Veränderungsblindheit („change blindness“) ist ein Phänomen der visuellen Wahrnehmung, bei dem sehr großflächige und auffällige Veränderungen einer visuellen Szene nicht erkannt werden. Entscheidend ist, dass die Änderungen gleichzeitig mit einer Unterbrechung auftreten, z.B. mit Sakkaden (Blicksprünge), Lidschläge, Maskierungen, Blinzeln, Augenbewegungen, einem Filmschnitt oder mit einem großen weißen Bild. Veränderungsblindheit legt nahe, dass Menschen zu einem Zeitpunkt jeweils nur eine sehr eingeschränkte Repräsentation ihrer Welt haben.
In psychologischen Experimenten werden zur Untersuchung dieses Phänomens meist visuelle Beispiele in Form von nacheinander präsentierten Bildern oder Filmen verwendet, in denen sich einige, oft unwesentliche Bildinhalte zwischen den einzelnen Bildern bzw. Szenen verändern. Studien haben gezeigt, dass unter bestimmten Umständen Betrachter nicht in der Lage sind, zum Teil sehr große Veränderungen zwischen zwei ähnlichen Bildern zu erkennen. Normalerweise werden für menschen Veränderungen – etwa ein Tier taucht plötzlich im Blickfeld auf – von Bewegungssignalen begleitet, für die unser visuelles System äußerst empfindlich ist. Wenn diese fehlen oder ortsunspezifisch sind, gelingt es nicht, die Aufmerksamkeit an den entsprechenden Ort zu bringen und die Veränderung bewusst wahrzunehmen.
Es gibt verschiedene Theorien, die versuchen, die „change blindness“ zu erklären. Am wahrscheinlichsten ist eine Erklärung durch die Funktionen des visuellen Arbeitsgedächtnisses, das nur eine stark begrenzte Anzahl von Objekten präsent halten kann, sodass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils nur eine sehr eingeschränkte Repräsentation unserer Umwelt besitzen. Unser Gehirn ist überfordert Änderungen während einer Sakkade wahrzunehmen. Diese Theorie des Überschreibens geht davon aus, dass im Gehirn neue visuelle Informationen die alten einfach ersetzen und das, was übrig bleibt nur ein abstraktes Abbild des ersten gespeicherten Bildes ist. Das Erkennen der Veränderung tritt erst dann auf, wenn die im Kurzzeitgedächtnis gespeicherte begrenzte Repräsentation des alten Bildes, genau die Veränderung im neuen Bild wiedergibt. Eine andere Erklärung geht davon aus, dass der erste Eindruck der wichtigste ist und auch das ist, was wir behalten, sodass man beim veränderten Bild zuerst davon ausgeht, dass sich nichts geändert hat. Die Informationen über das zweite Bild werden gar nicht mehr gespeichert, und können deswegen auch nicht verglichen werden.
Machen Sie dieses kleine Experiment dazu:
Gedankenlesen
Change Blindness und Change deafness wurden in einem BBC-Video sehr anschaulich demonstriert, wobei das leider nicht mehr verfügbar ist!
Dafür gibt es ein anderes des Harvard University Institute of Politics:
Quelle
http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/Ae01/hp/scharlau/ImgSwed/changeblindness.htm (18-11-21)
Danke für dieses interessante Experiment!