Ich denke, das einzige Mal, dass Menschen über Ungerechtigkeit nachdenken, ist, wenn sie ihnen selbst widerfährt.
Charles Bukowski
Wokeness ist ein Begriff, der in den letzten Jahren populär geworden ist, insbesondere in Diskussionen über soziale Gerechtigkeit, Identitätspolitik und kulturelle Sensibilität. Der Begriff woke wird in der Regel verwendet, um zu beschreiben, wenn jemand ein hohes Maß an Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten, insbesondere in Bezug auf Rassismus und Diskriminierung, zeigt. Im Laufe der Zeit hat er sich zu einem breiteren Bewusstsein für soziale Ungleichheiten wie Sexismus entwickelt und wird oft im Zusammenhang mit Identitätspolitik und sozialer Gerechtigkeit verwendet, wobei der Begriff besonders bekannt durch die Black Lives Matter-Bewegung wurde und mit politischem Engagement und Aktivismus verbunden wird.
In einem breiteren Kontext bezieht sich Wokeness darauf, wie eine Person oder eine Gruppe von Menschen sensibel und bewusst gegenüber sozialen Ungerechtigkeiten, Vorurteilen und Diskriminierung ist. Menschen, die als woke bezeichnet werden, demonstrieren oft ein Engagement für den Kampf gegen Ungleichheit und für die Förderung von Inklusion und Vielfalt in der Gesellschaft.
Der Begriff wird jedoch in letzter Zeit auch kontrovers diskutiert, denn er gilt als übermäßig politisiert und als Ausdruck von Selbstgerechtigkeit oder übermäßiger Empfindlichkeit, während die Vertreter einer solchen Kultur ihn als wichtigen Schritt zur Schaffung einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft betrachten. Der Begriff Wokeness wird daher häufig abwertend verwendet, um eine übertriebene politische Korrektheit oder eine bestimmte Agenda zu kritisieren. Wokeness ist zu einem negativen Kampfbegriff geworden, wobei viele in der Bewegung übertriebene Moralapostel erkennen, die der Gesellschaft den Mund verbieten wollen, sodass fraglich ist, ob der Begriff für eine politische Diskussion hilfreich ist, denn bei einer tiefen Spaltung der Lager geht meist auch das Begriffsverständnis stark auseinander.
Wokeness ist ein Begriff, der ursprünglich aus der afroamerikanischen Umgangssprache stammt und die Bedeutung „aufmerksam gegenüber Vorurteilen und Diskriminierung“ hat. Woke sein, also aufgewacht, wachsam sein, steht für die Wachsamkeit gegenüber Vorurteilen, Gleichberechtigung und Diskriminierung einschließlich der Täter oder Opfer von Unterdrückung, wobei der Begriff im englischen Sprachraum oft im Zusammenhang mit politischen Diskussionen über Ungleichheit gegenüber Minderheiten verwendet und zum Teil mit der liberalen, oft „linken“ Seite des politischen Spektrums assoziiert wird.
Ein Fragebogen zur Wokeness
Eine finnische Studie fand Korrelationen zwischen woke sein und Ängstlichkeit, Depression und Glücksgefühlen. Dabei wurde ein neu entwickelten Fragebogen eingesetzt: Critical Social Justice Attitude (CSJA). Dieses psychologische Testverfahren wurde von Lahtinen (2024).entwickelt, um die Zustimmung zu Einstellungen zu messen, die mit kritischer sozialer Gerechtigkeit zusammenhängen. Die Ergebnisse dieser finnischen Studie zeigen, dass eine stärkere Ausrichtung auf diese so genannten „Woke“-Überzeugungen mit erhöhten Angstzuständen und Depressionen korreliert, wie in einer Veröffentlichung im Scandinavian Journal of Psychology beschrieben. Der Aufstieg der kritischen sozialen Gerechtigkeit, die sich darauf konzentriert, systemische Ungleichheiten zwischen verschiedenen Identitätsgruppen zu erkennen und zu beseitigen, hat zu Diskussionen über ihren Einfluss in Wissenschaft, Politik und Alltag geführt. Diese besondere Ausrichtung auf soziale Gerechtigkeit – die oft mit Konzepten wie Intersektionalität, Antirassismus und, umgangssprachlich, „Wokeness“ in Verbindung gebracht wird – wurde sowohl für ihre Anerkennung der systemischen Barrieren, mit denen marginalisierte Gruppen konfrontiert sind, gelobt als auch für ihren Ansatz in Bezug auf Identität und Meinungsfreiheit kritisiert. Doch trotz der Debatte über kritische soziale Gerechtigkeit gibt es eine auffällige Lücke bei den empirischen Daten über das Ausmaß und die Auswirkungen dieser Politik. Die Autorin der neuen Studie hat dies erkannt und versucht, ein zuverlässiges Instrument zur Bewertung der kritischen sozialen Gerechtigkeit zu schaffen und ihre Verbreitung und Auswirkungen zu untersuchen.
Literatur
Lahtinen, Oskari (2024). Construction and validation of a scale for assessing critical social justice attitudes. Scandinavian Journal of Psychology, doi:10.1111/sjop.13018