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Hysterie

    Brüllt ein Mann, ist er dynamisch. Brüllt eine Frau, ist sie hysterisch.
    Hildegard Knef

    Da der Begriff Hysterie so sehr in die Alltagssprache Eingang gefunden hat, vermeidet man in Fachkreisen diese Bezeichnung. Nach der ICD10-Klassifikation der WHO spricht man heute statt von Hysterie von dissoziativen Störungen oder Konversionsstörungen, wobei die Ursache dieser Störungen in traumatisierenden Erlebnissen, unlösbaren meist schweren Konflikten, Problemen oder Beziehungen liegen. Zentral ist, dass die Beschwerden nicht durch eine körperliche Erkrankung erklärt werden können, etwa Amnesie, Stupor, Störungen der Bewegung und der Sinnesempfindungen, Pseudokrampfanfälle, Katatonie. Neuerdings fasst man darunter auch die histrionische Persönlichkeitsstörung, nach der Betroffene  übermäßig stark nach Aufmerksamkeit streben und  in ihren Gedanken vorwiegend um sich selbst kreisen.

    Historische Anmerkung: Die Hysterie gilt als die älteste aller beobachteten psychischen Störungen, und schon in den antiken Beschreibungen der Hysterie bei Platon und Hippokrates wird die Ursache der Krankheit in der Gebärmutter gesehen. Konzeptionell ging man davon aus, dass die Gebärmutter, wenn sie nicht regelmäßig mit Sperma gefüttert wird, im Körper  umherschweift und sich dann am Gehirn festbeißt. Unter Hysterie verstand man daher bis ins vorige Jahrhundert ein ausschließlich weibliches Krankheitsbild, wobei auch seelische Erkrankungen ohne organischen Befund dazu gezählt wurden, also Ich-Bezogenheit, Geltungsbedürfnis, Querulanz oder Kritiksucht. Man versuchte daher unverheiratete Hysterikerinnen entweder zu verheiraten oder diese zum hysterischen Paroxysmus (Orgasmus) zu bringen und sie dadurch zu beruhigen. Daher wurde den Patientinnen von den behandelnden Ärzten mit manuellen Massagen des Genitalbereichs zur Beruhigung verholfen, später entwickelte man auch verschiedene mechanische Möglichkeiten.
    Bekannt wurde die Bezeichnung Hysterie durch die psychiatrische Klinik Hôpital Salpêtrière, in der Jean-Martin Charcot die erste eigenständige neurologische Abteilung in Europa leitete, wobei er vordringlich mit Hilfe von Hypnose eine organische Erklärung für Hysterie zu finden hoffte, denn die Betroffenen zeigten oft als Symptome Krämpfe, Sprach-, Ess- oder Sehstörungen sowie auch Lähmungserscheinungen. Charcot hypnotisierte solche Patientinnen im Hörsaal öffentlich, wobei bekanntlich Sigmund Freud eine Zeit lang zu seinen Zuhörern zählte. Die apathischen oder tobsüchtigen Frauen wurden auf Liegen festgebunden in den Hörsaal gebracht und man versprach sich etwa durch das Drücken gewisser Punkte wie den Eierstöcken ein Verschwinden der hysterischen Anfälle. Dafür erfand man mit der Ovarienpresse ein dafür geeignetes Gerät aus Metall und Leder, die mechanisch Druck auf die Eierstöcke ausübte. Durch solche martialisch anmutenden Behandlungsmethoden, die schon damals kritisiert wurden, entstand erstmals ein Bewusstsein für psychische Krankheiten und weckte vor allem auch Freuds Interesse an möglichen psychischen Ursachen von Neurosen.

    Literatur

    Stangl, W. (2008). Psychoanalytische Schulen. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/WISSENSCHAFTPSYCHOLOGIE/PsychoanalytischeSchulen.shtml (08-05-07)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hysterie (12-03-07)

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