Der Luzifer-Effekt bezieht sich auf die Tendenz von Menschen, ihr Verhalten in Gruppensituationen zu verändern und dabei zu aggressivem oder unmoralischem Verhalten zu neigen. Der Begriff geht zurück auf das berühmte Experiment von Philip Zimbardo aus den 1970er Jahren, das als Stanford-Prison-Experiment bekannt ist.
In diesem Experiment wurden Freiwillige zufällig als „Wärter“ oder „Häftlinge“ ausgewählt und in einer simulierten Gefängnissituation untergebracht. Die „Wärter“ begannen bald, ihre Autorität zu missbrauchen und die „Häftlinge“ zu erniedrigen und zu misshandeln, obwohl keiner von ihnen tatsächlich gefährlich oder kriminell war. Auch Zimbardo selbst nahm als Gefängniswärter teil und erkannte, dass sich sein Verhalten gegen seine Werte entwickelte. Der Versuch wurde schließlich abgebrochen.
Dies führte dazu, dass Zimbardo den Luzifer-Effekt in seinem Werk „Der Luzifer-Effekt: Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen“ beschrieb, also die Idee, dass Menschen in bestimmten Kontexten oder Situationen dazu neigen, ihr Verhalten zu ändern und aggressiver oder unmoralischer zu werden. Zimbardo beschreibt situationsbedingte Faktoren wie sozialer Druck, Langweile, mangelnde Kontrolle, Abgeschiedenheit, fehlende Leitlinien, Vorurteile und mangelnde persönliche Verantwortung als jene Umstände, die Menschen manipulierbar machen und das Böse wecken können. Sie können Gewalt nicht rechtfertigen, doch wenn man unter Berücksichtigung dieser Faktoren präventive Maßnahmen ergreift, kann man dem Bösen entgegenwirken.
Aufgrund seines Experiments erhob Zimbardo Vorwürfe gegen das bestehende Strafjustizsystem, denn es zeigte, wie Gefängnisse Menschen dehumanisieren, aus ihnen Objekte machen und ihnen Gefühle der Hoffnungslosigkeit einflößen, was auch Strafvollzugsbeamte betrifft, dass auch normale Menschen verwandelt werden können.
Insgesamt zeigt der Luzifer-Effekt, dass es wichtig ist, sowohl individuelle als auch gruppenbezogene Faktoren zu berücksichtigen, um zu verstehen, warum Menschen in bestimmten Kontexten unmoralisches Verhalten zeigen können.