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Domestizierungseffekt

    Der Domestizierungseffekt bezieht sich auf den Prozess, bei dem Tiere im Laufe der Zeit ihre natürlichen Verhaltensweisen und Merkmale aufgrund der Interaktion mit dem Menschen verändern, und er tritt auf, wenn wildlebende Tiere über Generationen hinweg in menschlicher Obhut gehalten werden und sich an die Lebensbedingungen in menschlicher Umgebung anpassen. Dabei werden selektiv bestimmte Merkmale gefördert, die für den Menschen von Vorteil sind, während andere Merkmale zurückgedrängt werden, was zu signifikanten Veränderungen im Aussehen, Verhalten und in physiologischen Eigenschaften der domestizierten Tiere im Vergleich zu ihren wilden Vorfahren führen kann. Der Domestizierungseffekt kann dabei auch negative Auswirkungen haben, denn domestizierte Tiere können dann aufgrund der Anpassung an das Leben mit Menschen weniger gut in der Wildnis überleben, das sie ihre Fähigkeiten zur Nahrungssuche, Verteidigung oder Fortpflanzung verlieren und daher oft auf den Schutz und die Versorgung durch den Menschen angewiesen sind.

    So sind bei Nutztiere in der Regel ihre Gehirne kleiner als die ihrer Vorfahren, d. h., von Schafen über Schweine bis hin zu Kühen haben domestizierte Tiere im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen eine geringere relative Gehirngröße. Nun hat eine Studie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz eine seltene Umkehr des Domestizierungseffekts entdeckt, denn im Laufe der Zucht in Gefangenschaft hat der amerikanische Nerz seine relative Gehirngröße verringert, jedoch Populationen, die von aus Gefangenschaft entkommenen Tieren abstammen, haben innerhalb von nur fünfzig Generationen fast die volle Gehirngröße ihrer Vorfahren wiedererlangt.

    Hinzu kommt, dass amerikanische Nerze zu einer Familie von kleinen Säugetieren, den Marderartigen, gehören, die die bemerkenswerte Fähigkeit besitzen, ihre Gehirngröße saisonal zu verändern, was als Dehnel-Phänomen bekannt ist. Dieses Dehnel-Phänomen hat man auch bei den nahverwandten Wieseln, sowie bei Spitzmäusen und Maulwürfen gefunden. Um im Winter Energie zu sparen, schrumpfen etwa Europäische Maulwürfe ihren Schädel, d. h., ihre Köpfe sind in der kalten Jahreszeit um elf Prozent kleiner als im Sommer und wachsen erst im Frühjahr wieder zur ursprünglichen Größe nach. Anders als bei Menschen sind Gehirn und Schädelknochen des Maulwurfs selbst bei ausgewachsenen Exemplaren noch enorm regenerationsfähig. Das liegt daran, dass Maulwürfe im Winterschlaf durchhalten müssen, denn ihr Stoffwechsel ist einer der aktivsten unter den Säugetieren und fährt auch im Winter nicht herunter, d. h., trotz Kälte und Futtermangel müssen die Maulwürfe ständig fressen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken. Während andere domestizierte Tiere beim Verringern der Gehirngröße anscheinend manche Hirnregionen dauerhaft verlieren, ist es möglich, dass Nerze ihre ursprüngliche Gehirngröße wiedererlangen können, weil bei ihnen eine flexible Gehirngröße einprogrammiert ist.

    Literatur

    Stangl, W. (2022, 16. April). Gehirn Wildtiere. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEHIRN/Gehirn-Tiere.shtml
    Stangl, W. (2022, 22. September). Gehirnschrumpfung zum Energiesparen: Der Dehnel-Effekt. was stangl bemerkt ….

    Gehirnschrumpfung zum Energiesparen: Der Dehnel-Effekt


    https://www.mpg.de/20586586/0705-ornr-feral-genius-987453-x (23-07-06)


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