Die Selbstwahrnehmung ist ein Spezialfall der Personwahrnehmung und verläuft grundsätzlich nach den gleichen Prinzipien, nur mit dem Unterschied, dass der Wahrnehmende zusätzlich Kenntnis über die eigenen Körperprozesse, die eigenen positiven und negativen Eigenschaften und Verhaltensweisen besitzt. Die Summe aller Selbstwahrnehmungen bildet das Selbstbild eines Menschen, wobei diese mit der Selbstbeobachtung eine Grundvoraussetzung für die Bewusstseins- und Selbstbewusstseinsbildung darstellt.
Die Selbstwahrnehmung kann entweder nach innen oder nach außen gerichtet sein, wobei die nach innen gerichteten Selbstwahrnehmung die Wahrnehmungen der Propriozeptoren umfasst, also die Sinneswahrnehmungen des Tiefen- oder Muskelsinns (Körperwahrnehmung), während die nach außen gerichtete Selbstwahrnehmung durch die Eindrücke der Exterorezeptoren gebildet wird, also alle Eindrücke über die eigene Person, die etwa Seh-, Hör- und Geruchssinn liefern.
Die Selbstwahrnehmung ist ein wesentlicher Aspekt für das Selbstbewusstsein, wobei Verzerrungen der Selbstwahrnehmung Krankheitsbilder wie Magersucht oder Dysmorphophobie begründen können. Verfremdungen der Selbstwahrnehmung führen in vielen Fällen zu sozialem Rückzug und dem Gefühl der Minderwertigkeit.
Die Selbstwahrnehmung unterliegt meist selbstwertverändernden Verzerrungen, d.h., Menschen tendieren dazu, sich meist positiver zu sehen als Außenstehende (Menschen mit hohen Selbstwert) bzw. tendieren zu negativen Bewertungen eigener Leistungen (Menschen mit niedrigem Selbstwert). Vor allem für Menschen mit niedrigem Selbstwert ist es wichtig, die eigene Selbstwahrnehmung zu hinterfragen. Erlebter Druck und Überforderung haben oft ihre Wurzeln in einer negativen Beurteilung der eigenen Fähigkeiten, eine herausfordernde Situation zu meistern. Gegen diesen inneren Kritiker kann es hilfreich sein, sich die eigenen Leistungen und positiven Merkmale vor Augen zu führen, im Zweifel mithilfe anderer Menschen. Auf lange Sicht gesehen hat eine positive Selbstwahrnehmung einen großen Einfluss darauf, wie belastende Situationen erlebt und bewältigt werden.
Von der Selbstwahrnehmung zu unterscheiden ist die Fremdwahrnehmung.
Literatur
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/selbstwahrnehmung/13995 (21-12-14)