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Gottman Feeling Wheel

    Das Gottman Feeling Wheel ist ein Werkzeug zur emotionalen Intelligenz, das von dem renommierten Ehe- und Familienforscher John Gottman entwickelt wurde. Es ist ein kreisförmiges Diagramm, das aus verschiedenen Schichten besteht, die jeweils eine andere emotionale Kategorie repräsentieren. Die äußere Schicht enthält die grundlegenden Emotionen wie Wut, Traurigkeit, Freude und Angst, während die inneren Schichten komplexere Emotionen wie Einsamkeit, Verletzlichkeit, Schuld und Stolz darstellen. Die obere Hälfte des Feeling Wheel zeigt eher negative Emotionen an, die untere Hälfte eher positive Emotionen. Die Feeling Wheel wird dann in sechs farbcodierte Dreiecke unterteilt (drei oben und drei unten). Die sechs inneren Emotionen – traurig, wütend, ängstlich, friedlich, kraftvoll, freudig – stellen die Emotionen dar, die am leichtesten zu identifizieren sind. Diese werden als sekundäre Emotionen bezeichnet. Sie sind zwar am einfachsten zu erkennen und zu benennen, aber sie sind sekundär gegenüber dem, was eine Person tatsächlich erlebt (z. B. ich weiß, dass ich wütend bin, aber ich bin tatsächlich verletzt). Die äußeren Schichten in jeder Trajektorie stellen die primären Emotionen dar, die mit jeder sekundären Emotion verbunden sind.

    Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und die anderer zu erkennen, ist eine Fähigkeit, die mit der emotionalen Intelligenz zusammenhängt, docj Menschen unterscheiden sich darin, inwieweit sie in der Lage sind, den Grad der Spezifität ihrer eigenen Erfahrungen zu erkennen. Menschen mit hoher Differenzierungsfähigkeit sind in der Lage, detailliertere emotionale Erfahrungen zu verschiedenen Anlässen mitzuteilen und verschiedene Adjektive zu verwenden, um verschiedene Arten von Erfahrungen darzustellen. Sie sind besser in der Lage, die Intensität von Emotionen zu unterscheiden und verwenden ein größeres Emotionsvokabular. Im Gegensatz dazu verwenden Menschen mit einem niedrigen Differenzierungsgrad nur einige wenige allgemeine Gefühlszustände und haben oft Schwierigkeiten, ihre Gefühle in spezifischen Begriffen auszudrücken. Die Forschung zeigt, dass es wichtig ist, Erfahrungen mit einem hohen Maß an Spezifität zu benennen, d. h., feine Unterscheidungen treffen zu können. So wurde etwa festgestellt, dass Menschen weniger wahrscheinlich aggressiv auf jemanden reagieren, der sie verletzt hat. Darüber hinaus gibt es auch Hinweise darauf, dass das Training von Menschen, ihr Emotionsvokabular zu erweitern und flexibel zu nutzen, ihnen helfen kann, ihre Emotionen effektiver zu regulieren.

    Das Gottman Feeling Wheel soll Menschen demnach helfen, Emotionen zu identifizieren und zu benennen, um eine höhere emotionale Intelligenz und treffsicherere Kommunikation zu fördern. Es ist ein nützliches Instrument etwa für Paare, um ihre eigenen Emotionen und die ihrer Partner zu verstehen und zu kommunizieren. Es kann auch von Therapeuten und Coaches in der Arbeit mit Einzelpersonen und Gruppen verwendet werden, um die emotionale Intelligenz zu fördern und die Kommunikation zu verbessern.

    Das Gefühlsrad – Feeling Wheel – ist auch ein nützliches Instrument für die Arbeit an der emotionalen Wirksamkeit.

    Verwendung des Gefühlsrads

    Das Ziel dieses Tools ist es, die Menschen darin zu schulen, ihre Gefühle genauer zu beschreiben. Die Übung kann Klienten dabei helfen, Emotionen genauer zu identifizieren oder zu erkennen.
    Die im Gefühlsrad dargestellten Gefühlestellen keinen vollständigen Überblick über alle möglichen Gefühle und Emotionen dar, vielmehr dienen sie als Leitfaden und Ausgangspunkt, der den Klienten helfen kann, ihre Erfahrungen zu beschreiben.
    Es kann für Klienten nützlich sein, einen Ausdruck des Gefühlsrads bei sich zu tragen oder ein digitales Bild auf ihrem Handy zu speichern, damit sie jederzeit darauf zugreifen können.
    Es ist möglich, verschiedene Gefühle gleichzeitig zu erleben. Die Emotionen und Gefühle im Rad schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern können in vielen Kombinationen auftreten, sogar gleichzeitig positiv und negativ.
    Dieses Werkzeug kann auch verwendet werden, wenn es darum geht, das Selbstmitgefühl zu steigern. Um Selbstmitgefühl zu entwickeln, ist es wichtig, auf die gegenwärtigen Erfahrungen zu achten, um angemessene mitfühlende Maßnahmen zu ergreifen. Wenn eine Klientin oder ein Klient etwa feststellt, dass sie oder er Scham empfindet, kann die freundliche innere Stimme, die kultiviert werden kann, auf das Erleben dieser spezifischen Emotion ausgerichtet werden.
    Die negativen Gefühle im inneren Band des Rades befinden sich auf der genau entgegengesetzten Seite des Rades als die positiven Gefühle. Das positive Kerngefühl, das im Gegensatz zu traurig steht, ist zum Beispiel freudig. Obwohl der Klient diese Informationen nutzen kann, um Einblicke in die positiven Emotionen oder Gefühle zu gewinnen, die am wenigsten präsent sind und möglicherweise weiterer Aufmerksamkeit bedürfen , sollte dieses Merkmal des Rads nicht dazu verwendet werden, Emotionen zu ersetzen oder zu vermeiden. Wenn ein Klient etwa Traurigkeit empfindet, ist es ratsam, die Traurigkeit zuzulassen und nicht zu versuchen, sie durch freudige Gedanken zu ersetzen.

    In einer Therapie kann es schwierig sein, einem Klienten oder einer Klientin zu helfen, seine bzw. ihre Gefühle angemessen auszudrücken. Vor allem Kindern fällt es oft schwer zu benennen und zu verstehen, was sie wirklich fühlen.

    Bei der Anwendung dieses Instruments in der Therapie mit Kindern und Erwachsenen wird der Klient bzw. die Klientin gebeten, eine der sechs sekundären Emotionen zu benennen, die er bzw. sie empfindet (die sechs, die der Mitte des Kreises am nächsten liegen). Diese sind für die meisten Menschen am einfachsten zuzuordnen. Dann geht man die primären Emotionen durch, die im „Dreieck“ oder in der Flugbahn für diese Emotion aufgeführt sind. Man listet dabei so viele auf, wie man meint, dass sie wirklich zu dem passen, was man gerade erlebt. Dann wird Zeit damit verbracht, die identifizierten Emotionen zu verarbeiten. Hinweis: Für erwachsene Klienten kann es auch hilfreich sein, sich die Emotionen durchzulesen, die in anderen Trajektorien aufgeführt sind. Dies kann Einblicke in andere Emotionen geben, die der Betroffene erlebt, aber vielleicht nicht erkannt hat, denn vielleicht hat er bzw. sie z. B. festgestellt, dass er bzw. sie sich wütend fühlt, dann aber erkannt, dass er bzw. sie sich einsam oder unsicher fühlt.

    Für Eltern und Paare ist Gefühlsrad ein Hilfsmittel für den Einsatz zu Hause! Hängen Sie es an Ihren Kühlschrank und melden Sie sich jeden Tag gegenseitig an. Anstatt sich mit einem „Mir geht es gut“ oder „Ich bin okay“ zufrieden zu geben, ermutigen Sie Ihr Kind oder Ihren Partner, das Feeling Wheel zu nutzen, um eine genauere Beschreibung des emotionalen Zustands zu geben. Es ist auch ein guter Gesprächsanlass! Die Einsicht in die wahren primären Emotionen hilft dabei, einen effektiveren Gefühlsausdruck zu entwickeln, denn je besser man seine Emotionen erkennen kann, desto leichter kann man seine Reaktionen und Verhaltensweisen kontrollieren, was negative Reaktionen verringert und positive verstärkt.

    Ein Beispiel: Ein Kind stampft mit den Füßen auf, stürmt davon und knallt die Zimmertür zu. Das Kind ist eindeutig wütend. Aber sein Verhalten kann eine Reaktion darauf sein, dass es sich verletzt oder verurteilt fühlt. Die Verbesserung des emotionalen Ausdrucks kann sowohl für das Kind als auch für die Eltern äußerst hilfreich sein. Wenn eine Person ein klares Verständnis für ihre Gefühle hat, kann sie besser damit umgehen.

    Literatur

    Kircanski, K., Lieberman, M.D., Craske, M.G. (2012). Feelings into words: contributions of language to exposure therapy. Psychological Science, 23, 1086–1091.
    Willcox, G. (1982). The Feeling Wheel A Tool for Expanding Awareness of Emotions and Increasing Spontaneity and Intimacy. Transactional Analysis Journal, 12, 274-276.


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