Grounded Theory ist ein sozialwissenschaftlicher Ansatz zur Auswertung vor allem qualitativer Daten mit dem Ziel der Theoriegenerierung. Bei der Grounded Theory handelt es sich also um einen bestimmten Forschungsstil, eine Metatheorie, über die soziale Wirklichkeit nachzudenken und zu erforschen, letztlich auch um eine wissenschaftstheoretisch begründete Methodologie der Theoriegewinnung, wobei sie eine Sammlung von Einzeltechniken und Leitlinien zur Datenaufbereitung und -analyse bzw. zur systematischen Zusammenstellung der empirischen Daten und ihrer Konzeptualisierung bereitstellt.
Meist wird die Grounded Theory als die Methode der qualitativen Sozialforschung bezeichnet, wobei es sich dabei um einen Forschungsstil handelt, der eine pragmatische Handlungstheorie mit bestimmten Vorgaben kombiniert. Ziel ist, eine realitätsnahe Theorie zu entwickeln, um diese meist direkt für die Praxis nutzbar zu machen und damit die Theorie-Praxis-Problematik in den Sozialwissenschaften zu reduzieren. Grundlegendes Erkenntnisinteresse der Grounded Theory ist dabei das Entdecken zugrundeliegende Phänomene menschlichen Handelns im Alltag sichtbar zu machen.
Das Ziel der qualitativen Forschungsmethoden ist demnach, solche Theorien zu erstellen, die direkt in den Daten verankert sind. Eine Fallauswahl erfolgt dabei oft sukzessive im Untersuchungsverlauf nach dem Prinzip der theoretischen Stichprobenziehung, wobei zur Datenerhebung verschiedene Methoden eingesetzt werden. Die Auswertung vollzieht sich in einem Dreischritt von offenem, axialem und selektivem Codieren, wobei in einem Prozess des permanenten Vergleichs selektive Kategorien untereinander zu einer Theorie verknüpft werden. Die Untersuchung ist abgeschlossen, wenn die Einbeziehung neuer Fälle keine weitere Modifikation der Theorie erfordert (Kriterium der theoretischen Sättigung).
Entwickelt wurde die Grounded Theory von Barney Glaser und Anselm Strauss, die vom Geist des symbolischen Interaktionismus und Pragmatismus geprägt waren, wobei sie Erkenntnisse aus divergierenden Forschungsrichtungen synthetisierten. In dem Werk „The Discovery of Grounded Theory“ von 1967, in dem die Methode zum ersten Mal präsentiert wurde, wollten sie die Kluft zwischen Theorieentwicklung und Datengewinnung überbrücken.
Die Grounded Theory ist daher aus psychologischer Perspektive eng mit dem symbolischen Interaktionismus verwandt, der sich mit den Zeichen beschäftigt, die Menschen in ihren Interaktionen verwenden. Es bereitet meist Schwierigkeiten, Zeichen und Symbol voneinander zu unterscheiden, oft wird beides synonym verwendet, da ein und derselbe Gegenstand Zeichen und Symbol sein kann. Ein Gegenstand ist ein Zeichen, wenn er direkt auf ihn bezogene Information trägt, er hat Symbolcharakter, wenn er über sich selbst hinausweist.
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