Zum Inhalt springen

Transitionspsychiatrie

    Die Transitionspsychiatrie – auch als Übergangspsychiatrie bezeichnet – stellt ein relativ junges und dynamisches Fachgebiet innerhalb der Psychiatrie dar, das sich explizit den psychischen Herausforderungen widmet, denen junge Menschen im kritischen Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter begegnen. Im Kern konzentriert sich die Transitionspsychiatrie auf junge Individuen im Alter von etwa 15 bis 25, in manchen Fällen auch bis 30 Jahren. Diese Altersgruppe befindet sich in einer besonders vulnerablen und sensiblen Lebensphase, die durch tiefgreifende Entwicklungsschritte, bedeutende Veränderungen und die Weichenstellung für die zukünftige Lebensgestaltung gekennzeichnet ist.

    Das übergeordnete Ziel der Transitionspsychiatrie ist es, diesen komplexen Übergangsprozess aktiv zu erleichtern und zu unterstützen. Dies wird primär durch die Gewährleistung einer lückenlosen, altersgerechten und individuell angepassten Versorgung erreicht. Ein zentraler Aspekt ist die Sicherstellung der Kontinuität der Therapie, um den jungen Menschen Stabilität und Vertrauen in einer Zeit des Umbruchs zu bieten. Die Transitionspsychiatrie beschäftigt sich dabei intensiv mit einem breiten Spektrum an psychischen Erkrankungen, die sowohl in der Jugend als auch im Erwachsenenalter manifest werden können. Hierzu zählen unter anderem affektive Störungen wie Depressionen, Angststörungen verschiedener Ausprägung, Psychosen wie Schizophrenie oder affektive Psychosen sowie bipolare Störungen, aber auch Persönlichkeitsstörungen und Suchterkrankungen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die spezifischen Bedürfnisse und Manifestationsformen dieser Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter gelegt.

    Der Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter ist nämlich häufig mit einer Vielzahl von psychischen Belastungen und Herausforderungen verbunden. Dazu gehören existentielle Fragen der Identitätsfindung und -entwicklung, die zunehmende Ablösung vom Elternhaus und die damit einhergehende emotionale und praktische Selbstständigkeit, der Eintritt ins Berufsleben mit seinen eigenen Anforderungen und Unsicherheiten sowie das Erlangen finanzieller Unabhängigkeit. In dieser kritischen Phase können bereits bestehende psychische Erkrankungen entweder erstmalig auftreten oder sich in ihrer Intensität und Ausprägung deutlich verstärken. Hinzu kommt, dass die bestehenden Versorgungsstrukturen oftmals nicht optimal auf die Bedürfnisse dieser Altersgruppe zugeschnitten sind. Die Angebote der Kinder- und Jugendpsychiatrie passen häufig nicht mehr, da sie sich primär an jüngere Patienten und deren spezifische Problemlagen richten. Gleichzeitig sind die Angebote der Erwachsenenpsychiatrie oft noch nicht adäquat, da sie die besonderen Herausforderungen und Entwicklungsaufgaben des jungen Erwachsenenalters möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigen. Die Transitionspsychiat

    Die Transitionspsychiatrie stellt einen wichtigen Zweig der Psychiatrie dar, der sich explizit der psychischen Gesundheit junger Erwachsener widmet. Diese Lebensphase, die oft vom späten Jugendalter bis ins frühe Erwachsenenalter reicht, ist geprägt von tiefgreifenden Veränderungen und Umbrüchen. Dazu gehören der Übergang von der Schule zur Ausbildung oder zum Studium, der Eintritt ins Berufsleben, die Ablösung vom Elternhaus, die Gründung eigener Beziehungen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Lebensplanung. All diese Veränderungen können eine erhebliche psychische Belastung darstellen und junge Erwachsene anfälliger für psychische Erkrankungen machen.

    Die Transitionspsychiatrie adressiert diese spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen. Ein Kernproblem besteht darin, dass herkömmliche Behandlungsmethoden und -strategien, die entweder für Kinder und Jugendliche oder für etablierte Erwachsene entwickelt wurden, oft nicht optimal auf die Situation junger Erwachsener zugeschnitten sind. Die Transitionspsychiatrie muss daher innovative Ansätze entwickeln, die den individuellen Bedürfnissen, Entwicklungsstand und Lebensumständen dieser Altersgruppe Rechnung tragen. Dies kann beispielsweise bedeuten, die Behandlung flexibler zu gestalten, niedrigschwellige Angebote zu schaffen und verstärkt auf peer-basierte Unterstützungsangebote zu setzen.

    Ein weiterer zentraler Aspekt der Transitionspsychiatrie ist die Förderung von Autonomie und Eigenverantwortung. Junge Erwachsene befinden sich in einem Prozess der Selbstfindung und wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Die Behandlung muss daher darauf ausgerichtet sein, sie in diesem Prozess zu unterstützen und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, ihre psychische Gesundheit selbstständig zu managen. Gleichzeitig ist es jedoch wichtig, die psychische Stabilität aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass junge Erwachsene in Krisen geraten, insbesondere wenn sie mit komplexen psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Dies erfordert eine sorgfältige Balance zwischen der Förderung von Eigenverantwortung und der Bereitstellung von notwendiger Unterstützung und Führung. Eine enge Zusammenarbeit mit Angehörigen, Schulen, Universitäten, Arbeitgebern und anderen relevanten Institutionen ist oft unerlässlich, um ein umfassendes und nachhaltiges Unterstützungsnetzwerk zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die Prävention von psychischen Erkrankungen in dieser Lebensphase von entscheidender Bedeutung, um frühzeitig Risikofaktoren zu erkennen und zu minimieren.

    Literatur

    Bäuml, J., Pitschel-Walz, G., & Rentzsch, J. (2018). Transitionspsychiatrie: Ein neues Konzept für die Versorgung junger Erwachsener mit psychischen Erkrankungen. Psychiatrische Praxis, 45(03), 143-150.
    Correll, C. U., Galling, B., Pawar, A., Krysta, K., Alshamrani, F., Seeman, M. V.  & Solmi, M. (2018). Comparison of early intervention services for first-episode psychosis: a systematic review, meta-analysis, and meta-regression. JAMA psychiatry, 75, 555-565.
    Schimmelmann, B. G., & Schmidt, M. H. (2016). Transitionspsychiatrie. Deutsches Ärzteblatt International, 113, 203.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert