Zum Inhalt springen

Anhaltende Trauerstörung

    Die anhaltende Trauerstörung – Prolonged Grief Disorder – PROGRID – ist eine psychische Störung, bei der ein Hinterbliebener in Folge eines schwerwiegenden Verlustes wie den Tod eines nahestehenden Menschen eine pathologische Trauerreaktion entwickelt.

    Die anhaltende Trauerstörung ist gekennzeichnet durch eine abnorme und persistierende Sehnsucht nach und Beschäftigung mit dem Verstorbenen, oft begleitet von Wut, Schuldgefühlen und Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren, sowie mit der Unfähigkeit, sich in soziale und andere Aktivitäten nach dem Trauerfall wieder einzufinden.

    Kurzfristige Trauerstörungen sind nicht pathologisch, d. h., eine anhaltende Trauerstörung wird nur dann diagnostiziert, wenn die Reaktion sowohl zeitlich als auch in der Intensität das Maß einer normalen Trauer übersteigt, die als eine natürliche Reaktion auf einen Verlust betrachtet wird.

    Akute Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust einer wichtigen Bindung, wobei bei den meisten Betroffenen diese innerhalb der ersten sechs Monate langsam nachlässt. Doch etwa fünf Prozent entwickeln eine anhaltende Trauerstörung mit erheblichen Beschwerden, wobei sich in diesem Fall eine Behandlung empfiehlt, wenn der Verlust länger als ein halbes Jahr zurückliegt und weiterhin schwere psychische Symptome den Alltag beeinträchtigen. Das Krankheitsbild einer anhaltenden Trauerstörung (Prolonged Grief Disorder – PROGRID) kann sehr unterschiedlich sein, denn manche Betroffene berichtet häufig über anhaltende Beschwerden wie intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person, Einsamkeit seit dem Todesfall, Schwierigkeiten, den Tod zu akzeptieren, Gedanken, die ständig um die verstorbene Person kreisen, Schuldgefühle oder Selbstvorwürfe, Vermeidung aller Erinnerungen, aller Gedanken und aller Gefühle an die verstorbene Person und deren Tod.

    Trauer ist eine ganz normale Reaktion, die alle Menschen im Lauf ihres Lebens erfahren, denn dabei wird die Bindung zu einer verstorbenen Bezugsperson gewissermaßen neu aufgestellt, was einen hochindividuellen Prozess darstellt. Wenn man bei der Trauer psychotherapeutisch zu früh einschreitet, kann dies übrigens genau das Gegenteil bewirken und den Trauerprozess sogar verlängern. Wenn aber auch nach mehr als sechs Monaten der Tod des oder der Angehörigen den Alltag bestimmt und die eigene Lebensführung signifikant einschränkt, bei dem sich die Hinterbliebenen etwa weiterhin zurückziehen, die Sehnsucht nach der verstorbenen Person täglich als quälend erlebt wird, ihr Zimmer unangetastet bleibt oder über sie so berichtet wird als ob sie immer noch leben würde, spricht man von einer Anhaltenden Trauerstörung.

    Die Grenzen zu einer Depression sind bei der Anhaltenden Trauerstörung teilweise fließend und setzen eine genaue Diagnostik voraus. Wie bei einer Depression sind aber ähnliche Symptome zu finden, wie etwa das Gefühl, keinerlei Freude mehr empfinden zu können und wie betäubt zu sein. Im Unterschied zur Depression sind jedoch Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit oder gar Suizidgedanken eher untypisch für eine Anhaltende Trauerstörung. Die anhaltende Trauer als psychische Erkrankung ist übrigens nicht auf ältere Menschen beschränkt.

    Dass die Anhaltende Trauerstörung erst vor kurzem als psychische Erkrankung in die Systematik der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen wurde, zeigt die Komplexität der Materie, denn es geht nicht darum die Trauer per se zu pathologisieren. Zudem hat die Forschung lange gebraucht, um präzise zwischen einer Depression bzw. einer Postraumatischen Belastungsstörung und anhaltender Trauer differenzieren zu können.

    Betroffene berichten häufig folgende Beschwerden:

    • Intensive Sehnsucht nach der verstorbenen Person
    • Einsamkeit seit dem Todesfall
    • Schwierigkeiten, den Tod zu akzeptieren
    • Gedanken, die ständig um die verstorbene Person kreisen
    • Schuldgefühle oder Selbstvorwürfe
    • Vermeidung aller Erinnerungen, aller Gedanken und aller Gefühle an die verstorbene Person und deren Tod

    Behandelt wird eine anhaltende Trauerstörung in der Regel mit Hilfe einer Psychotherapie, die auf einem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansatz basieren. Die bislang angebotenen Therapieformen, die bei einer Trauerstörung angewendet werden, wirken eher unspezifisch, sodass eine Arbeitsgruppe bewährte psychotherapeutische Methoden auf die speziellen Bedürfnisse trauernder Patienten angepasst hat, wobei man zwei psychotherapeutische Behandlungen untersucht hat: eine Therapie legt den Schwerpunkt auf die Trauer selbst, die andere konzentriert sich auf die durch Trauer verursachten Schwierigkeiten im Alltag. Auf lange Sicht will man dadurch gewährleisten, dass es für alle Betroffene gute Therapiemöglichkeiten gibt. Elemente dieser Behandlungsformen sind etwa die Aufklärung über die anhaltende Trauerstörung sowie das Aufzeigen von Zusammenhängen zwischen den Symptomen einer Anhaltenden Trauerstörung und alltäglichen Problemen.

    Die anhaltende Trauerstörung wurde in das ICD-11 als eigenständige Diagnose aufgenommen.

    Literatur

    https://idw-online.de/de/news778257 (21-10-28)
    https://www.ku.de/trauertherapie (21-10-28)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Anhaltende_Trauerst%C3%B6rung (17-08-12)

    Link: http://www.trauer-therapie.de/ (17-06-09)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert