Der Melancholiker ist ein Typus der traditionellen europäischen Medizin, die vier Temperamente (Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, Melancholiker) kennt, wobei Menschen immer Mischtypen sind. Der Melancholiker ist ein Mahner und Vieldenker, schätzt Schönheit und Intelligenz, ist eher introvertiert. Er neigt zum Grübeln und zu Pessimismus, rafft sich schwer zu einer Aktivität auf.
Nach mittelalterlicher Tradition ist ein Melancholiker ein schwermütiger, in sich gekehrter Mensch, der eher auf Leid als auf Freude reagiert. Die Melancholie ist in der antiken von Hippokrates aufgestellten Typenlehre jene traurige Grundstimmung, die in ihrer ausgeprägten Form eine seelische Erkrankung (Psychose) darstellt, heute meist Depression genannt.
Freud hat die krankhafte Melancholie mit dem Normalvorgang der Trauer verglichen, wobei es in beiden Fällen um die Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person oder eines Glaubens geht. In beiden Fällen bringt dieser Verlust eine große Verminderung des Interesses an der Außenwelt, der Liebesfähigkeit und der Leistungsbereitschaft mit sich. Bei der Melancholie kommt eine Herabsetzung des Selbstgefühls hinzu, die sich in Selbstvorwürfen äußert und oft die wahnhafte Erwartung einer Strafe mit einschließt.