Unter elektrodermaler Aktivität – früher auch (psycho)galvanische Hautreaktion – werden die auf der Haut messbaren elektrischen Phänomene zusammengefasst, wobei eine solche Messung ein indirektes Verfahren zur Erfassung der autonomen Erregung darstellt. Es handelt sich dabei meist um ein kurzzeitiges Absinken des elektrischen Leitungswiderstandes der Haut, bewirkt durch die typische Erhöhung des Sympathikotonus bei emotional-affektiven Reaktionen, wobei es zu einer erhöhten Schweißsekretion kommt und daher entsprechend zu einer Zunahme der Hautleitfähigkeit. Eelektrodermale Aktivität ist daher der Oberbegriff für verschiedene Aspekte und Meßgrößen von Leitfähigkeits‑ und Potentialänderungen der Haut, die bei verschiedenen Reizen und Aufgaben zu beobachten sind. Die elektrische Leitfähigkeit der Haut wird zwischen zwei Elektroden gemessen, die an der Handfläche oder an den mittleren Fingergliedern befestigt werden. Die Elektrodentechnik und die Auswertung sind für die Messung der Leitfähigkeitsreaktion weitgehend standardisiert. Die Messung der elektrodermalen Reaktion erfolgt in der Psychologie meist in Verbindung mit Messungen der Atem- und Herzfrequenz, oft auch mit Techniken des lauten Denkens.
Die elektrodermale Aktivität ist dabei ein sensibler vegetativer Indikator psychophysischer Aktivierung. Mit Hilfe von Messungen der elektrodermalen Aktivität lassen sich psychophysiologische Zusammenhänge objektivieren, da jede physiologische Erregung, wie sie mit Emotionen oder Stress einhergeht, die Hautleitfähigkeit verändert. Maßeinheit der Hautleitfähigkeit ist im Internationales Einheitensystem das Siemens.
Die elektrodermale Aktivität steht physiologisch im Zusammenhang mit der Funktion der Schweißdrüsen und korreliert mit der Hautfeuchte und der Hauttemperatur, wobei sie ein sensibles physiologisches Maß für die Neuheit bzw. Bedeutung eines Reizes ist, wobei das Ausmaß bei Wiederholung habitualisiert und deutlich abgeschwächt wird.
Da Selbstauskünfte von Menschen sind oft falsch oder verzerrt, wobei diese sich ihrer Einstellungen, Affekte und Emotionen auch nicht immer bewusst sind, diese vielleicht auch nicht wahrhaben wollen, weil sie ihrem idealen Selbst widersprechen oder sich in einem guten Licht darstellen wollen im Sinne der sozialen Erwünschtheit. Die Messung der elektrodermaler Aktivität gehört dabei zu den genauesten Methoden, um menschliche Reaktionen objektiv zu messen, indem sie bewusste Verfälschungen der Wahrheit aufdecken kann – diese Messung ist daher Teil jedes Lügendetektors in der forensischen Psychologie. Neben unbewussten Verfälschungen kann man damit aber etwa auch die Wirkung von Pheromonen nahweisen, die nicht bewusst wahrgenommen werden können.
Solche Messungen werden auch zur Erhebung von emotionaler Anrührung, Stressreaktionen u.ä. in der physiologischen Medienwirkungsforschung eingesetzt. Es gibt zahlreiche Untersuchungen über Unterschiede der elektrodermalen Aktivität bei verschiedenen psychiatrischen Patientengruppen.
Literatur
Fahr, Andreas & Hofer, Matthias (2013). Psychophysiologische Messmethoden (S. 347‑365). In Daniela Schlütz & Wiebke Möhring(Hrsg.), Handbuch standardisierte Erhebungsverfahren in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: Springer.
https://www.pschyrembel.de/Elektrodermale%20Aktivit%C3%A4t/P05P3 (19-12-12)
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/elektrodermale-aktivitaet/3965 (19-12-12)