Beziehungsfähigkeit

Unter Beziehungsfähigkeit versteht man in der Psychologie die Kompetenz, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen und diese aufgebaute Beziehung zu ihnen auch zu erhalten. Die Grundlagen für die Beziehungsfähigkeit werden in der Regel in der frühen Kindheit gelegt, etwa im Kontakt mit  Eltern oder anderen nahen Bezugspersonen. In diesen Situationen lernen Menschen, anderen Menschen zu vertrauen oder zu misstrauen, wobei sich die verschiedenen Ausprägungen der Beziehungsfähigkeit häufig in der Partnerschaft auswirken.

Partnerschaften und Lebenszufriedenheit

Empirische Befunde einer Langzeitstudie zeigten, dass der Eintritt in eine Partnerschaft einen signifikanten und nachhaltigen Anstieg der Lebenszufriedenheit bewirkt, denn bei Menschen, die zunächst allein lebten und im Verlauf der Untersuchung in eine Partnerschaft eintraten, stieg die Lebenszufriedenheit im Jahr nach dem Zusammenzug mit dem Partner auf den höchsten Wert und verblieb auch in den Folgejahren über dem Niveau der Singlephase (El-Awad et al., 2025). Besonders deutlich wird, dass der größte Zugewinn bereits mit dem Beginn der Partnerschaft einsetzt. Das Zusammenziehen stabilisiert diesen Effekt, führt jedoch nicht zu einem zusätzlichen Anstieg. In Bezug auf Eheschließungen lässt sich ein zeitlicher Wandel feststellen: Während eine Heirat in den 1980er- und 1990er-Jahren noch eine deutlich stärkere Steigerung des Wohlbefindens bewirkte, ist dieser Effekt in den letzten Jahren zurückgegangen. Dies wird vor allem auf gesellschaftliche Veränderungen und die zunehmende Akzeptanz nichtehelicher Lebensgemeinschaften zurückgeführt. Der positive Effekt des Eintritts in eine Partnerschaft war unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen oder Bildungsgrad, womit die Studie der weit verbreiteten Annahme widerspricht, dass Menschen nach positiven oder negativen Lebensereignissen relativ schnell in ein stabiles, genetisch vorgegebenes „Set-Point“-Niveau des Wohlbefindens zurückfallen. Vielmehr verdeutlicht sie, dass Partnerschaften einen nachhaltigen Einfluss auf das individuelle Glück ausüben. Partnerschaften sind daher nicht nur individuelle Lebensentscheidungen, sondern auch als Ausdruck eines tief verankerten menschlichen Bedürfnisses nach Bindung und Stabilität, das kulturübergreifend auftritt. Dieser Befund wird zudem durch Analogiebeispiele aus der Tierwelt gestützt, in der monogame Arten – wie Schwäne, Albatrosse oder Eselspinguine – ähnliche Muster stabiler Paarbindungen aufweisen. Offenbar hat die Bildung einer Partnerschaft einen entscheidenden Wendepunkt für die Lebenszufriedenheit , denn während die Bedeutung der Ehe in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, bleibt die Partnerschaft selbst eine zentrale Ressource für das Wohlbefinden in modernen Gesellschaften.
Literatur
El-Awad, U., Eves, R., Hachenberger, J., Entringer, T. M., Goodwin, R., Realo, A., & Lemola, S. (2025). Mapping life satisfaction over the first years of cohabitation among former singles living alone in UK and Germany. Journal of Personality. Advance online publication.
Stangl, W. (2025, 20. September). Partnerschaften und Lebenszufriedenheit . arbeitsblätter news.
https:// arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/partnerschaften-und-lebenszufriedenheit/.

Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

Schreibe einen Kommentar