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Rosenthal-Effekt

    Der amerikanische Psychologe Robert Rosenthal analysierte, welchen Einfluss der Versuchsleiter in psychologischen Experimenten auf das Verhalten von Versuchspersonen oder auch Versuchstieren hat. Der „Rosenthal-Effekt“ wird auch manchmal poetischer als „Pygmalion-Effekt“ bezeichnet und meint ganz allgemein jenen Verzerrungseffekt von Studienergebnissen, der durch die Erwartungen eines Versuchsleiters gegenüber den Probanden und Probandinnenen verursacht wird.

    Der Rosenthal-Effekt beruht vermutlich auf einer unbewussten Verhaltensänderung, die das Studienergebnis hinsichtlich dieser Erwartungen beeinflusst. Zur Ausschaltung des Rosenthal-Effektes werden viele Studien daher als Doppelblindversuch durchgeführt. Mit dem Rosenthal-Effekt wird also die Einflussnahme auf den Ausgang eines Experiments durch den Experimentierenden bezeichnet. Der amerikanische Psychologe Robert Rosenthal hatte diesen Effekt in folgender Studie untersucht: Studenten sollten ein Experiment durchführen, bei dem Ratten in einem Labyrinth den Weg zur Futterstelle finden mussten. Die eine Hälfte der Studierenden ließ Rosenthal im Glauben, ihre Ratten seien aufgrund von Züchtung besonders lernfähige Tiere, die andere Hälfte hielt ihre Ratten für besonders dumm. Die Auswertungen zeigten, dass sich diese vermeintliche Wissen in den Ergebnissen des Experimentes niederschlug.

    Die heute meist weitergegebene Formulierung des Rosenthal-Effekts beruht aber auf einer kleinen Untersuchung des Leistungsstandes von Schülern in Abhängigkeit der Erwartungshaltung des Lehrers, wobei dem Lehrer eine ihm unbekannte Schulklasse übergeben und auf Grund einer willkürlichen fiktiven Vorbewertung von SchülerInnen tatsächlich eine messbare Verbesserung in Richtung der Erwartungen ermittelt werden konnte. Dabei ist der „Rosenthal-Effekt“ in der Folge nur in etwa 40 Prozent aller Studien bestätigt worden, wird aber dennoch als gesicherte Erkenntnis tradiert.

    Heinz Heckhausen (1980) vermutet, dass der Pygmalion-Effekt zwischen Lehrern und Schülern nur dann auftritt, wenn drei Bedingungen erfüllt sind: Der Schüler muss tatsächlich weniger leisten, als ihm möglich ist (underachiever), der Lehrer muss die Fähigkeiten des Schülern unterschätzt haben, und der Schüler muss die Einschätzung des Lehrers für sich selbst übernommen haben.

    Der Rosenthal-Effekt ist auch zu unterscheiden von selbsterfüllenden Prophezeiungen, wobei die Unterscheidung empirisch oft nicht eindeutig möglich ist, sofern die Effekte überhaupt messbar sind. Allerdings kommt beim Pygmalion-Effekt der Einfluss von außen und bei der sich selbst erfüllenden Prophezeiung von innen, was untersuchungstechnisch nicht einfach zu kontrollieren ist. Vermutlich gehen ab einem bestimmten Zeitpunkt beide Effekte ineinander über bzw. sind für einen Beobachter nicht mehr zu unterscheiden.

    Siehe dazu im Detail Rosenthal-Effekt.

    Literatur

    Heckhausen, Heinz (1980). Motivation und Handeln. Lehrbuch der Motivationspsychologie. Berlin: Springer.
    Rosenthal, Robert &  Jacobson, Leonore (1966). Teachers’ Expectancies: Determinants Of Pupils’ IQ Gains. Psychological Reports, 19, 115–118.


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    2 Gedanken zu „Rosenthal-Effekt“

    1. Simplifizierer

      Dazu auf einer Website: „Der Pygmalion-Effekt mag umständlich klingen und schwer auszusprechen sein, aber er ist eine wirklich wundervolle Sache. Ein einfacher psychologischer Trick, der absolut nichts kostet – und der das Beste aus den Menschen um euch herum herausholen kann. So eignet er sich zum Beispiel für Chefs, die ihre Mitarbeiter motivieren wollen, genauso wie für Eltern, die sich bessere Noten oder auch ein selbstbewussteres Auftreten für ihre Kinder wünschen.“

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