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Polygraf

    Ein Polygraph bezeichnet in der Psychologie ein Instrument zur Aufzeichnung physiologischer VerĂ€nderungen, wobei gleichzeitige die Aufzeichnung mehrerer VerĂ€nderungen wĂ€hrend einer Emotion oder kognitiven Leistung erfolgt. Polygrafen sind dem Begriff nach „Vielschreiber“, da diese GerĂ€te mehrere physiologische Werte registrieren.

    Polygraf – auch Polygraph – ist daher die wissenschaftlich exakte Bezeichnung fĂŒr LĂŒgendetektoren, die anhand physischer Parameter wie Blutdruck, Atmung, Hautwiderstand, die Stimme und Schweißentwicklung messen sollen, ob Menschen lĂŒgen oder nicht. Ob jemand die Wahrheit sagt, ergibt sich aus der nachtrĂ€glichen Auswertung der Messungen. Die Annahme ist, dass jemand, der gerade lĂŒgt, zumindest leicht und kurz nervös wird, was die Parameter beeinflussen sollte.

    Polygraphische Untersuchungen basieren auf der Annahme, dass Menschen beim LĂŒgen mindestens geringfĂŒgig nervös werden, was zu Reaktionen im vegetativen Nervensystem fĂŒhrt, wobei sich das Aktiviertheitsniveau des Organismus durch entsprechende MessgerĂ€te sichtbar gemacht und aufgezeichnet werden kann. Solche Reaktionen sind unter anderem eine Änderung der Atemfrequenz, des Pulses, des Blutdrucks und des Hautwiderstandes. FĂŒr eine zuverlĂ€ssige Bewertung werden daher immer mehrere dieser Reaktionen gleichzeitig ĂŒberwacht. Der Polygraph an sich ist nicht mehr als ein MessgerĂ€t, das ebendiese Reaktionen misst und aufzeichnet. Eine Auswertung findet durch das GerĂ€t nicht statt und obliegt allein dem Polygraphisten, der entsprechend ausgebildet werden muss. Ein Polygraphist soll in der Lage sein, echte Reaktionen von willentlich herbeigefĂŒhrten zu unterscheiden.

    Die Theorie dazu wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den C. G. Jung und Max Wertheimer aufgestellt, die ersten GerÀte konstruierte der Psychologe Vittorio Benussi 1913 an der UniversitÀt Graz.

    Eine weite Verbreitung fand der Polygraph vor allem in den USA, in denen mit der American Polygraph Association auch eine Lobby-Organisation existiert. Die Anwendungsgebiete erstrecken sich von BewerbungsgesprĂ€chen fĂŒr eine Arbeitsstelle bis zu Vernehmungen bei der Polizei. Auch Geheimdienste wie die CIA und die Bundespolizei FBI in den USA verwenden Polygraphen, um die VertrauenswĂŒrdigkeit aktueller und potentieller Mitarbeiter zu beurteilen. Polygrafen gelten heute als unsicher und manipulierbar und sind vor Gericht selten taugliche Beweismittel bis auf manche Staaten der USA.

    Neben den Polygraphen werden daher in jĂŒngerer Zeit alternative Methoden zum Erkennen wahrer oder unwahrer Aussagen entwickelt. Darunter sind rein stimmenbasierte, die Änderungen in der Stimme als Indikator fĂŒr LĂŒgen verwenden und bei einem TelefongesprĂ€ch eingesetzt werden können, sowie Infrarotkameras, mit denen die Durchblutung des Gesichts sichtbar gemacht und als Indikator verwendet wird.

    Gehirnscans als Alternative?

    Auf der Suche nach Alternativen fĂŒr LĂŒgendetektoren sind nun Gehirnscans in den Fokus von Forschern gerĂŒckt, denn beim LĂŒgen werden bestimmte Areale verstĂ€rkt aktiv, was sich mittels funktioneller Magnetresonanztomographie nachweisen lĂ€sst. Bei Untersuchungen (Hsu et al., 2019) hat sich aber gezeigt, dass auch Hirnscans fehleranfĂ€llig sind. Der Concealed-Information-Test basiert auf der Annahme, dass sich Menschen, die etwas verbergen, dann verraten, wenn sie mit ihrem Geheimnis konfrontiert werden. Wird etwa einem Dieb eines Rings eine Liste von GegenstĂ€nden gezeigt, unter denen auch dieser Ring ist, wird er auf diesen stĂ€rker reagieren als auf die Kontrollobjekte. Die zu beobachtenden AuffĂ€lligkeiten der GehirnaktivitĂ€t beruhen zum einen darauf, dass das Gehirn den fraglichen Gegenstand wiedererkennt, zum anderen zeichnet sich dort auch die Anstrengung ab, dieses Erkennen verbergen zu wollen. FĂŒr diesen Test wurden den Probanden jedoch zwei Tricks beigebracht, um den verrĂ€terischen AktivitĂ€ten ihres Gehirns entgegenzuwirken, wobei eine Strategie zur Verschleierung war, dass sie das, was sie zuvor verborgen gesehen hatten, mit persönliche Erinnerungen verknĂŒpfen, um sie dadurch im Gehirn als wichtiger erscheinen zu lassen. Alternativ wurde ihnen auch empfohlen, sich auf die oberflĂ€chlichen Eigenschaften ihres zu verschweigenden Objekts zu besinnen und es dadurch weniger wichtig erscheinen zu lassen. Durch diese Vertuschungsversuche sank die Treffsicherheit der Methode um rund zwanzig Prozent.

    Literatur

    Hsu, C.‐W., Begliomini, C., Dall’Acqua, T. & Ganis, G. (2019). The effect of mental countermeasures on neuroimaging‐based concealed information tests. Human Brain Mapping, doi: 10.1002/hbm24567.
    https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCgendetektor (14-06-30)

     


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