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internetbezogene Störung

    Als internetbezogene Störungen werden suchtartige Entgleisungen der Nutzung des Internets bezeichnet, die zur Gruppe der Verhaltenssüchte gezählt werden. Betroffene Menschen entwickeln dabei eine Abhängigkeit von bestimmten Internetanwendungen, etwa von Internetspielen, sozialen Netzwerken oder von Internetpornografie, die sich durch das zunehmende Erfüllen der üblichen Suchtkriterien zeigt. Diese äußern sich durch das Craving, Kontrollverlust im Hinblick auf Beginn und Ende des Konsums, Entzugserscheinungen, Toleranzentwicklung, Vernachlässigung anderer Interessen und Pflichten sowie die Fortsetzung des Konsums trotz negativer Konsequenzen.

    Die Störungen können für die Betroffenen besonders bei chronischen Verläufen mit schweren Funktionseinschränkungen und deutlichem Leidensdruck einhergehen, auch wenn der subjektive Leidensdruck im Verlauf der Störung oft erst sehr spät auftritt. Es bestehen Zusammenhänge mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depression, Angst, Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätssyndrom und Persönlichkeitsstörungen sowie gestörten Schlafgewohnheiten, erhöhter Risikobereitschaft, Nikotinabusus, nicht ausgewogener Ernährung und Bewegungsmangel.

    Besonders bei  Computerspielen besteht das größte Risiko für eine Suchtentwicklung durch das Spielen von Rollenspielen, die oftmals über das Internet in Gruppen gespielt werden. Zur Abhängigkeit von sozialen Netzwerken liegen noch wenige, eindeutig wegweisende Studienergebnisse vor, wobei Anwendungen wie Twitter, Facebook oder WhatsApp inzwischen eine derart breite Alltagsnutzung erfahren, dass auch im Bereich der sozialen Netzwerke mit einem weiteren Anstieg einer Abhängigkeitsentwicklung in der Zukunft zu rechnen ist. Aktuell erfüllen 2,6 % der deutschen Jugendlichen die Kriterien einer Abhängigkeit nach der sogenannten Social Media Disorder Scale, die an die Kriterien des DSM-5 der Internet Gaming Disorder angelehnt ist.

    Etwa 5,8 % der Jugendlichen und 2,8 % der jungen Erwachsenen weisen eine nach einer Metastudie von Geisel et al. (2021)  internetbezogene Störung auf. Dabei sind weibliche Jugendliche mit 7,1 % statistisch signifikant häufiger betroffen als männliche Jugendliche mit 4,5 %.

    Die Evidenz für Diagnostik und Therapie internetbezogener Störungen ist limitiert, jedoch sind eine frühzeitige Diagnostik und Therapie wahrscheinlich wesentliche Einflussfaktoren im Verlauf der Störungen. Therapeutisch konnte die weltweit erste randomisiert kontrollierte Studie in Deutschland (STICA-Studie) die Wirksamkeit der Verhaltenstherapie im Vergleich zu einer Wartegruppe nachweisen.

    Literatur

    Geisel, O., Lipinski, A. & Kaess, M. (2021). Non-substance addiction in childhood and adolescence—the Internet, computer games and social media. Deutsches Ärzteblatt, 118, 14–22.


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