Validation

Validation ist eine Kommunikationsmethode, die entwickelt wurde, um den Umgang mit dementen Menschen zu erleichtern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Diese Methode, die von der amerikanischen Gerontologin Naomi Feil 1990 in den europäischen Raum eingeführt wurde, basiert auf dem Ansatz, dass dementen Personen nicht in abgeschlossenen Lebenssituationen feststecken, sondern ihre Emotionen und Erfahrungen in immer wiederkehrenden Fragen, Handlungen oder Sätzen verarbeiten. Die Prinzipien dieser Methode zielen darauf ab, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu verbessern, indem ihre inneren Bedürfnisse respektiert werden, anstatt sie als „verwirrt“ oder „verloren“ zu betrachten. Die Validation Methode schafft ein Umfeld des Verständnisses, der Akzeptanz und der Zuwendung.

Feil legt daher einen besonderen Fokus auf das Verständnis der individuellen Realität des Demenzkranken, sowohl verbal als auch nonverbal. Ziel der Validation ist es, den Betroffenen mit Würde und Respekt zu begegnen, Vertrauen aufzubauen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, dem verwirrten Menschen nicht zu widersprechen und ihn in einer ruhigen, verständnisvollen Weise zu unterstützen.

Das Prinzip des Spiegelns, bei dem die Pflegeperson das Verhalten des Demenzkranken ernst nimmt und mit entsprechenden Handlungen bestätigt, trägt zur Verbesserung der Kommunikation bei. Diese Methode ist insbesondere dafür bekannt, dass sie Konflikte in der Kommunikation vermeidet, indem sie einfache und klare Fragen stellt und auf die nonverbale Sprache des Betroffenen eingeht. Achten Sie beim Spiegeln auch auf die richtige Körperhaltung. Versuchen Sie die ihres Gegenübers anzunehmen. Das sollte allerdings authentisch wirken und nicht als Nachäffen wahrgenommen werden. Geben Sie der demenzbetroffenen Person die nötige Zeit, um auf Ihre Frage zu antworten und stellen Sie immer nur eine Frage nach der anderen. Sprechen Sie mit ruhiger sanfter Stimme. Halten Sie ehrlichen Blickkontakt. Vermeiden Sie Hektik in der Gegenwart der/des Betroffenen. Körperkontakt ist erlaubt, sofern es die desorientierte Person zulässt. Verwenden Sie einen einfachen Wortschatz.

Beispiele, wie Spiegeln funktionieren kann:
Korrigieren Sie die/den Betroffenen nicht: „Dein Mann ist doch schon längst verstorben.“
Richtig wäre: „Keine Sorge, dein Mann kommt abends nach Hause.“
Lenken Sie nicht ab: „Zuerst werden wir einmal spazieren gehen, dann suchen wir deine Brille.“
Richtig wäre: „Deine Brille habe ich in die Lade gelegt, dort wo du sie immer aufbewahrst.“
Ignorieren Sie Gefühle nicht: „Reg dich doch nicht auf.
Richtig wäre: „Ich verstehe, dass dich das aufregt.“
Schimpfen und tadeln Sie nicht: „Heute bist du aber grantig.“
Richtig wäre: „Fühlst du dich heute nicht wohl?“
Stellen Sie keine offenen Fragen: „Was möchtest du trinken?“
Richtig wäre: „Möchtest du ein Glas Wasser trinken?“

Die Grundsätze der Validation Methode von Naomi Feil sind:

  1. Respekt und Würde: Die betroffenen Personen werden als kompetente und wertvolle Menschen angesehen, deren Gedanken und Gefühle respektiert und anerkannt werden müssen, auch wenn ihre Ausdrucksweise unklar oder verwirrend ist.

  2. Gefühlsvalidierung: Die Methode betont, dass es wichtiger ist, die emotionalen Bedürfnisse und Gefühle der Person zu erkennen und zu validieren, anstatt die Fakten oder die Realität zu korrigieren. Wenn jemand in der Vergangenheit lebt oder sich in einer anderen Realität befindet, wird das Gefühl, das er oder sie ausdrückt, anerkannt und ernst genommen.

  3. Empathie und Akzeptanz: Pflegekräfte und Betreuende sollen sich in die emotionale Welt des Menschen einfühlen und akzeptieren, dass seine Wahrnehmung der Welt seine Wahrheit ist, auch wenn sie von der aktuellen Realität abweicht.

  4. Verbindung herstellen: Anstatt einfach zu korrigieren oder die Realität durchzusetzen, geht es darum, eine Verbindung zur Person aufzubauen, indem man mit ihnen spricht, ihre Gefühle anspricht und ihre Erinnerungen und Erfahrungen anerkennt.

  5. Kommunikation ohne Korrektur: Wenn eine Person mit Demenz sich in einer anderen Realität oder Zeit befindet, wird nicht versucht, sie zu korrigieren. Stattdessen wird der Betroffene in seiner eigenen Welt abgeholt und in dieser begleitet.

  6. Förderung der Selbstbestimmung: Die Methode fördert das Selbstwertgefühl und die Autonomie der Person, indem sie dazu ermutigt wird, selbst Entscheidungen zu treffen und sich auszudrücken, auch wenn dies auf eine andere Weise geschieht als erwartet.

Während Kritiker die Wirksamkeit von Validation noch nicht wissenschaftlich vollständig belegen können, berichten viele Pflegekräfte und Angehörige von positiven Veränderungen in der Kommunikation und dem Gemütszustand von Demenzkranken (Feil, 1992).

Literatur

Feil, N. (1992). Validation therapy: An alternative to reality orientation therapy for individuals with Alzheimer’s-type dementia. Journal of Gerontological Nursing, 18, 20-25.
https://www.demenz-hilfe.at/fileadmin/user_upload/Media_Library_Demenzhilfe/validation-faq.pdf (11-11-21)


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