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Aversive Gedächtnisgeneralisierung

    Aversive Gedächtnisgeneralisierung ist ein psychologisches Phänomen, bei dem eine ursprünglich negative Erfahrung oder ein traumatisches Ereignis auf ähnliche oder sogar neutrale Reize oder Situationen übertragen wird. Aversive Gedächtnisgeneralisierung ist ein Gegenstand aktueller psychologischer Forschung, wobei untersucht wird, wie dieses Phänomen entsteht, welche Faktoren es beeinflussen und wie man es am besten behandeln kann. Aversive Gedächtnisgeneralisierung kann dazu führen, dass ein Mensch Angst oder Furcht vor Dingen oder Orten entwickelt, die eigentlich harmlos sind. Einige Beispiele:

    • Eine Person, die von einem Hund gebissen wurde, entwickelt möglicherweise eine Angst vor allen Hunden oder sogar vor anderen Tieren.
    • Eine Person, die in einem bestimmten Raum schlechte Erfahrungen gemacht hat, kann eine Abneigung gegen diesen Raum oder ähnliche Räume entwickeln.
    • Eine Person, die in einer Beziehung betrogen wurde, kann Schwierigkeiten haben, neuen Partnern zu vertrauen.

    Die genauen Ursachen für aversive Gedächtnisgeneralisierung sind noch nicht vollständig geklärt, doch es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen können, wie die Intensität der ursprünglichen Erfahrung, die Ähnlichkeit zwischen dem ursprünglichen Reiz und dem generalisierten Reiz und individuelle Unterschiede in der Verarbeitung von Emotionen.

    Eine aversive Gedächtnisgeneralisierung kann erhebliche Auswirkungen auf das Leben eines Menschn haben, denn sie kann zu Ängsten, Phobien, Vermeidungsverhalten und sozialer Isolation führen. In schweren Fällen kann sie sogar die Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen begünstigen.

    Eine Studie (Josselyn & Frankland, 2023) hat gezeigt, dass es möglich ist, die übermäßige Freisetzung von Neurotransmittern zu blockieren und somit die aversive Gedächtnisgeneralisierung zu reduzieren. Das ist besonders interessant für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), die unter starken Angstsymptomen leiden. Die Ergebnisse der Studie könnten in Zukunft dazu beitragen, neue Therapien für PTBS zu entwickeln. Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass das Gehirn bei unangenehmen oder traumatischen Erlebnissen in Verbindung mit Stress Neurotransmitter, sogenannte Endocannabinoide, freisetzt. Diese verbessern zwar die Gedächtnisbildung, können aber bei zu hoher Freisetzung zu übermäßigen Angsterinnerungen führen. Eine kanadische Forschungsgruppe hat nun herausgefunden, dass die Blockierung der entsprechenden Rezeptoren auf den Nervenzellen die sogenannte aversive Gedächtnisgeneralisierung reduzieren kann. Das heißt, dass traumatische Erinnerungen nicht mehr so schnell durch eigentlich harmlose Situationen getriggert werden.

    Literatur

    Joormann, J., et al. (2010). The role of emotion in aversive memory generalization. Behaviour Research and Therapy, 48, 939-948.
    Josselyn, S. A. & Frankland, P. W. (2023). The stressed synapse: a molecular perspective on memory and plasticity. Cell, 186, 16-35.
    Pitman, R. K., et al. (2012). Neural mechanisms of aversive memory generalization. Biological Psychiatry, 72, 1-8.
    Stangl, W. (2025, 3. Februar). Stress und Gedächtnis: Warum negative Erinnerungen so stark sind. Psychologie-News.
    https:// psychologie-news.stangl.eu/5615/stress-und-gedaechtnis-warum-negative-erinnerungen-so-stark-sind.


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