Deduktion

Deduktion in den Sozialwissenschaften ist ein methodologischer Ansatz, bei dem aus allgemeinen Theorien oder Gesetzesaussagen spezifische Hypothesen oder Einzelfallbehauptungen logisch abgeleitet werden. Der deduktive Schluss verläuft somit „von oben nach unten“ – also von einem allgemeinen Prinzip hin zu konkreten Aussagen, die anschließend empirisch überprüft werden können. Diese Methode basiert auf der Annahme, dass, wenn die Prämissen wahr sind und der Schluss logisch korrekt ist, auch die Konklusion wahr sein muss. In der Forschung bedeutet dies, dass theoretisch fundierte Aussagen auf ihre Gültigkeit anhand empirischer Daten getestet werden. In den Sozialwissenschaften wird Deduktion besonders im Rahmen hypothesengeleiteter, quantitativer Forschung eingesetzt, etwa in experimentellen Designs oder standardisierten Umfragen. Sie spielt eine zentrale Rolle im nomologisch-deduktiven Modell von Carl Hempel und Paul Oppenheim (1948), das als klassisches Modell wissenschaftlicher Erklärung gilt. Hierbei werden Beobachtungen aus einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit sowie Randbedingungen logisch abgeleitet. Allerdings wird die deduktive Methode auch kritisch betrachtet, da sie – ohne induktive Ergänzung – keine neuen Theorien entwickeln kann, sondern lediglich bestehende überprüft. Der Wissenschaftstheoretiker Hans Albert (1991) betont zudem, dass auch deduktiv abgeleitete Hypothesen einer empirischen Bewährungsprobe bedürfen, da Theorien niemals endgültig verifiziert, sondern höchstens falsifiziert werden können (kritischer Rationalismus nach Karl Popper).

Deduktion ist demnach in den Sozialwissenschaften ein zentraler Bestandteil wissenschaftlicher Methodik, der es ermöglicht, theoretische Modelle systematisch auf ihre empirische Tragfähigkeit hin zu überprüfen, wenngleich ihre Erkenntnismöglichkeiten durch die notwendige Anbindung an bestehende Theorien begrenzt sind.


1. Definition
Die Deduktion bezeichnet das logische Schließen vom Allgemeinen auf das Besondere und ist eine Lehrmethode, bei der von allgemeinen Gesetzen oder Regeln ausgegangen wird, die auf konkrete Fälle angewendet werden (vgl. Grüner, Georg & Kahl, 1982, S. 64).

2. Definition
Deduktion ist eine Methode aus dem Allgemeinen das Besondere abzuleiten. Die Deduktion bildet das gegensätzliche Vorgehen zur Induktion (vgl. Brunner & Zeltner, 1980, S. 43).

3. Definition
„Deducere“ (lat.) bedeutet „ableiten“. Deduktion bildet das Gegenteil zur Induktion und ist das Denkverfahren, das vom Allgemeinen auf das Besondere, vom Abstrakten auf das Konkrete und vom Umfassenden auf das Einzelne schließt. Das Besondere bzw. Einzelne wird als Folge oder Spezialfall einer Regel oder eines Gesetzes erkannt (vgl. Odenbach, 1974, S. 119).

4. Definition
Deduktion bezeichnet das Schließen durch bereits vorhandenes Wissen (Prämisse und Vorannahmen) vom Allgemeinen auf das Einzelne (vgl. Fröhlich, 1993, S. 109).

5. Definition
„[lat., „Herabführung“], im Gegensatz zur Induktion die Ableitung besonderer Sätze (Erkenntnisse, Wahrheiten) aus allgemeinen. Die Form dieser Ableitung ist der Schluss i.e.S. In der Logistik geht man von Axiomen mit Hilfe von Deduktionen zu beweisbaren Sätzen. Die Deduktion bildet damit die Grundlage der exakten, insbes. der mathematischen. Beweisführung. Der von Kant eingeführte Begriff der transzendentalen Deduktion bezeichnet hingegen die Beziehung von erfahrungsunabhängigen Verstandesbegriffen zu den Gegenständen der objektiven Erfahrung“ (Die große Bertelsmann Lexikothek, 1984A, S. 313; Stichwort: Deduktion).

Literatur

Albert, H. (1991). Traktat über kritische Vernunft (5. Aufl.). Tübingen: Mohr Siebeck.>
Die große Bertelsmann Lexikothek (1984A). Bertelsmann Lexikon Band 3. Gütersloh: Bertelsmann Lexikothek Verlag.
Brunner, R. & Zeltner, W. (1980). Lexikon zur pädagogischen Psychologie und Schulpädagogik. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag.
Esser, H. (1999). Soziologie. Allgemeine Grundlagen (Bd. 1). Frankfurt am Main: Campus Verlag.
Fröhlich, Werner D. (1993). Wörterbuch zur Psychologie. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Grüner, G., Georg, W. & Kahl, O. (1982). Kleines berufspädagogisches Lexikon. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.
Odenbach, K. (1974). Lexikon der Schulpädagogik. Braunschweig: Georg Westermann Verlag.
Hempel, C. G., & Oppenheim, P. (1948). Studies in the Logic of Explanation. Philosophy of Science, 15(2), 135–175.
Popper, K. R. (2005). Logik der Forschung (9. Aufl.). Tübingen: Mohr Siebeck.


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