Als Drohstarren bezeichnet man eine intensive Form des Blickkontakts, die als eine verbreitete Form aggressiven Imponierens interpretiert werden kann und bei manchen Menschen zum Repertoire aggressiven Verhaltens gerechnet wird. Anthropologen konnten denn auch nachweisen, daß sich in allen Kulturen dieser Erde Menschen eines bohrenden Blickverhaltens bedienen, um in Konflikten ihre Kontrahenten zu bedrohen, abzuschrecken und zu bezwingen. In rituellen Tänzen mancher Völker findet sich das Drohstarren als Aufforderung zum Kampf oder als Versuch, den Gegner zum Rückzug zu bewegen.
Manche Menschen reagieren übrigens sehr empfindlich, wenn sie mit dem bohrenden Blick eines Mitmenschen konfrontiert sind, denn solche aggressiven Blicke erzeugen Druck und Angst, streben sie doch eine Hierarchisierung in der Beziehung an. Wird das Drohstarren von beiden Seiten gezeigt, ist eine Eskalation der Situation wahrscheinlich, denn beide kämpfen dabei um Überlegenheit. Die Blicke dienen in diesem Fall sowohl als Mittel der Demonstration der eigener Stärke als auch als Mittel der Entkräftung des Gegenüber, der sie als Herausforderung und Infragestellung seiner Position interpretieren soll.
Vor allem bei Tieren wird das Drohstarren beobachtet, denn bei Primaten aber auch bei Hunden gilt das direkte Anblicken als zentrales Dominanzverhalten, denn wenn sich etwa zwei einander unbekannte Hunde begegnen, so versuchen sie, sich über ihre Stellung in der Rangordnung zu einigen, wobei das Drohstarren ein wichtiges Mittel darstellt. Bei sozial lebenden Raubtieren wie dem Wolf gehört neben dem Blecken der Zähne und dem Sich-Groß-Machen durch Aufrichten und Sträuben der Haare auch das Drohstarren, das einerseits als Drohsignal und gleichzeitig als Vorbereitung für einen gezielten Angriff dient, zum Verhaltensrepertoire.