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Michelangelo-Effekt

    Mit all der Mühe, mit der wir manche unserer Fehler verbergen, könnten wir sie uns leicht abgewöhnen.
    Michelangelo

    Der Begriff Michelangelo-Effekt oder auch das Michelangelo-Phänomen bezieht sich auf eine theoretische psychologische Annahme, die besagt, dass das Verhalten und die Leistungen eines Menschen durch positive Erwartungen und Unterstützung anderer beeinflusst werden können. Der Michelangelo-Effekt basiert auf dem Gedanken, dass Menschen ihr Potenzial am besten dann entfalten können, wenn andere sie unterstützen und ermutigen, ihr Bestes zu geben, ähnlich wie ein Bildhauer, der eine Skulptur aus einem Rohblock erschafft, kann ein Mensch durch positive Beziehungen und Rückmeldungen von anderen geformt und entwickelt werden.

    Menschen neigen dazu, die Erwartungen und Überzeugungen anderer über sie zu internalisieren und sich entsprechend zu verhalten, was, wenn diese Erwartungen positiv sind und eine hohe Leistung betonen, zu einer Verbesserung der eigenen Leistung führen kann. Wenn jemand etwa von anderen als talentiert und fähig angesehen wird, kann er oder sie dazu neigen, sich mehr anzustrengen, um diese Erwartungen zu erfüllen. Der Michelangelo-Effekt beschreibt also eine positive Form der sozialen Beeinflussung, bei der die Unterstützung und die positiven Erwartungen anderer Menschen dazu beitragen können, dass ein Mensch sein Potenzial ausschöpft und sich weiterentwickelt.

    Dieser zwischenmenschlicher Prozess führt etwa in Partnerschaften dazu, dass im Laufe der Zeit sich Menschen zu dem entwickeln, was sie als ihr ideales Selbst betrachten, was dadurch geschieht, weil der Partner sie so sieht und sich in ihrer Umgebung so verhält, dass dieses Ideal gefördert wird. Auf dieses Phänomen wird in der modernen Ehetherapie Bezug genommen, wobei dieses Phänomen vor allem bei Paaren, die ein hohes Maß an ehelicher Zufriedenheit aufweisen, häufig zu finden ist. Der Michelangelo-Effekt ist somit das Gegenteil des Blueberry-Phänomens, bei dem voneinander abhängige Individuen nur das Schlechteste aus dem anderen herausholen.

    Der Name leitet sich von dem italienischen Künstler Michelangelo Buonarroti ab, der für seine Meisterwerke in den Bereichen Malerei, Skulptur und Architektur bekannt ist.

    Literatur

    Rusbult, C. E., Kumashiro, M., Stocker, S. L., & Wolf, S. T. (2005). The Michelangelo Phenomenon in Close Relationships. In A. Tesser, J. V. Wood, & D. A. Stapel (Eds.), On building, defending and regulating the self: A psychological perspective (pp. 1–29). Psychology Press.


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    1 Gedanke zu „Michelangelo-Effekt“

    1. Der Michelangelo-Effekt in Beziehungen

      Der Michelangelo-Effekt beschreibt ein psychologisches Phänomen, bei dem Partner sich gegenseitig dabei helfen, ihre idealen Selbstbilder zu entwickeln und zu verwirklichen. Der Begriff geht auf den berühmten Bildhauer Michelangelo zurück, der angeblich die Kunstwerke nicht schuf, sondern „die Statue aus dem Block herausarbeitete“, indem er die Form, die schon im Stein war, freilegte.
      Übertragen auf Beziehungen bedeutet der Michelangelo-Effekt, dass ein Partner den anderen in einer Weise beeinflusst, dass dieser sein „ideales Selbst“ entfalten kann. Das heißt, der Partner erkennt und fördert die Stärken und Ziele des anderen, was zu einer positiven Weiterentwicklung und Selbstverwirklichung führt.
      Es geht nicht nur um Unterstützung, sondern um eine tiefere Form von Zuneigung und Verständnis, bei der sich beide Partner aktiv in die persönliche Entwicklung des jeweils anderen einbringen. Studien zeigen, dass Paare, die diesen Effekt erleben, tendenziell eine stärkere und zufriedenstellendere Beziehung haben.

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