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Spermidin

    Spermidin ist eine Substanz, die in allen lebenden Organismen vorkommt und eine wichtige Rolle beim Zellwachstum spielt, wobei die Konzentration an körpereigenem Spermidin mit zunehmendem Alter abnimmt. Nach heutigen Erkenntnissen kommt Spermidin in allen lebenden Organismen und in allen Körperzellen vor und ist eng mit dem Zellwachstum verbunden. Spermidin kommt als natürliche Substanz etwa in Weizenkeimen, Nüssen, Brokkoli, Grapefruits, Birnen, Pilzen und auch in der Samenflüssigkeit des Mannes vor.

    Spermidin bewirkt nach neueren Untersuchungen auch eine epigenetische Veränderung im Zellkern, wodurch das Zellkernprogramm auf Grund der abgelesenen Gene gewissermaßen auf “jugendlich” geschaltet wird. Spermidin schützt auch vor cardiovaskulären Erkrankungen und kann durch eine Verzögerung der Herzalterung zur Lebensverlängerung beitragen. Im Tierversuch wurde etwa nachgewiesen, dass Hypertonie durch Spermidin gesenkt werden kann.

    Schon vor einigen Jahren hatte man herausgefunden, dass die körpereigene Substanz den zellulären Reinigungsprozess, also die Autophagie, ankurbelt, sodass dieser Mechanismus des Zellrecyclings ein grundlegender Prozess ist. In Labortests konnte man durch die Gabe von Spermidin die Lebensdauer in einfachen Organismen wie Hefe, Fruchtfliegen und Fadenwürmern verlängern. Neuerdings konnte auch gezeigt werden, dass Mäuse und Fliegen auch bessere kognitive Leistungen zeigen, wenn sie mit Spermidin-angereicherter Nahrung gefüttert wurden, wobei es zu einer verbesserten Funktionsweise der Mitochondrien in den Zellen führt. Oral verabreichtes Spermidin kann also das Gehirn von Mäusen erreichen, sodass diese im Alter in verschiedenen Gedächtnistests besser abschneiden als Mäuse, die keine Extraportion Spermidin erhalten hatten. Weiters entdeckte man, dass Spermidin eine spezielle Modifikation (Hypusinierung) eines zentralen Proteins der Proteinherstellung unterstützt, wobei dieser Prozess unter anderem die Herstellung mitochondrialer Proteine fördert, wodurch wiederum die Funktion der Mitochondrien verbessert werden kann. Die neuroprotektive Wirkung ist also auf eine Art verbesserter Qualitätskontrolle der Mitochondrien im neuronalen Gewebe zurückzuführen. Den Verschlechterungen der Funktion von Mitochondrien und Synapsen wird eine Schlüsselrolle beim altersbedingten Funktionsabfall des Gehirns zugewiesen, insbesondere bei neurodegenerativen Veränderungen.

    Zuletzt hat man in einem Experiment auch zeigen können, dass diese Ergebnisse aus dem Tiermodell teilweise auch auf den Menschen umlegbar sind. Man hat 1995 in einer größeren Gruppe von Probanden erhoben, wie kognitiv leistungsfähig sie waren und ihre Verläufe hinsichtlich Gedächtnis, Exekutivleistungen (Planen) und Sprachkompetenz erhoben, aber auch deren Essgewohnheiten abgefragt. Teilnehmende, die am Beginn der Studie mehr Spermidin über die Nahrung aufgenommen hatten, zeigten über die folgenden fünf Jahre deutlich weniger kognitive Einbußen.


    In der Presse wird dann unter dem Titel „Spermidin: Futter fürs Gehirn“ davon berichtet 😉


    Literatur

    Stangl, W. (2018). Stichwort: ‚Autophagie – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
    WWW: https://lexikon.stangl.eu/24487/autophagie (18-01-13)
    https://news.uni-graz.at/de/detail/article/gemeinsame-studie/ (21-04-12)


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