Das Goldfisch-Syndrom ist ein populärwissenschaftlicher Begriff, der eine vorübergehende Aufmerksamkeitsspanne und eine eingeschränkte Fähigkeit zur Konzentration auf komplexe oder langwierige Aufgaben beschreibt. Der Begriff wird verwendet, um die Tendenz zu beschreiben, dass Menschen, insbesondere in der modernen digitalen Ära, zunehmend Schwierigkeiten haben, sich über längere Zeiträume auf eine einzelne Tätigkeit zu fokussieren.
Als Ursache wird die ständige Ablenkung durch digitale Geräte, soziale Medien und andere Technologien angeführt, die eine permanente Informationsflut generieren. Dieser Zustand wird metaphorisch als das „Erinnerungsvermögen eines Goldfisches“ beschrieben, das nur wenige Sekunden beträgt, und steht sinnbildlich für die Schwierigkeiten, sich lang anhaltend auf eine Sache zu konzentrieren.
Obwohl die genaue Ursache dieses Phänomens nicht eindeutig bestimmt werden kann, besteht Einigkeit darüber, dass die permanente Nutzung von Smartphones und anderen digitalen Medien das kognitive Verhalten vieler Menschen verändert hat. Untersuchungen weisen darauf hin, dass die permanente Unterbrechung durch Benachrichtigungen und die Gewohnheit, zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln, die kognitive Kontrolle und die Fähigkeit zur tiefen Konzentration beeinträchtigen können.
Die Forschung zu den Auswirkungen der digitalen Medien auf die Aufmerksamkeit ist vielfältig. So wurde etwa nachgewiesen, dass die intensive Nutzung von sozialen Medien und Smartphones zu einer reduzierten Fähigkeit führt, langfristige Ziele zu verfolgen oder komplexe Aufgaben zu bewältigen. Darüber hinaus hat die ständige Verfügbarkeit von Informationen und Unterhaltung zu einer Kultur geführt, die sich zunehmend auf schnelle, oberflächliche Inhalte konzentriert.
Einige Forscher argumentieren jedoch, dass die Vorstellung des „Goldfisch-Syndroms“ nicht immer zutreffend ist, da die Auswirkungen der digitalen Medien auch von individuellen Faktoren wie den Nutzungsmustern und der Fähigkeit zur Selbstregulation abhängen. Es wird zunehmend diskutiert, dass der Mensch durchaus in der Lage ist, sich auf längere und tiefere Denkprozesse zu konzentrieren, wenn er sich in einer Umgebung befindet, die weniger von digitalen Ablenkungen geprägt ist.
Einige praktische Tipps:
Wenn man in den Keller oder in einen anderen Raum geht, um etwas bestimmtes zu holen, sagt man sich diese Sache beim Gehen immer wieder.
Wenn man eine Idee fhat, die man sich für seine Arbeit was merken muss, dann schickt man einfach eine E-mail an sich selbst.
In dem Augenblick, in dem man an etwas denkt, das man später nicht vergessen darf: einen Gegenstand, der normalerweise immer am gleichen Platz liegt, irgendwo anders hinlegen. Durch diese Verknüpfung im Gehirn erinnert man sich später wieder daran – früher sprach man dann von einem Knopf im Taschentuch.
Hinweis: Bei diesem Phänomen bzw. Begriff handelt es sich um ein eher populärwissenschaftliches Konstrukt, das in Diskussionen, Lifestyle-Magazinen oder in der Ratgeberliteratur herumgeistert, also noch um keinen genuin wissenschaftlich-psychologisches Fachbegriff. Solche Begriffe werden aber dann hier aufgenommen, wenn sie Beziehungen zu klassischen psychologischen Phänomenen aufweisen bzw. eine gewisse Verbreitung gefunden haben.
Literatur
Carr, N. (2011). The Shallows: What the Internet is Doing to Our Brains. W. W. Norton & Company.
Rosen, L. D., Carrier, L. M.,& Cheever, N. A. (2013). Facebook and texting made me do it: Media-induced task-switching while studying. Computers in Human Behavior, 29, 48-55.
Sundar, S. S. (2016). The Real Virtue of Social Media. In Digital Media and Society (pp. 223-240). Sage.