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Mansplaining

    Mansplaining bezeichnet eine spezifische Form des Verhaltens von Männern, bei dem sie einer Frau eine Sache in einer Art und Weise erklären, die arrogant oder herabsetzend ist, unterstellend, dass die Frau nicht in der Lage ist, es selbst zu verstehen. Dies kann auch geschehen, wenn die Frau bereits mehr Wissen oder Erfahrung in dem Thema hat. Mansplaining kann als eine Form des Geschlechterdiskriminierung wahrgenommen werden und zeigt ein mangelndes Verständnis für die Kompetenz und Fähigkeiten von Frauen. Der Begriff wird meist als pejorativ bzw. als Kampfbegriff beschrieben, denn er benennt in der Geschlechterforschung eine Machtasymmetrien in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen. Die Wortneuschöpfung entstand bei der Reflexion kommunikativer Machtausübung durch Männer, wobei die inhaltliche Grundlage für die Wortneuschöpfung ein Essay der Publizistin Rebecca Solnit (s. u.) war, der als Initialzündung für das Aufkommen des Begriffs und seine Verbreitung im Internet gilt. Im Lauf der Zeit veränderte sich der Gebrauch des Wortes, denn war es zu Beginn noch ein relativ klar umrissenes Konzept mit einem klaren semantischen Gegenstand, der vorher unsichtbar gewesen war, wucherte die Bedeutung durch übermäßigen Gebrauch zusehends aus, wobei der Begriff inzwischen inflationär angewandt wird, denn nicht jedes Mal, wenn Männer etwas erklären, handelt es sich automatisch um Mansplaining

    Mansplaining kann als Ausdruck eines wohlwollenden oder gutgemeinten Sexismus verstanden werden, denn aufgrund gesellschaftlicher, politischer und sozialer Veränderungen ist offener feindseliger Sexismus nicht mehr zeitgemäß und weithin verpönt, weil Frauen heute eine andere gesellschaftliche Stellung einnehmen und es nicht mehr akzeptabel ist, einer Person beispielsweise aufgrund ihres Geschlechts keine Chance zu geben. Dennoch findet diese Form des wohlwollenden Sexismus bewusst oder unbewusst statt, um die Geschlechterhierarchien aufrechtzuerhalten. Dies ist in der Regel keine aktive Absicht der Männer, sondern Teil der Struktur, in die die heutige westliche Gesellschaft eingebettet ist. Nur weil sich die kognitive Wahrnehmung von Geschlechterstereotypen verändert hat, bedeutet das nicht, dass es keinen Sexismus mehr gibt.


    Die Ankedote dazu: Rebecca Solnit berichtete von einer Party in einem schicken Chalet im mondänen Skiort Aspen, an dem ein älterer Herr mit dem Langmut eines Schullehrers Solnit über ein Buch über einen Fotografen aus dem 19. Jahrhundert aufklärte. Seine Schwärmereien ließen sich nicht unterbrechen, obwohl eine Begleiterin von Solnit es immer wieder versuchte. Das Buch, von dem er Solnit berichtete, als wäre sie seine Schülerin, war aber von Solnit selbst verfasst worden.


    Hinweis: Bei diesem Phänomen bzw. Begriff handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Konstrukt, das in Lifestyle-Magazinen und in der Ratgeberliteratur herumgeistert, also um keinen genuin wissenschaftlich-psychologisches Fachbegriff. Solche Begriffe werden aber dann hier aufgenommen, wenn sie Beziehungen zu klassischen psychologischen Phänomenen aufweisen.

    Literatur

    Solent, R. (2008). Men Explain Things to Me; Facts Didn’t Get in Their Way.
    WWW: https://www.commondreams.org/views/2008/04/13/men-explain-things-me-facts-didnt-get-their-way (17-02-12)
    https://www.zeit.de/kultur/2016-05/ mansplaining-gender-sexismus-gleichberechtigung-linguistik (17-02-12)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Mansplaining (17-02-12)


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