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Verneinung

    Beim Abwehrmechanismus der Verneinung wird von der oder die Betroffene eine bedrohliche Situation oder ein Konflikt abgeblockt, d. h., er oder sie lässt eine Erinnerungen oder einen Impuls gar nicht ins Bewusstsein dringen und weigert sich, diese wahrzunehmen, um sich so in die Lage zu versetzen, die bedrohliche Situationzumindest vorübergehend zu vermeiden. Ein Beispiel dafür ist das Nichtabholen eines eingeschriebenen Briefes oder eines Zeugnisses.

    Carl Rogers geht in seiner Theorie der Verneinung noch über die Freudsche Definition hinaus, denn seiner Meinung nach umfasst dieser Begriff auch das, was als Repression definiert wird.

    Das Gesicht der Verneinung: Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen, hochgezogenes Kinn.

    Übrigens glauben amerikanische Wissenschaftler, auf ein allgemeingültiges „Nicht-Gesicht“ gestoßen zu sein, das Verneinung und Ablehnung begleitet: Stirnrunzeln, zusammengepresste Lippen und ein hochgezogenes Kinn. Diese Mimik sei ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Gesprächspartner etwas Negatives sagt, und zwar unabhängig von der Kultur. Benitez-Quiroz et al. (2016) setzten Studierende vor eine Kamera und ließen sie Gespräche in ihrer Muttersprache mit jemandem hinter der Kamera führen, wobei die Gespräche auf Englisch, Spanisch, Mandarin oder der amerikanischen Gebärdensprache stattfanden. Man suchte dabei nach Gesichtsausdrücken, die als grammatikalische Marker wie das Wort „nicht“ die Bedeutung eines Satzes bestimmen. Um die gewünschten Reaktionen auszulösen, befragte man die Studierenden zu ihrer Meinung zu Aussagen wie „Eine Studie hat gezeigt, dass Studiengebühren um 30 Prozent erhöht werden sollten.“ Die Probanden, die von einer solchen Maßnahme unmittelbar betroffen wären, drückten daraufhin erwartungsgemäß ihre Ablehnung aus. Man durchsuchte die Aufnahmen mittels eines Algorithmus Bild für Bild, um jene Muskelbewegungen zu identifizieren, die bei allen Probanden gleichermaßen mit Verneinung beziehungsweise Ablehnung einhergingen. Das Resultat war eine Mimik, die sie das „Nicht-Gesicht“ bezeichneten. Dabei stellten man auch fest, dass sich die Gesichtsmuskeln in der gleichen Frequenz zum „Nicht-Gesicht“ verziehen, in der man auch spricht, sodass Menschen den Gesichtsausdruck instinktiv als Begleitung oder auch Teil der Sprache nutzen, wobei einige der Probanden, die mit Gebärden sprachen, den Gesichtsausdruck als Ersatz für die „Nicht“-Geste oder ein Kopfschütteln verwendeten, sodass diese Reaktion sehr tief verwurzelt sein dürfte.

    Literatur

    Benitez-Quiroz,  C.F., Wilbur, R. & Martinez, A.M.  (2016). The Not Face: A grammaticalization of facial expressions of emotion. Cognition, 150, 77-84.


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