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Panikattacke

    Die von einer Panikattacke Betroffenen stehen voll auf dem Gas und gleichzeitig auf der Bremse.
    Hans Morschitzky

    Als Panikstörung oder Panikattacke bezeichnet man eine extreme Form einer Angststörung, die sich durch sehr kurze Episoden intensiver Angst auszeichnet, die einige Minuten andauern und in denen die Betroffenen Todesangst erleben, verbunden mit Schmerzen im Brustkorb, dem Gefühl zu ersticken oder anderen Furcht erregenden Empfindungen. Panikattacken sind somit kurze Phasen intensiver Angst und starken Unbehagens, die in der Regel von intensiven körperlichen Symptomen begleitet werden, und plötzlich ohne ersichtliche Ursache auftreten. Bei vielen Betroffenen steigt dabei der Blutdruck, sie atmen schneller, verspüren ein Zittern oder Ziehen in der Brust, Durchfall und Harndrang treten ebenfalls auf. Weitere Symptome: Herzrasen, Herzklopfen oder unregelmäßiger Herzschlag, Zittern, Mundtrockenheit, Atemnot, Erstickungsgefühle, Enge im Hals, Druck oder Enge in der Brust, Bauchschmerzen, Hitzewallungen oder Kälteschauer, Taubheit oder Kribbelgefühle,  Unsicherheits-, Ohnmachts- und Benommenheitsgefühle, Unwirklichkeitsgefühle oder das Gefühl, nicht richtig da zu sein, Angst, die Kontrolle zu verlieren, Angst, wahnsinnig oder ohnmächtig zu werden, Todesangst, Angst, einen Herzanfall zu erleiden oder zu sterben.

    Furchtzustände, die über einen längeren Zeitraum eines Tages anhalten, werden hingegen nicht als Panikattacke angesehen. An Panikstörungen leiden ein bis zwei Prozent der Bevölkerung, wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Viele Erkrankte verlassen irgendwann nicht mehr ihr Haus, aus Angst, beim Autofahren oder in anderen Situationen eine Attacke zu erleben. Die Panikstörung ist oft mit der Angst vor großen, weiten Plätzen verbunden, der Agoraphobie, wobei die die Panikstörung mit Platzangst eine Erkrankung mit einer starken genetischen Komponente darstellt. Zu den bekannten Risikofaktoren gehört ein Gen, das die Bauanleitung für das Enzym Monoamino-Oxidase A (MAOA) enthält, wobei es von diesem Gen eine Variante gibt, die für eine erhöhte MAO-Aktivität sorgt, was die Krankheit begünstigt.

    Etwa dreißig Prozent aller Menschen erleiden im Laufe ihres Leben zumindest eine Panikattacke, wobei sie wie aus heiterem Himmel heftige Angst erleben – bis hin zur Todesangst, etwa wegen der Befürchtung, das Herzrasen sei ein Anzeichen für einen Herzanfall. Aber auch andere Körpersymptome wie Schwindel oder Atemnot, die Panik kennzeichnen, können bei Menschen Angst auslösen. Eine solche intensive Angstreaktion ist noch keine psychische Erkrankung, doch besteht das Risiko, dass die Betroffenen allmählich eine Panikstörung entwickeln, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Panikattacken sich wiederholen und so bei den Betroffenen über einen längeren Zeitraum die Sorge auslösen, dass diese Attacken erneut auftreten, sodass es zu einem massiven Verlust der Lebensqualität kommt.

    Panikstörungen werden vermutlich durch Fehlleistungen des Gehirns hervorgerufen, die durch eine verstärkte Aktivierung des Mandelkerns bei gleichzeitig einer verminderten Aktivierung des zingulären und präfrontalen Cortex hervorgerufen werden. Diese höheren Steuerregionen des Gehirns nehmen im Fall einer Panikattacke also ihre kontrollierende Funktion bei der Gefahreneinschätzung nicht mehr ausreichend wahr.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Behandeln lässt sich die Panikstörung mit einer Verhaltenstherapie, bei der die Betroffenen lernen, besser mit ihrer Angst umzugehen. In Experimenten mit PatientInnen, deren Panikstörung noch nicht mit einer Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt worden war, wurden diese in zwei Gruppen geteilt, von denen eine Therapie erhielten und danach wiederholt getestet wurde, wobei als Vergleich gesunde Probanden und Probandinnen dienten. Den Probanden und Probandinnen wurden im MRT eine sprachliche Aufgabe gestellt, wobei es um die Vorbereitung der Symptome einer Panikattacke durch typische Auslöser von Panik, etwa durch das Wort „Aufzug“, ging, das Betroffene oft mit dem Gefühl von auswegloser Enge und Angst verbinden. Hatten die Betroffenen noch keine Kognitive Verhaltenstherapie absolviert, so nahmen sie eine stärkere Zusammengehörigkeit zwischen panik-auslösenden und symptombeschreibenden Wörtern wahr als gesunde Probanden und Probandinnen. Dieser Effekt spiegelte sich in der veränderten Aktivität bestimmter Hirnareale wider. Nach der Kognitiven Verhaltenstherapie ging es den Betroffenen nicht nur besser, sondern ihre sprachliche Verarbeitung hatte sich auch normalisiert. Dabei war die Gehirnaktivität in jenem Areal gedämpft, das panik-bezogene Wortpaare verarbeitet. Offenbar unterbindet die Kognitiven Verhaltenstherapie Assoziationen, die für PatientInnen mit Panikstörung symptomatisch sind.


    Wenn Menschen, bevor sie aufstehen, noch eine Weile im Bett liegen und sich die To-dos für den Tag durch den Kopf gehen lessen, kann genau das bei manchen bereits für Panikattacken sorgen, bevor überhaupt noch irgendetwas geschehen ist. Es entsteht dabei ein „sinking feeling“, also ein versinkendes Gefühl im Körper, d. h., Ängste und Befürchtungen werden dann als körperliche Empfindung wahrgenommen, als ein Knoten im Magen, ein Engegefühl im Hals oder ein allgemeines flaues Gefühl. Das liegt auch daran, dass die meisten Menschen in der ersten Stunde nach dem Aufwachen einen besonders hohen Cortisolspiegel haben, also einen hohen Level dieses Stresshormons aufweisen. Das ist prinzipiell ein natürlicher Prozess, damit der Mensch und andere nachtsschlafende Lebewesen morgens fokussierter und aufmerksamer sein können. Wenn Menschen allerdings schon unter Stress mit belastenden Gedanken für den nächsten Tag einschlafen, kann bei diesen der Cortisolspiegel so sehr steigen, dass die Betroffenen bereits mit einem belastenden Gefühl aufwachen.

    Literatur

    Stangl, W. (2013). Genetische Faktoren der Aggression.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/A-Genetisch.shtml (13-05-11)
    Stangl, W. (2022, 14. November). Sinking feeling am Morgen. Stangl notiert ….
    https:// notiert.stangl-taller.at/zeitgeistig/sinking-feeling-am-morgen/.
    Yang, Yunbo, Lueken, Ulrike, Richter, Jan, Hamm, Alfons, Wittmann, André, Konrad, Carsten, Ströhle, Andreas, Pfleiderer, Bettina, Herrmann, Martin J., Lang, Thomas, Lotze, Martin, Deckert, Jürgen, Arolt, Volker, Wittchen, Hans-Ulrich, Straube, Benjamin & Kircher, Tilo (2019). Effect of CBT on Biased Semantic Network in Panic Disorder: A Multicenter fMRI Study Using Semantic Priming. American Journal of Psychiatry, doi:10.1176/appi.ajp.2019.19020202.


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