Burn-on ist ein neuer Modebegriff für das Gefühl, kurz vor dem Burnout zu stehen und beschreibt genau jene Menschen, die aktuell so viel leisten, dass sie permanent gestresst und erschöpft sind, aber immer noch funktionieren. Es handelt sich also um Menschen, die weiter brennen statt auszubrennen. Burn-on ist dabei eine chronische Erschöpfungsdepression, die Menschen immer weiter funktionieren lässt, ihnen aber jegliche Lebensenergie raubt. Bei diesem Phänomen kommt es trotz hohen Leidensdrucks nicht mehr zum Zusammenbruch, wohl aber zu gravierenden seelischen und körperlichen Folgen.
Burn On ist somit eine Vorstufe zum Burnout, ist also die Zeit, in der man für etwas brennt und es stetig vorangeht, aber man kein Ende sieht, wobei das Abschalten schwerfällt und man nur noch funktioniert. Das Hamsterrad dreht sich also weiter, aber eigentlich merkt man, dass keine richtige Freude mehr vorhanden ist, wobei es beim Burnout schliesslich kippt und man keinen Sinn mehr in seinem Tun sieht. Im Burn-on leben Betroffene meist nur noch auf der Überholspur, das Gaspedal wird sozusagen ständig gedrückt, der Drehzähler ist im roten Bereich und man bekommt nicht mit, dass der Tank schon auf Reserve steht.
Es handelt sich um ein Gefühl, dass man nur mit ständiger Leistung erfolgreich sein kann. Körperliche Symptome sind dann etwa Schlafstörungen, also nicht einschlafen können und früh wieder aufwachen, Bluthochdruck, schnelle Erschöpfung, Übelkeit, Schwindel, Schwere in den Gliedern, Kraftlosigkeit, oft auch Tinnitus oder ein Flimmern in den Augen.
Es finden sich dabei Überschneidungen zum Workaholic, der die Arbeit wie eine Sucht erlebt und nicht anders kann, als zu arbeiten, doch ist Burn-on etwas, das sich nicht nur auf die Arbeitswelt bezieht sondern auch auf den privaten und sozialen Bereich. Es sind vor allem Menschen, die einen hohen Leistungsanspruch an sich haben und möglicherweise in ihrer Kindheit und Jugend häufig nicht wirklich gelernt haben, sich auch an verschiedenen Stellen abzugrenzen und zu merken, o.k., was muss ich denn tun, dass ich bestimmte Lebensbereiche nicht wie im Arbeitsmodus lebe? Durch vermehrtes Homeoffice beispielsweise ist es ja durchaus so, dass die Abgrenzung der Arbeit gegenüber dem Privaten immer schwieriger wird, ein Faktor, der Burn-on zu begünstigen scheint.
Der Begriff folgt dem Buch „Burn-on: Immer kurz vorm Burn Out“ von Timo Schiele und Berndt te Wildt, die bei Beobachtungen und Gesprächen, die mit Patienten und Patientinnen geführt wurden und die wegen eines vermeintlichen Burn-Outs zu ihnen in Behandlung gekommen waren, aber nicht ganz in das Beschwerdebild passten. Während Burnout-Betroffene längst aus dem Alltag gefallen sind, weil nichts mehr geht, haben Menschen mit Burn-on-Syndrom hingegen große Schwierigkeiten, aus ihrem Hamsterrad auszusteigen.
Hinweis: Bei diesem Phänomen bzw. Begriff handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Konstrukt, das in Lifestyle-Magazinen und in der Ratgeberliteratur herumgeistert, also um keinen genuin wissenschaftlich-psychologisches Fachbegriff. Solche Begriffe werden aber dann hier aufgenommen, wenn sie Beziehungen zu klassischen psychologischen Phänomenen aufweisen bzw. eine gewisse Verbreitung gefunden haben.
Literatur
https://www.mdr.de/ratgeber/gesundheit/burn-on-burn-out-erschoepfung-100.html (22-07-04)