Im englischen Sprachraum wird der Begriff Cargo-Kult – auch Cargokult – vorwiegend metaphorisch verwendet, um eine soziale oder politische Bewegung zu beschreiben, die darauf abzielt, materiellen Wohlstand und Fortschritt durch magische oder irrational erscheinende Methoden zu erreichen. Dabei geht es um den Versuch, etwas zu ändern, indem lediglich die äußeren Merkmale angepasst werden, anstatt den tiefergehenden Sinn hinter Methoden, Verhaltensweisen oder Strukturen zu verstehen. Dabei werden Handlungsweisen einfach nachgeahmt, und zwar in der Hoffnung, dass sich dann der Erfolg gleichsam von selbst ergibt. Dieser Cargo-Kult ist somit auch die Beschreibung für die oberflächliche Nachahmung von Handlungsweisen erfolgreicher Menschen in Erwartung von eigenem Reichtum und Ansehen.
Der Physiker Richard Feynman bezeichnete in einem Vortrag damit eine formell richtige, aber ansonsten sinnlose Arbeitsweise im Wissenschaftsbetrieb. Als Metapher steht er daher auch für formal bzw. syntaktisch richtige Abläufe und Prozesse im Wissenschaftsbetrieb und im Umgang mit Technologie, bei denen der Status und Symbolgehalt dieser Vorgänge den tatsächlichen Nutzwert übersteigt. Es werde also versucht, durch eher symbolischen Handlungen wirtschaftlichen Erfolg und öffentliche Anerkennung zu erreichen. Die Entsprechung in hierarchischen Systemen wird als Cargo-Kult-Management bezeichnet, wobei auch hier formal richtige Vorgehensweise und zur Schau getragene Umtriebigkeit zur realen Wirkungslosigkeit des Handelns in einem teilweise bizarren Gegensatz stehen kann. Feynman forderte, dass Wissenschaftler in erster Linie vermeiden müssten, sich selbst zu täuschen, wenn sie verhindern wollten, zu Cargo-Kult-Wissenschaftlern zu werden, d. h., Wissenschaftler sollten bereit sein, ihre eigenen Theorien und Resultate in Frage zu stellen.
Geschichtliches: Der Cargo-Kult entstand während des Zweiten Weltkriegs in Melanesien und wurde durch die plötzliche Ankunft von westlichen Waren und Materialien ausgelöst, die von Militärflugzeugen der Alliierten abgeworfen wurden. Die Einheimischen sahen in diesen Gütern magische Kräfte und begannen, Rituale zu praktizieren, um die Flugzeuge und ihre wertvollen Güter zurückzubringen. Die Cargo-Kulte entstanden dabei auf verschiedenen Inseln der Region, darunter Papua-Neuguinea, die Salomonen und Vanuatu. Die Bewegungen hatten unterschiedliche Formen und Rituale, aber sie hatten alle gemeinsam, dass sie auf eine Art „Magie“ setzten, um die „Geschenke“ der Flugzeuge zurückzubringen.
Anmerkung: Es handelt sich dabei um keinen wissenschaftlichen Fachbegriff, sondern um einen modischen Begriff, der im öffentlichen Diskurs in letzter Zeit größere Bedeutung erlangt hat.
Literatur
https://de.wikipedia.org/wiki/Cargo-Kult (23-04-13)
https://de.wikipedia.org/wiki/Cargo-Kult-Wissenschaft (23-04-13)
Begriff „Cargo Kult“. Seid gegrüßt und Danke für dieses aufschlußreiche Lexikon. In meinen eigenen Recherchen, warum sich Menschen aus meinem Umfeld so freudig und bereitwillig von Anderen in den Kopf sch…. lassen, bin ich auf den Begriff Cargo-Kult gestossen. Das ist in meinen Augen so ein Zwitterbegriff zwischen Soziologie und Psychologie – ich fände es wert, wenn er bei Euch auch einen Platz hätte. Nur mal so als Idee. Danke nochmal für Euren umfassenden Einsatz, der ist richtig hilfreich!
Was hiermit geschehen ist. W.S.