Der Allocortex ist eine stammesgeschichtlich sehr alte Region des Cortex, die für den Geruchssinn zuständig ist. Der Allocortex wird unterteilt in Paleocortex und Archicortex. Der Neocortex hat den Paleocortex im Laufe der Evolution auf die vordere untere Fläche der beiden Hemisphären verdrängt.
Geruch ist evolutionär betrachtet eine höchst bedeutsame Informationsquelle, denn im Gegensatz zu allen anderen Sinneseindrücken gelangen die Geruchsinformationen von der Nase direkt zur Hirnrinde, ohne zuvor im Thalamus umgeschaltet worden zu sein. Der Paleocortex ist der älteste Teil des Großhirns und befasst sich mit dem Riechen, d. h., das Riechhirn verarbeitet und diskriminiert Geruchseindrücke. Zum Archicortex gehören Hippocampus, Gyrus cinguli und die Regio enthorinalis.
Wissenschaftler haben übrigens gezeigt, dass viele Tiere wie Ameisen, Hunde oder Ratten Gerüche benutzen, um einen Weg durch ihre Umgebung zu finden. Hamburger & Knauff (2019) haben nun gezeigt, dass auch der Mensch in der Lage ist, sich nach olfaktorischen Gesichtspunkten durch seine Umwelt zu navigieren. In einer Pilotstudie absolvierten Probanden ein Wegfindungsexperiment mit zwölf Gerüchen als Orientierungshilfe, bei der sie sich in einem fotorealistischen, virtuellen Labyrinth zurechtfinden mussten. Den Weg zum Ziel konnten sie dabei nur über ihren Geruchssinn finden, denn ob sie an einer Kreuzung nach rechts oder links abbiegen sollten, musste anhand unterschiedlicher Geruchsmarken getroffen werden, wobei das auch mit vorher nicht konkret definierten Gerüchen möglich war. Offensichtlich ist es den Menschen möglich, ihre im Hippocampus abgespeicherten kognitiven Landkarten mit Duftmarken zu versehen.
Literatur
Hamburger, Kai & Knauff, Markus (2019). Odors Can Serve as Landmarks in Human Wayfinding. Cognitive Science, 43, doi:10.1111/cogs.12798.