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mattering

    Mattering als psychologisches Konstrukt bezieht sich darauf, dass Menschen das Bedürfnis haben, zu glauben, dass sie für andere von Bedeutung sind und dass ihre Existenz und ihr Handeln für andere von Bedeutung sind. Es geht also um das Gefühl, dass man in der Welt etwas bewirken kann und dass das, was man tut, von anderen wahrgenommen und geschätzt wird.

    In der Psychologie bezieht sich Mattering oft auf zwei Aspekte:

    • Mattering to others“ (Bedeutung für andere haben) beschreibt das Gefühl, dass man für andere von Bedeutung ist, dass man gebraucht und geschätzt wird und dass man in zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle spielt.
    • Mattering to the world“ (Bedeutung für die Welt haben) bezieht sich auf das Gefühl, dass das, was man tut, einen Einfluss auf die Welt hat und dass man durch sein Handeln einen positiven Unterschied machen kann.

    Mattering ist ein psychologisches Konstrukt, das viel über die Gesundheit eines Menschen aussagt, also etwa über Depressionen und Suizidgedanken, über weitere psychische Leiden und über die körperliche Widerstandsfähigkeit älterer Menschen. Zunehmend bildet sich der Konsens heraus, dass das Gefühl der eigenen Bedeutsamkeit etwas psychologisch Eigenständiges ist, denn es gibt kein anderes Konstrukt für das menschliche Bedürfnis, sich geschätzt zu fühlen und von anderen als wichtig angesehen zu werden.

    Das Konzept des Mattering ist eng mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, der Selbstwirksamkeit und dem Selbstwertgefühl verbunden, und kann auch eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Menschen zu fördern, da das Gefühl, dass man für andere von Bedeutung ist, oft mit positiven Emotionen und einem höheren Sinngefühl im Leben verbunden ist. Mattering überschneidet sich also zwar mit den Gefühlen von Selbstwert, sozialer Unterstützung und Zugehörigkeit, bezeichnet aber nicht dasselbe, denn wenn sich jemand nicht wichtig fühlt, lässt sich das vergleichsweise leicht ändern, denn ein Mensch kann lernen, sich auf eine Weise auf andere einzulassen, die sein eigenes Gefühl von Wichtigkeit fördert.

    Es gibt mehrere Mattering-Tests, darunter die »Anti-Mattering-Skala« von Gordon Flett mit Fragen wie »Inwieweit hat man Ihnen das Gefühl gegeben, dass Sie unsichtbar sind?» und die von Ae-Kyung Jung und Mary J. Heppner an der University of Missouri entwickelte »Work Mattering Scale«. Wissenschaftler können daneben auch das Gefühl der Bedeutung für die Familie, die Universität, die Gemeinschaft und die Gesellschaft messen. Eine Skala erfasst sogar die Bedeutung für den Partner oder die Partnerin.

    Der Soziologe Gregory Elliott von der Brown University unterscheidet drei Komponenten von Mattering.

    • Erstens »wahrgenommen werden«: Schenken Ihnen die Leute Aufmerksamkeit, oder gehen sie an Ihnen vorbei?
    • Zweitens »wichtig sein«: Haben Sie Menschen, die sich wirklich für Ihr Wohlbefinden interessieren?
    • Drittens »sich verlassen können«: Gibt es Menschen, die Sie um Hilfe, Unterstützung oder Rat bitten würden?

    Das Gefühl der eigenen Wichtigkeit (oder Unwichtigkeit) beginnt dabei in der Kindheit, denn was die Vernachlässigung durch die Eltern so zerstörerisch macht, ist die Botschaft, die sie an das Kind sendet, sodass es sich daraufhin irrelevant, unsichtbar und unbedeutend fühlt.

    Mattering-Skalen werden auch im Arbeitsumfeld eingesetzt und auch in der Gesundheitsversorgung geht es oft mehr um das Zwischenmenschliche als um das Organisatorische, wobei Bedeutung oft aus den kleinen Dingen erwächst. Dazu kann es gehören, die Hand eines verängstigten Patienten zu halten oder dass die Kollegen das Mittagessen füreinander mitbestellen. In einer aktuellen Studie fand man heraus, dass es ganz einfach sein kann, ein Gefühl von Wichtigkeit zu vermitteln, etwa sich an die Namen der Studierenden in der Medizin oder Krankenpflege zu erinnern.

    Das Gefühl, wichtig zu sein, hängt auch mit dem Geschlecht zusammen, denn Frauen berichten fast durchgängig über ein höheres Maß an Wichtigkeit in ihren Beziehungen.

    Das psychologische Konstrukt mattering kann das Risiko für Depressionen, Selbstmordgedanken und andere psychische Probleme sehr gut vorhersagen, aber auch die körperliche Widerstandsfähigkeit älterer Menschen. Mattering überschneidet sich mit den Konstrukten Selbstwertgefühl, sozialer Unterstützung und dem Gefühl der Zugehörigkeit, ist aber nicht identisch.

    Besonders beeindruckend ist aus therapeutischer Sicht, dass ein geringes Gefühl der Bedeutsamkeit im Vergleich zu anderen psychologischen Zuständen leichter zu ändern ist, und dass dieses Ziel mit Therapien erreicht werden kann, d. h., die Menschen können allmählich lernen, sich auf eine Art und Weise auf andere Menschen einzulassen, die ihr eigenes Gefühl der Wichtigkeit fördert.

    1981 entwickelte Rosenberg & McCullough eine fünfstufige Wichtigkeitsskala mit Fragen wie „Wie sehr sind andere Menschen von Ihnen abhängig?“ und „Wie sehr würden Sie vermisst werden, wenn Sie weggingen?“ Es hat sich  dabei gezeigt, dass es zentral für das menschliche Wohlbefinden ist, dass Menschen wissen, dass andere an sie denken, gegebenenfalls Rat suchen und sich darum sorgen, was mit ihnen geschieht.

    Der Soziologe R. Jay Turner zeigte 2001 in einer Studie, dass Mattering sich von Selbstwertgefühl, sozialer Unterstützung und anderen Faktoren unterscheidet und daher einen wichtigen Aspekt des Selbstkonzepts umfasst. Die individuelle Wahrnehmung entsteht meist dann, wenn Menschen andere aufsuchen (Bewusstheit), sich für sie einsetzen (Bedeutung) oder wenn sie Hilfe suchen (Vertrauen). Einen adäquaten deutschen Einzelbegriff gibt es dafür nicht, wobei Begriffe wie Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstakzeptanz  hier dazugehören. In der Folge wurden zahlreiche Skalen entwickelt, wobei sich zeigte, dass sich Mattering aus drei Komponenten zusammensetzt.

    • Bewusstheit: Schenken Ihnen die Menschen Aufmerksamkeit oder gehen sie an Ihnen vorbei?
    • Wichtigkeit: Haben Sie Menschen, die sich wirklich für Ihr Wohlbefinden interessieren?
    • Vertrauen: Gibt es Menschen, die Sie um Hilfe, Unterstützung oder Rat bitten würden?

    Das Gefühl der Wichtigkeit oder Unwichtigkeit beginnt meist in der Kindheit, wobei die Botschaften, die Eltern an das Kind senden, oft entscheidend sind, ob diese sich irrelevant, unsichtbar und unbedeutend fühlen. Die Bedeutung des Gefühls der Wichtigkeit unterscheidet sich auch nach Geschlecht, wobei Frauen fast durchgängig über ein höheres Maß an Bedeutung in ihren Beziehungen berichten. Sowohl Männer als auch Frauen leiten aus engen Beziehungen ein Gefühl der Wichtigkeit ab, aber Frauen tun dies mehr als Männer aus ihrer Rolle als Eltern und enge Freunde. Das Gefühl der Bedeutung von Männern ergibt sich eher aus ihrem wahrgenommenen Status und ihrer sozialen Klasse innerhalb der Gemeinschaft und durch die Mitgliedschaft in Gruppen.

    Literatur

    Rosenberg, M., & McCullough, B. C. (1981). Mattering: Inferred significance and mental health. Research in Community and Mental Health, 2, 163 – 182.
    Russo, F. (2022). Bin ich wichtig?
    WWW: https://www.spektrum.de/news/mattering-fuer-andere-menschen-wichtig-sein/2085168 (22-12-08)


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