschen, der ständig danach strebt, anderen zu gefallen und deren Zustimmung zu gewinnen. Er hat oft ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Zustimmung von anderen und setzt deshalb die Bedürfnisse und Wünsche anderer über seine eigenen. Menschen, die dieses Verhaltensmuster zeigen, haben oft Schwierigkeiten damit, Nein zu sagen und setzen die eigenen Bedürfnisse und Grenzen hinten an, um andere nicht zu enttäuschen oder Konflikte zu vermeiden. Ein People-Pleaser kann übermäßig darauf bedacht sein, es allen recht zu machen und Konflikte um jeden Preis zu vermeiden, und neigt deshalb dazu, sich selbst aufopfernd zu verhalten und eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu vernachlässigen, was zu einer Reihe von Problemen führen kann, wie etwa Überlastung, Angst, Stress, geringes Selbstwertgefühl und die Schwierigkeit, eigene Ziele und Vorstellungen zu verfolgen. Der Modebegriff People Pleaser bezeichnet demnach Menschen, die einen unbewussten Drang verspüren, Erwartungen anderer Menschen erfüllen zu müssen. Außenstehende Menschen erleben People Pleaser dabei als besonders hilfreich, doch die Betroffenen selbst leiden unter einem anhaltenden Verpflichtungsgefühl. People Pleaser haben meist zwei Grundängste: die Versagensangst und die Angst vor Ablehnung. Diese Menschen agieren zwar meist nicht aus niederen Beweggründen, denn manche von solche Menschen haben in ihrer Kindheit traumatische Erfahrungen gemacht, sodass deren Gedanken stets um die Frage kreisen, wie sie es erreichen können, dass die anderen um sie herum zufrieden sind. Der Wunsch nach Anerkennung, ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis oder auch bloß die Angst vor Ablehnung kann zum People-Pleasing beitragen und hängt oft mit einem geringen Selbstwertgefühl zusammen. Manchmal leiden deren Beziehungen darunter, dass sie einerseits selbst damit unzufrieden sind, da sie um die eigene Unehrlichkeit wissen, andererseits weil ihr Gegenüber über kurz oder lang enttäuscht sein wird.
Dass People-Pleaser ihrem Umfeld unbedingt gefallen wollen, zehrt nämlich nicht nur an ihnen, sondern auch an deren Beziehung zu anderen Menschen. People-Pleaser sind oft mehr als einfach nur freundlich, sondern vielmehr kann der Drang dazu, es anderen immer und überall recht zu machen, auch für seine Umwelt eine Belastung darstellen. Manchmal stimmen solche Menschen bei allem stets zu, auch wenn sie es eigentlich nicht wirklich tun, d. h., man kann sich bei ihnen nie so recht sicher sein, ob eine Zustimmung wirklich von Innen kommt. Das macht daher einen echten Dialog, eine echte Verbindung und Kommunikation oft unmöglich, denn er spricht nicht wirklich mit seinem Gegenüber, sondern sagt bloß, was man hören möchte.
People Pleaser sind sehr harmoniebedürftig, meist auch konfliktscheu und perfektionistisch, wobei sie es gern allen recht machen wollen. Perfektionismus und Konfliktvermeidung sind dabei in der Regel Schutzstrategien, um die Ablehnung durch andere zu vermeiden. People Pleaser sagen selten oder nie “Nein” und sind daher innerhalb der Familie, bei der Arbeit oder in sozialen Bereichen äußerst beliebt, wobei sie Eigenschaften wie Zuverlässigkeit und vollkommene Hingabe besonders auszeichnen. Sie nehmen die Bedürfnisse von anderen Menschen stärker wahr als ihre eigenen. Charakteristische Merkmale einen People Pleaser:
- Er kann nicht “Nein” sagen.
- Er gibt vor, mit allen einer Meinung zu sein.
- Er fühlt sich für die Gefühle anderer verantwortlich.
- Er entschuldigst sich zu oft.
- Er fühlt sich erdrückt von den Dingen, die er für andere tust.
- Er verschiebt seine Grenzen für andere.
- Er ist am Boden zerstört, wenn ihn jemand kritisiert.
- Er verhält sich genau wie die Menschen um ihn herum.
- Er braucht viel Bestätigung.
- Er tut alles dafür, Konflikte zu vermeiden.
Es handelt sich bei solchen Verhaltensweisen meist um ein in der frühen Sozialisation erlerntes Verhalten, dass immer wieder zu einer Co-Abhängigkeit führen kann. Menschen, die dem People Pleasing entkommen wollen, müssen sich mit den eigenen Prägungen auseinandersetzen, um bewusster handeln zu können.
Die Karlsruher Psychologin Ulrike Bossmann empfiehlt in der Apotheken Umschau eine schrittweise Entwicklung der Fähigkeit, Nein zu sagen. Dazu sei es zunächst erforderlich, sich selbst zu beobachten. In einem zweiten Schritt könne man sich zwei Wochen lang in Situationen beobachten, in denen man dazu neige, es allen recht machen zu wollen. Bossmann empfiehlt, am Ende eines Tages zu reflektieren, in welchen Situationen man sich übermäßig gefällig gezeigt hat. In einem zweiten Schritt sollte man gedanklich in die jeweilige Situation gehen und überlegen, wie man sich beim nächsten Mal anders verhalten möchte. Dieses Verhalten sollte man anschließend konkret formulieren. Wer solche Trockenübungen regelmäßig wiederholt, kann im Ernstfall besser für sich und seine Bedürfnisse einstehen. Dazu wird empfohlen, zunächst einen Tag pro Woche zu definieren, an dem bewusst keine Kompromisse eingegangen werden.
Die Psychologin Ulrike Bossmann beschreibt in ihrem Buch anhand neuester Forschungserkenntnisse und Fallbeispiele die Auslöser und Auswirkungen von People Pleasing und zeigt, wie man ohne schlechtes Gewissen Grenzen zieht und Konflikte austrägt, statt um der Harmonie willen zu schweigen. Zahlreiche Reflexionen und Übungen unterstützen dabei, mit sich selbst ebenso fürsorglich umzugehen wie mit anderen. People Pleaser können oft nicht aus ihrer Haut. Sie sagen Ja, auch wenn sie eigentlich Nein meinen. Sie fühlen sich für das Wohlergehen anderer verantwortlich und spüren erst viel zu spät, dass sie sich selbst dabei völlig vergessen haben. Oft passen sie sich lieber an, als bei anderen anzuecken. Betroffene sind meist sehr feinfühlige und empathische Menschen, die Gefahr laufen, auszubrennen, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche übergehen.
Hinweis: Bei diesem Phänomen bzw. Begriff handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Konstrukt, das in Lifestyle-Magazinen und in der Ratgeberliteratur herumgeistert, also um keinen genuin wissenschaftlich-psychologisches Fachbegriff. Solche Begriffe werden aber dann hier aufgenommen, wenn sie Beziehungen zu klassischen psychologischen Phänomenen aufweisen bzw. eine gewisse Verbreitung gefunden haben.
Literatur
https://www.wmn.de/health/psychologie/people-pleaser-die-folgen-id37488 (20-09-20)
Treten Sie einen Schritt zurück und überlegen Sie, wofür Sie den größten Teil Ihrer Zeit und Energie aufwenden. Achten Sie darauf, wie oft Sie „Ja“ sagen, wenn Sie jemand um etwas bittet. Denken Sie darüber nach, wie Sie sich in diesen Momenten fühlen. Eine Bestandsaufnahme der Momente, in denen Sie nicht in der Lage sind, ein klares „Nein“ zu sagen, kann Ihnen helfen, diese Situationen in Zukunft zu erkennen und anders zu reagieren. Achten Sie auf Muster in Ihrem Verhalten gegenüber Menschen, die Ihnen gefallen. Vielleicht gibt es Menschen, die Sie unbedingt befriedigen wollen. Ihr Verhalten kann ein Weg sein, um sich von dem Schmerz zu erholen, den sie Ihnen in der Vergangenheit zugefügt haben. Fangen Sie an, Ihre Grenzen zu erkennen und zu bestimmen, wie Sie Ihre Zeit verbringen. Denken Sie darüber nach, wie viel Bandbreite Sie wirklich haben, bevor Sie Verpflichtungen eingehen. Versuchen Sie, Ihre Energie nur auf Dinge zu verwenden, die mit Ihren Werten übereinstimmen und Ihnen ein gutes Gefühl geben.