Zum Inhalt springen

Pratfall-Effekt

    Der Pratfall-Effekt beschreibt den positiven Sympathie-Effekt, der vor allem Menschen betrifft, die anscheinend perfekt oder fehlerlos scheinen, und dann doch von einem kleinen Missgeschick betroffen werden, also in ihrer Perfektion doch einen kleinen Schönheitsfehler aufweisen. Ein Missgeschick lässt demnach einen schon fast unrealistisch perfekt erscheinenden Menschen sympathischer erscheinen, während das selbe Missgeschick bei einem eher durchschnittlich kompetenten Menschen jedoch dessen Ansehen eher verringert.

    Wenn ein Mensch also einen Fehler macht oder sich ungeschickt verhält, was manchmal sogar zum Lachen bzw. Auslachen führen kann, wird von anderen Menschen in speziellen Fällen als sympathischer wahrgenommen, besonders im Vergleich zu intelligenteren und klügeren Menschen. Menschen, die einen Fehler machen, wirken demnach menschlicher, einem selber ähnlicher und damit letztlich sympathischer. Menschen, die perfekt sind, können bekanntlich bedrohlich wirken, aber Menschen, die ein wenig unvollkommen sind, sind meist vertrauenswürdiger und daher leichter zugänglich.

    Indem man also auf eine kleine Schwäche bewusst hinweist, wird man bekanntlich nicht selten auch als ehrlicher wahrgenommen, denn welcher Mensch ist schon fehlerlos. Wenn ein Mensch einen Fehler macht oder sich ungeschickt verhält, was sogar zum Lachen führen kann, wird er als sympathischer empfunden, auch im Vergleich zu intelligenteren und klügeren Menschen vollkommen sind, sind sicher und daher leichter wirklich zu mögen.

    Dieser Effekt wird im Marketing und in der Werbung genutzt, indem ein Makel Schönheitsfehler die Sympathie zum Produkt erhöht. Beispiel: In den USA wurde der Autovermietungsmarkt von Hertz dominiert, wobei die Nummer 2, Avis, genau damit warb, dass es nur die Nummer zwei auf dem Markt wäre und dass sie deshalb besser sein muss als der Marktführer Hertz, da sie sich bei ihren Dienstleistungen mehr anstrengen müsse als dieser, etwa dass die Angestellten freundlicher, die Wartezeiten kürzer und die Aschenbecher sauberer sein müssen.

    Diese Beobachtung geht auf den Psychologen Elliot Aronson zurück. Elliot Aronson spielte Aufnahmen von Menschen ab, die ein Quiz beantworteten, aber bei einigen hörte man, wie die Person eine Tasse Kaffee umstieß. Die Zuhörer der Aufnahmen bewerteten die Personen, die den Kaffee umgeworfen hatten, als sympathischer.

    Pratfall bezeichnet wörtlich eigentlich einen Reinfall bzw. die Tatsache, dass jemand auf den Hintern gefallen ist.


    In einer Illustrierten hieß es dazu: Perfektionismus gehört also der Vergangenheit an, Mut zu Fehlern lautet das neue Motto. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, denn zu viele Fehler könnten dich schnell auch wieder inkompetent wirken lassen und deinem Gegenüber vermitteln, dass ihr euch nicht auf Augenhöhe befindet. Wichtig ist, dass die Fehler authentisch sind. Absichtlich herbeigeführte Missgeschicke werden oft als manipulativ empfunden. Der Pratfall-Effekt entfaltet seine positive Wirkung besonders dann, wenn die Situation natürlich und ungekünstelt ist. Unser Ratschlag: Versuche nicht krampfhaft, Fehler zu vermeiden oder zu verstecken. Gerade wenn du kompetent und erfolgreich bist, können kleine Missgeschicke dich sympathischer und nahbarer machen. Der Pratfall-Effekt zeigt uns: Perfektionismus ist nicht der Schlüssel zu mehr Beliebtheit – sondern authentische Menschlichkeit. Wichtig ist nur, dass du grundsätzlich selbstsicher und kompetent auftrittst und die Fehler nicht überhandnehmen.

    Literatur

    Aronson, E., & Cope, V. (1966). The effect of a pratfall on increasing or decreasing interpersonal attractiveness. Journal of Experimental Social Psychology, 2, 120-128.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert