Deutero-Lernen ist ein Konzept aus der Psychologie und der Lernforschung, das ursprünglich von dem amerikanischen Psychologen Gregory Bateson eingeführt wurde. Es beschreibt ein Lernen, das nicht direkt auf das Erlernen von spezifischem Wissen oder Fertigkeiten abzielt, sondern vielmehr darauf, wie man lernen lernt. Es geht also um die Fähigkeit, den Lernprozess selbst zu reflektieren, anzupassen und zu verbessern. Im Detail bedeutet das, dass beim Deutero-Lernen nicht nur Inhalte vermittelt werden, sondern auch wie und warum man bestimmte Lernmethoden anwendet. Es ist also ein Lernen über das Lernen selbst, das den Lernenden in die Lage versetzt, seine eigenen Lernstrategien und -prozesse zu verstehen und zu optimieren.
- Lernen 0: Die niedrigste Ebene des Lernens ist Aufnahme einer Information starrer Natur, d. h., eine bestimmte Reaktion wird in Verbindung mit einem bestimmten Reiz erlernt.
- Lernen I oder Proto-Lernen: Bei dieser Form des Lernens wird eine bestimmte Reaktion auf einen bestimmten Kontext erlernt wird, wobei sich der Kontext aus den wechselseitigen Klassifizierungen der Reize ergibt.
- Lernen II oder Deutero-Lernen: Hierbei handelt es sich um das Lernen des Proto-Lernens, das in Gewohnheiten und Geisteszuständen resultiert und somit Auswirkungen auf Persönlichkeit und Kommunikation zeitigt. Gewohnheitsbildung ist ein letztlich eine Nebenprodukt des eigentlichen Lernprozesses.
- Lernen III: Diese Ebene ist die Reorganisation des durch das Deutero-Lernen Erlernten, ist die Lernen ist die bewusste Einsicht in die Arbeitsweise des Geistes, wobei diese Form des Lernens eher selten ist, denn sie kommt letztlich einer Vernichtung des Selbsts gleich und ist entweder Resultat freier Entscheidung des Subjekts oder aber Folge widersprüchlichen Lernens. Die Folge dieser Einsicht ist nach Bateson eine psychotische Dekompensation oder aber Erleuchtung.
- Lernen IV: Dieses Lernen ist die Veränderung in Lernen vierter Ordnung und kommt nur in der Wechselwirkung von Phylogenese und Ontogenese vor.
Wenn etwa jemand beim Lernen merkt, dass eine bestimmte Methode nicht gut funktioniert, könnte er beim Deutero-Lernen reflektieren, warum das so ist, und neue Strategien entwickeln, um erfolgreicher zu lernen. Dabei geht es auch um die Entwicklung einer besseren Metakognition, also das Nachdenken über die eigenen Denkmuster. Deutero-Lernen ist letztlich ein Lernprozess auf einer Meta-Ebene, der eine Grundlage für das lebenslange Lernen und die kontinuierliche Verbesserung von Lerntechniken bildet.
Einige Beispiele
Ein Beispiel aus der beruflichen Weiterbildung zeigt, wie eine Projektmanagerin durch Selbstreflexion ihren Lernstil anpasst, indem sie von traditionellen Online-Kursen auf interaktive Workshops umsteigt. In der schulischen Bildung erkennt eine Schülerin, dass sie durch reines Auswendiglernen keine guten Ergebnisse erzielt und experimentiert mit neuen Methoden wie Mindmaps oder Lerngruppen. Eine Entwicklerin, die neue Software-Tools nutzt, stellt fest, dass sie durch praktische Übungen schneller lernt, und verändert ihre Lernstrategie entsprechend. Im Bereich Künstliche Intelligenz passt ein Machine-Learning-Algorithmus seine Lernmethoden an, indem er nach mehreren Trainingszyklen seine Gewichtung der Trainingsdaten ändert, um Verzerrungen zu korrigieren und die Genauigkeit zu verbessern. Ebenso zeigt ein Unternehmen, das ein neues Projektmanagement-Tool einführt, durch die Analyse von Schwierigkeiten bei der Nutzung eine Anpassung seiner Schulungsstrategien, um die Effizienz und Akzeptanz bei den Mitarbeitenden zu steigern.
Literatur
Stangl, W. (2025, 5. Februar). Lerntheorie von Gregory Bateson. [werner stangl]s arbeitsblätter.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Bateson-Lerntheorie.shtml