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False Certainty Effect

    Der False Certainty Effect – Effekt der falschen Gewissheit – ist eine kognitive Verzerrung, die sich auf die Tendenz von Menschen bezieht, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Urteile und Überzeugungen zu überschätzen, selbst wenn diese Urteile auf begrenzten oder unvollständigen Informationen beruhen. Im Wesentlichen handelt es sich um die Tendenz, von der Richtigkeit der eigenen Überzeugungen übermäßig überzeugt zu sein, selbst wenn wir nicht alle Fakten haben, die sie untermauern.

    Diese Voreingenommenheit kann besonders stark sein, wenn Menschen eine starke emotionale Bindung an eine Überzeugung haben oder wenn sie ein persönliches Interesse daran haben, Recht zu behalten. In solchen Situationen sind Menschen weniger geneigt, alternative Perspektiven in Betracht zu ziehen oder ihre eigenen Annahmen zu hinterfragen, was zu Fehleinschätzungen führen kann.

    Dieser False Certainty Effek“ tritt auch beim eigenständigen Lernen etwa in Fortbildungen auf oder bei der gezielten Informationssuche im Internet. Der Effekt entsteht dabei unabhängig vom Lernerfolg, allein schon durch die Lernaktivitä selber.

    Der Effekt der falschen Gewissheit kann in einer Vielzahl von Kontexten wichtige Auswirkungen haben, z. B. bei der Entscheidungsfindung, der Problemlösung und der zwischenmenschlichen Kommunikation. Er kann zum Beispiel dazu führen, dass Menschen Entscheidungen auf der Grundlage unvollständiger oder ungenauer Informationen treffen oder alternative Perspektiven ausschließen, die für die Lösung eines Problems wertvoll sein könnten.

    Siehe auch den Sicherheitseffekt.

    Literatur

    von Hoyer, J. F., Kimmerle, J. & Holtz, P. (2022). Acquisition of false certainty: Learners increase their confidence in the correctness of incorrect answers after online information search. Journal of Computer Assisted Learning, 38, 833–844.
    von Hoyer, J.F., Bientzle, M., Cress, U., Grosser, J., Kimmerle, J. & Holtz, P. (2022). False certainty in the acquisition of anatomical and physiotherapeutic knowledge. BMC Medical Education, 22, 1-9.
    Kahneman, Daniel (2011). Thinking, fast and slow. Allen Lane.


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