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Metapher

    Eine Metapher ist ein oft als Stilmittel gebrauchter sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort oder eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich die Beziehung zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem verdeutlicht, d. h., der eigentliche Ausdruck wird durch etwas ersetzt, das deutlicher, anschaulicher oder sprachlich reicher sein kann, wie z. B. das Bild der Baumkrone für die Spitze eines Baumes oder Wüstenschiff für ein Kamel. Manchmal füllen Metaphern auch semantische Lücken, die nur durch aufwendigere Umschreibungen zu schließen wären, etwa wie der Begriff Flaschenhals. Die Metapher nutzt das Prinzip der Similarität und formuliert eine ausgewählte und damit konstruierte Beziehung zwischen ähnlichen, inhaltlich aber nicht immer benachbarten Phänomenen, wobei sie zwischen diesen eine Bedeutungsübertragung vornimmt.

    Metaphern spielen vor allem in der Linguistik eine fundamentale Rolle, wobei hier vor allem konzeptionelle Metaphern wesentlich sind. Eine konzeptuelle Metapher, manchmal auch als generative Metapher bezeichnet, ist eine Metapher oder ein bildlicher Vergleich, in der eine Idee oder ein konzeptueller Bereich als ein anderer verstanden wird. In der kognitiven Linguistik wird die konzeptuelle Domäne, aus der man die metaphorischen Ausdrücke zieht, die zum Verständnis einer anderen konzeptuellen Domäne erforderlich ist, als Quelldomäne bezeichnet. Die konzeptionelle Domäne, die auf diese Weise interpretiert wird, ist dann die Zieldomäne. So wird etwa die Quelldomäne der Reise oft verwendet, um die Zieldomäne des Lebens zu erklären. Konzeptuelle Metaphern sind Teil der gemeinsamen Sprache und der konzeptuellen Grundsätze, die von Mitgliedern einer Kultur geteilt werden. Diese Metaphern sind systematisch, da eine definierte Beziehung zwischen der Struktur der Quelldomäne und der Struktur der Zieldomäne besteht. Man erkennt diese Aspekte im Allgemeinen an einem gemeinsamen Verständnis, denn wenn etwa in einer Kultur das Quellkonzept „Tod“ lautet, ist das gemeinsame Ziel „Abschied nehmen oder abreisen“.

    Weil konzeptuelle Metaphern aus einem kollektiven kulturellen Verständnis stammen, sind sie schließlich zu sprachlichen Konventionen geworden, was auch erklärt, warum die Definitionen für so viele Wörter und Redewendungen in einem Kulturkreis vom Verständnis akzeptierter konzeptueller Metaphern abhängen. Beim Sprachenlernen ergibt sich daher das Problem, dass in der Fremdsprache möglicherweise völlig andere konzeptionelle Metaphern vorherrschen. Die Verbindungen, die Menschen bei der Verwendung von solchen Redewendungen herstellen, sind weitgehend unbewusst, denn sie sind Teil eines fast automatischen Denkprozesses. Obwohl manchmal, wenn die Umstände, die an die Metapher erinnern, unerwartet oder ungewöhnlich sind, die hervorgerufene Metapher auch ungewöhnlicher sein kann. Eine Metapher ist im Übrigen kein dekoratives Mittel, das für Sprache und Denken peripher ist, sondern konzeptuelle Metaphern sind zentral für das Denken und damit für die Sprache einer Gruppe. Aus dieser Theorie werden eine Reihe grundlegender Grundsätze abgeleitet:

    • Metaphern strukturieren das Denken;
    • Metaphern strukturieren Wissen;
    • Metaphern spielem eine zentrale Rolle in der abstrakten Sprache .
    • Metaphern basieren auf körperlicher Erfahrung;
    • Metaphern sind in der Regel ideologisch.

    Man unterscheidet nach Lakoff & Johnson (1980) drei Kategorien konzeptioneller Metaphern:

    • Eine Orientierungsmetapher ist eine Metapher, die räumliche Beziehungen umfasst, z. B. nach oben / unten, innen / außen, ein / aus oder vorne / hinten.
    • Eine ontologische Metapher ist eine Metapher, in der etwas Konkretes auf etwas Abstraktes projiziert wird.
    • Eine strukturelle Metapher ist ein metaphorisches System, in dem ein komplexes Konzept (typischerweise abstrakt) in Form eines anderen (normalerweise konkreteren) Konzepts dargestellt wird.

    1. Definition
    „Die klassische Metaphorologie, […], betrachtet die Metapher im Grunde als ‚verkürzten Vergleich’ und hält sie für im Kern substituierbar. Von daher wird sie auch ,Vergleichs- bzw. Substitutionstheorie‘ genannt, […]“ (Wolf 1996, S.216).

    2. Definition
    „Der Begriff der Metapher (griech. „anderswohin tragen“) stammt ursprünglich aus der antiken Rhetorik, in der er zusammen mit Metonymie (griech. „Umbenennung“) und Synekdoche (griech. „Mitversteher“) die ‚Tropen’ bildet“ (Kufner 2004, S. 56).

    3. Definition
    „Die Metapher ist besonderes Kennzeichen schöpferischer Phantasie, sie kann für den Grad der Versinnlichung und der Vergeistigung einer Aussage bedeutsam sein“ (Brockhaus 1991, S. 521).

    4. Definition
    „Insbesondere der Begriff der lernenden Organisation lässt sich rational nur schwer erfassen, weshalb diese Forderung als Metapher [Hervorhebung durch den Autor] angesehen werden kann. Um die Realisierung einer Metapher zu ermöglichen, bedarf es geeigneter Instrumente und Rahmenbedingungen“ (Christl 2003, S. 2).

    5. Definition
    Baldauf meint, dass eine Metapher rein dem ästhetischen Zwecken diene und auf literale Bedeutung reduzierbar sei (vgl. Baldauf 1997, S. 14).

    Psychologische Wirkung von Metaphern am Beispiel Händewaschen

    Metaphern entfalten ihre Wirkung oft, ohne dass es den Menschen bewusst wird. Menschen denken bei abstrakten Themen häufig in Metaphern, haben etwa schmutzige Gedanken oder ein reines Herz. Das wurde in einem Experiment von Xu, Zwick & Schwarz (2011) nachgewiesen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer spielten um Geld, das sie gewinnen oder verlieren konnten, wobei nach zwei Durchgängen der Ablauf für einen vorgeblichen „Produkttest“ unterbrochen wurde. Die Probanden und Probandinnen sollten eine biologische Seife beurteilen, wobei einige nur das Äußere und den Geruch bewerten durften, andere durften sich damit auch ihre Hände waschen. In der Regel neigen Menschen mit einer Glückssträhne dazu, beim Spielen immer höhere Summen einzusetzen, was auch in einem auf das Seifentest folgenden Spiel der Fall war. Diejenigen, die in den ersten beiden Durchgängen gewonnen hatten, setzten im dritten Durchgang rund doppelt so viel Geld ein wie Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zuvor nur verloren hatten. Wenn sie sich aber zwischenzeitlich die Hände gewaschen hatten, war ihr Einsatz deutlich niedriger, denn mit dem Händewaschen hatten sie irgendwie das Vertrauen in ihr Glück verloren. Anders war es bei VerliererInnen, denn wenn sie die Seife ausprobiert hatten, anstatt sich nur die Informationen auf der Verpackung zu studieren, wagten sie im dritten Durchlauf viel höhere Einsätze. Sie glaubten offensichtlich unbewusst, das Pech, das an ihren Fingern klebte, weggewaschen zu haben.

    Auch in einer Untersuchung von Kaspar (2013) zeigte sich, dass Händewaschen offenbar optimistisch macht. Er unterteilte seine Probanden in drei Gruppen, wobei in einem ersten Durchlauf zwei Gruppen eine unlösbare Aufgabe bewältigen sollten. Die Kontrollgruppe nahm weder am Test noch am Händewaschen teil. Sowohl die Gruppe, die sich nach dem Misserfolg die Hände wusch, als auch jene, die sich die Hände nicht wusch, zeigte sich optimistisch, im zweiten Testdurchlauf besser abzuschneiden, wobei der Optimismus in der Gruppe der Händewaschenden aber deutlich größer war. Die Händewaschenden erbrachten in dem darauffolgenden Test aber schlechtere Leistungen als jene, die sich die Hände nicht wuschen. Die Leistung der Händewaschenden lag dabei auf dem Niveau der Kontrollgruppe. Man vermutet, dass die körperliche Reinigung die mit Misserfolg einhergehenden negativen Gefühle zwar beseitigt, gleichzeitig jedoch die Motivation senkt, sich in einer erneuten Testsituation stärker anzustrengen. Demnach scheint körperliche Reinigung dazu zu führen, mit Misserfolgen einfach abzuschließen.

    Literatur

    Baldauf, C. (1997). Metapher und Kognition – Grundlagen einer neuen Theorie der Alltagsmetapher. Frankfurt am Main: Lang.
    Christl, T. (2003). Wissensmanagement als Instrument der Metapher Lernende Organistaion. Linz: Institut für inernationale Managementstudien.
    Kaspar, K. (2013). Washing One’s Hands After Failure Enhances Optimism but Hampers Future Performance. Social Psychological and Personality Science, 4, 69-73.
    Kufner, C. (2004). Metaphern in der Organisationskultur am Beispiel der Wiener Symphoniker. Linz: Institut für Unternehmungsführung.
    Lakoff, George & Johnson, Mark (1980). Metaphern, nach denen wir leben. University of Chicago Press.
    Metapher (1991). Brockhaus Enzyklopädie. Mannheim: Brockhaus GmbH.
    Onysko, Alexander (2021). Wie lernt man englische Redewendungen leichter? Die Presse vom 3. Juli.
    Wolf, S. (1996). Metapher und Kognition. In H.-J. Schneider (Hrsg.), Metapher, Kognition, künstliche Intelligenz (S. 199-232). München: Fink Verlag.
    Xu, A. J., Zwick, R., & Schwarz, N. (2011). Washing Away Your (Good or Bad) Luck: Physical Cleansing Affects Risk-Taking Behavior. Journal of Experimental Psychology: General. Advance online publication. doi: 10.1037/
    https://www.greelane.com/geisteswissenschaften/englisch/ what-is-conceptual-metaphor-1689899 (20-11-21)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Metapher (20-11-21)
    https://news.lerntipp.at/2662/wie-lernt-man-englische-redewendungen-leichter (21-07-04)

     

     


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