Feralität bezieht sich üblicherweise auf den Zustand oder das Verhalten von Tieren, die in der Wildnis aufgewachsen sind oder eine längere Zeit ohne menschliche Interaktion oder Zivilisation verbracht haben. Feralität tritt auf, wenn domestizierte Tiere, die normalerweise vom Menschen versorgt und kontrolliert werden, entweder ausgesetzt oder verloren gehen und sich selbst überlassen werden, sodass sie gezwungen sind, Verhaltensweisen und Anpassungen zu entwickeln, die für das Überleben in der Wildnis notwendig sind.
Feralität kann bei verschiedenen Tierarten auftreten, darunter Hunde, Katzen, Pferde und Nutztiere wie Schweine oder Ziegen, wobei sich Tiere, die feral geworden sind, oft stark von ihren domestizierten Artgenossen unterscheiden können. Auch ihr Aussehen, Verhalten und ihre Fähigkeiten können sich im Laufe der Zeit an die Anforderungen des Überlebens in freier Wildbahn anpassen.
Feralität ist dabei nicht dasselbe ist wie Wildheit, denn wilde Tiere leben in der Regel seit jeher in der Wildnis und haben sich über viele Generationen hinweg an diese Umgebung angepasst, während feralisierte Tiere ursprünglich domestiziert waren, aber ihre Bindung an den Menschen verloren und sich an ein Leben in der Wildnis angepasst haben.
Die Wiedereingliederung feralisierter Tiere in die menschliche Obhut kann eine Herausforderung darstellen, da diese Tiere oft scheu und schwer zu zähmen sind.
Feralität kann übrigens auch in Bezug auf Menschen verwendet werden, um auf eine wilde oder ungezähmte Lebensweise hinzuweisen.
Feralität steht in gewissem Sinn im Gegensatz zum Domestizierungsprozess, bei dem Tiere im Laufe der Zeit ihre natürlichen Verhaltensweisen und Merkmale aufgrund der Interaktion mit dem Menschen verändern, bzw. auftritt, wenn wildlebende Tiere über Generationen hinweg in menschlicher Obhut gehalten werden und sich an die Lebensbedingungen in menschlicher Umgebung anpassen. Dabei werden selektiv bestimmte Merkmale gefördert, die für den Menschen von Vorteil sind, während andere Merkmale zurückgedrängt werden, was zu signifikanten Veränderungen im Aussehen, Verhalten und in physiologischen Eigenschaften der domestizierten Tiere im Vergleich zu ihren wilden Vorfahren führen kann. Der Domestizierungseffekt kann dabei auch negative Auswirkungen haben, denn domestizierte Tiere können dann aufgrund der Anpassung an das Leben mit Menschen weniger gut in der Wildnis überleben, das sie ihre Fähigkeiten zur Nahrungssuche, Verteidigung oder Fortpflanzung verlieren und daher oft auf den Schutz und die Versorgung durch den Menschen angewiesen sind (Stangl, 2021).
Kurioses: Jüngst wird der Begriff auch auf technische Geräte angewendet, im Speziellen etwa auf Saugroboter oder Rasenmäher. Ein Betroffener schreibt: „Ich habe meine Eingangstür offen gelassen und mein Roomba ist einfach raus und ich kann ihn nicht mehr finden. Was hat das für Folgen? Er hat keine natürlichen Feinde.“ Vermutlich entsteht ein solches Verhalten aufgrund der Tatsache, dass Menschen, die einen selbstfahrenden Roboter zum Staubsaugen beauftragen, eine gewisse Bindung zu der kleinen runden Scheibe aufbauen, wobei diese Geräte den Stellenwert eines Haustiers einnehmen können. Menschen suchen dann nach entlaufenen Staubsaugern, die nun hilflos der Wildnis ausgesetzt sind: „Der verlorene Gefährte beiße nicht, sei kastriert und werde schmerzhaft vermisst.“
Zum Begriff: Das Wort feral leitet sich vom lateinischen Wort ferus ab, was wild bedeutet, und Feralität bezieht sich somit auf den Zustand des Verwildertseins.
Literatur
Stangl, W. (2021, 31. März). Domestizierungseffekt. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/36145/domestizierungseffekt