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Top-down-Verarbeitung

    Die Aufnahme von Sinnesdaten in das Wahrnehmungssystem, ihre Weiterleitung und die Gewinnung von Informationen aus diesen Daten nennt man Bottom-up-Verarbeitung oder auch datengeleitete Informationsaufnahme und -verarbeitung. Dabei kommt es zu einer Umwandlung der konkreten physikalischen Reizeigenschaften in abstrakte Repräsentationen. In der dritten Stufe, der Klassifikation, wirken dann Top-down-Prozesse, wobei diese konzeptgesteuerten und vorstellungsgeleiteten Vorgänge dann die Interpretation der ankommenden Daten steuern.
    Dieser Prozess wird durch das zur Verfügung stehende im Gedächtnis gespeicherte Wissen, die Erwartungen, Motivationen sowie durch Emotionen beeinflusst. In der Regel laufen Top-down-Prozesse schon während des gesamten Wahrnehmungsprozesses, denn so beeinflussen Schemata und Erwartungen wie auch Emotionen die Aufnahmebereitschaft einer Person gegenüber bestimmten Reizen, was zu einer selektiven Wahrnehmung führt, sodass der jeweilige Kontext eine wichtige Rolle spielt.
    In der Regel ist Wahrnehmung immer in aktives Handeln eingebettet, sodass man nur das wahrnimmt, was für das aktuelle Handeln des Individuums relevant ist, denn sonst würde es ständig von einer Flut an Reizen und Informationen überwältigt.
    Mit Top-down-Verarbeitung meint man in der Psychologie also die absteigende, konzeptgesteuerte Informationsverarbeitung, die durch höhere mentale Prozesse gesteuert wird, etwa wenn Menschen Wahrnehmungen auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen und Erwartungen interpretieren.

    Literatur

    Zimbardo, P. G. & Gerrig, R. J. (1999). Psychologie. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag.


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    2 Gedanken zu „Top-down-Verarbeitung“

    1. Ohne jetzt konkrete empirische Untersuchungen dazu zu kennen, fallen mir da eigentlich nur die beiden klassischen Zugangsweisen von Menschen ein: die ganzheitliche Perspektive und die eher analytische, wobei ich hier bei den Menschen immer nur eine mehr oder minder deutliche Tendenz in eine der beiden Richtungen vermute.
      Wissenschaft etwa braucht bekanntlich beides.
      Ich vermute, dass es sowohl an der Persönlichkeit als auch an der Sozialisation liegen wird, welche der beiden Tendenzen dominieren, wobei ich mir gut vorstellen kann, dass bisherige Lernerfahrungen bei Problemlösungen einiges dazu beitragen, wie man dann an ein Problem herangeht.
      Wenn man dabei an die entsprechend interpretierten Antworten bei Projektiven Tests wie beim Rorschach denkt, dürfte es sich auch um ein relativ allgemeines Persönlichkeitsmerkmal handeln, in dem sich Menschen unterscheiden.
      Natürlich spielt auch die Fähigkeit zur Konzentration eine Rolle, die bei einem detailverliebten Zugang wahrscheinlich wichtiger ist als bei einem ganzheitlichen.
      Dass alles wird sich wohl auch in den Gehirnen der Menschen widerspiegeln, wobei ich davon ausgehe, dass emotional dominierte Menschen eher ganzheitlich vorgehen dürften als rational ausgerichtete.
      Aber das ist alles eher Spekulation.

    2. Danke für dieses griffige und informative Lexikonformat.
      Es gibt die Erfahrung des Alltags, dass manche Menschen ausgeprägte „Top Down“ Denker sind und jede Problemstellung aus einem generellen und abstrakten Blickwinkel beginnen zu betrachten. Dagegen gibt es die klassischen „Bottom Up“ Denker, die sich – für Top Down Denker völlig unverständlich – zu Beginn einer Problemlösung mit der Suche nach Details beginnen, wobei sie dann, auf anderem Weg als die Top Down Denker, aus der Synthese der Erkenntnisse generelle Schlussfolgerungen ziehen können.
      Lassen sich wahrnehmungs- und kognitionspsychologische Gründe anführen, welche diese Unterschiede dieser beiden Denk- und Arbeitszugänge erklären können?
      Vielen Dank!

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